Unternehmen Grüne Hölle
Hallo, mit dem sie begrüßt
wurde, schien empfindliche Nerven zu treffen. Jedenfalls zuckte sie für einen
Moment schmerzhaft zusammen. Aber dann lächelte sie. Unter ihren Augen lagen
Schatten. Sie schien nicht in bester Form zu sein. Aber sie lobte den
Frühstückstisch.
Statt dann ordentlich reinzuhauen, nahm
sie nur eine Kopfschmerztablette und zwei Tassen Kaffee.
„Daß man mich bestohlen hat“, sagte
sie, „tut weh. Da lädt man diese Leute ein, füttert sie und bietet ihnen was.
Und so sieht der Dank aus. Gott sei Dank ist Friedhelm Merpe eine erfreuliche
Ausnahme.“
O weh! dachte Tim.
„Ihr und er“, fuhr Stefanie fort, „das
war für mich der einzige Lichtblick.“
Was uns betrifft, hat sie recht, dachte
Tim. Aber dieser Schleimer ist der Abschuß.
„Vorhin, als ich vor Kummer nicht
schlafen konnte“, sagte Stefanie, „habe ich den Entschluß gefaßt. Ich werde ihn
einladen. Der Arme ist finanziell etwas kurzatmig. Es wird ihn riesig freuen,
uns nach Bridigaggio zu begleiten.“
Höre ich recht? Tims Blick fetzte über
die Gesichter.
Gaby, Karl und Klößchen zeigten keine
bemerkenswerte Regung. Begeistert waren sie selbstverständlich nicht. Aber die
Höflichkeit gegenüber der Gastgeberin gebot, daß man nicht gleich entsetzt
losgröhlte.
Soviel Rücksicht brauchte Elisa nicht
zu nehmen.
„Mutti, ich muß dir was sagen: Ich kann
ihn nicht leiden.“
„Wie bitte?“
„Ich mag Friedhelm Merpe nicht.“
„Ich bitte dich, Elisa.“ Stefanie
schüttelte den Kopf. „Seit ich ihn kenne, erweist er sich als treuer Freund:
hilfsbereit und aufopfernd. Er geht mir zur Hand. Er steht mir zur Seite. Wenn
ich ihn brauche, ist er da. Hege doch bitte kein Vorurteil, Elisa. Es wäre
ungerecht.“
Elisa starrte auf ihren Teller.
„Na gut. Wenn du meinst. Wir müssen uns
ja nicht um ihn kümmern.“
„Auch das wäre gemein. Er verdient es
nicht, daß ihr ihn ablehnt.“ Fragend sah sie Tim an. „Nicht wahr, dir gefällt
er?“
„Also, Frau von Jaburg, so würde ich
das nicht ausdrücken. Seine goldene Jacke — die mag ja noch angehen. Aber im
Wesen kommt bei ihm so eine aalige Schlüpfrigkeit durch. Einschränkend muß ich
allerdings feststellen, daß ich ihn nicht so gut und so lange kenne wie Sie.
Vielleicht gewinnt er — im Laufe der Jahre.“
„Ganz gewiß“, nickte Stefanie. „Er hat
Herzenswärme. Am besten, ich rufe ihn gleich mal an. Dann kann er sich die
ganze Woche schon freuen.“
Sie ging hinaus zum Telefon.
Tim biß in seinen Schinkentoast.
„Keine Sorge, Freunde“, sagte er durch
den Mundwinkel. „Mit dem werden wir fertig.“
18. Die Einladung
Dieses Geschmiere!
Seit einer halben Stunde zupften sie
mit Pinzetten an dem Kaugummi herum. Die Hälfte des Saturn-Diamanten hatten sie
inzwischen freigelegt. Den Rest würden sie auch noch schaffen.
Zur Zeit sah allerdings auch die
freigelegte Hälfte ziemlich unansehnlich aus.
„Der wird wieder“, meinte Friedhelm.
„Den Rest besorgt ein Seifenbad.“
Harry nickte. „Phantastisch, der
Brocken. Und wie günstig, daß du den Abnehmer schon an der Hand hast. Aber sei
vorsichtig! Diesen Arabern ist nicht zu trauen. Anis Gasthmi gehörte zu El
Hamids Leuten. Der wurde nicht umsonst der Schreckliche genannt. Diese
Orientalen haben die Tücke im Blut. Gib acht, daß sie dir nicht den Hals
durchschneiden.“
„Mich legt keiner rein“, prahlte
Friedhelm.
Sie waren bei Harry Zatofsky gewesen
und hatten den Kaugummiklumpen aus der Mülltonne geholt.
Friedhelm bestand darauf, daß die Säuberung
des Diamanten in seinem Haus stattfinde. Also fuhren sie zurück.
Harry zeigte sich von kumpelhafter
Seite und räumt ein bißchen auf.
Friedhelm erklärte, er werde die
Reparaturkosten für Harrys Garagenschloß übernehmen.
„Also“, meinte er jetzt — und legte die
Pinzette auf den Tisch, „bevor ich weitermache, sollte ich erst mal den Gasthmi
anrufen. Erfolgsmeldungen soll man rauslassen und nicht auf Eis legen.“
„Eine gesunde Einstellung“, nickte
Harry.
Friedhelm bemühte sein Notizbuch, weil
er Gasthmis Rufnummer im fernen Norditalien nicht auswendig wußte.
Im selben Moment klingelte das Telefon.
„Hallo, Stefanie“, rief er, nachdem er
sich gemeldet hatte. „Ja, mir ist alles gut bekommen. Dir hoffentlich auch.
Ach, entschuldige! Wie kann ich das sagen! Oder hat sich alles zum Guten
gewendet — und der Diamant ist inzwischen aufgetaucht?“
Er lauschte.
Harry beobachtete ihn.
Weitere Kostenlose Bücher