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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wußten, daß er Fallschirmjäger war. Genau, er war ja seit fünf Jahren nicht mehr in Schweden gewesen, und da mußte es jetzt höchste Zeit für eine Wehrübung sein. Und als Offizier mußte er sich ja selbstverständlich zu einer Übung einfinden?
    Aber wenn seinem Vater seine guten Kontakte in Schweden einfielen und er anfing zu telefonieren, um unter Hinweis auf Familienangelegenheiten einen Aufschub zu erbitten?
    Dann wäre Luigi gezwungen, seinen Vater beiseite zu nehmen und ihm die Wahrheit zu sagen. Oder zumindest etwas, was der Wahrheit nahe kam. So mußte er vorgehen, das war die einzige Lösung.
    In der restlichen Zeit der langen Mahlzeit erzählte er seinem Großvater von Kalifornien, von Silicon Valley, der kalifornischen Weinproduktion und den Erwartungen, die in die amerikanische Automobilindustrie gesetzt wurden. Nachdem er beschlossen hatte, die Einberufung zu einer Wehrübung als Erklärung zu nennen, fühlte er sich entspannter. Die ganze Familie wußte immerhin, welch großen Wert er auf seine schwedische Identität legte, obwohl er sie immer dann, wenn er nach Mailand kam, wie einen Wintermantel ablegen konnte. Sie würden ihm die Geschichte abkaufen. Er würde einen Monat weg sein, um statt Bertoni Svensson zu sein, und das würden sie glauben.
    Selbst wenn sie es nicht glaubten, würde ihn nichts daran hindern, am nächsten Morgen mit dem Kombi nach Süden zu fahren; this is it, this is the real thing, this is what you have been trained for. Make us proud, sagte die amerikanische Stimme in ihm. Befehl verstanden. Wird ausgeführt, sagte die schwedische Stimme.
    Die Anwesenheit des Außenministers und des Fernsehens nahm der gesamten Veranstaltung den privaten Charakter und machte es Carl leichter, die Tränen zurückzuhalten.
    Er hatte erwartet, daß der Sarg mit einer schwedischen Fahne geschmückt war, die dann zusammengefaltet und Joars Mutter überreicht wurde, doch dann ging ihm auf, daß das nur ein amerikanisches Ritual war. Die schwedische Marineflagge wurde von einem Offizierskameraden des KA l getragen, so wie der Sarg von jüngeren Offizieren der Küstenjägerschule getragen wurde.
    Auf dem Sarg lag jedoch Joars grüne Baskenmütze, und auf einem Kissen vor dem Sarg zwischen den Kränzen der Marine und des Generalstabs lag die Medaille des Königs für Tapferkeit im Feld, die eher wegen Tapferkeit zur See hätte verliehen werden müssen, so wie das Ritterkreuz des Sankt-Olafs-Orden. Das waren Details, von denen sich die aufdringlichen Fernsehteams nicht losreißen konnten. Und so versteiften sie sich auf immer neue Versuche, die Gäste in aufdringlichen Nahaufnahmen einzufangen. Carl hatte fast ständig eine oder mehrere Fernsehkameras gleich neben sich. Sie gruben in seinem Gesicht und zerrten und rissen an verschiedenen Uniformdetails, den Ordensspangen, dem SEAL-Symbol, dem Fallschirmjägerabzeichen, dem Abzeichen des Generalstabs, den Rangabzeichen, und wanderten dann wieder zu seinem Gesicht zurück. All dies machte Carl wie versteinert. Er nahm von der Zeremonie kaum etwas wahr, hörte die Musik wie von fern, verlor die Konzentration, und seine Gedanken flatterten zu der Nacht mit Tessie los, worauf er sich schämte, als wäre es so etwas wie eine Sünde, und zwang sich wieder zu Joar zurück, der da vorn in seinem sizilianischen Sarg mit Löwenfüßen lag. Carl kramte im Gedächtnis nach den Musikstücken, die gespielt wurden, bemühte sich, starr geradeaus zu sehen und seine Gefühle mit keiner Miene zu verraten, versuchte vergeblich, die Erinnerungsbilder aus dem Café am Morgen zu verdrängen, als das Motorrad näher kam, versuchte den Mann mit dem weißen Fleck im Haar zu vergessen, der seine UZI hob, den kleinen dumpfen Laut der Treffer, als die Geschosse in Joars Körper einschlugen, den höhnisch hochgereckten Mittelfinger, der ihm hinterher gezeigt wurde, als Joar im Sterben lag, um dann wieder zur Trauerkapelle zurückzuwandern mit dem Sarg, den Kränzen und der Musik, deren Namen ihm nicht einfallen wollte, zu dem Nacken des Oberbefehlshabers, dem Nacken des Marinechefs, Sams Nacken, dem Nakken des Alten; der Alte war der einzige Vertreter des Militärs, der Zivilkleidung trug.
    Der Außenminister hielt eine kurze Rede. Es war eine gute Rede, zumindest sehr viel besser, als Carl erwartet hatte, obwohl er nicht sonderlich hochgespannte Erwartungen gehabt hatte. Sie wurde nichts, was direkt mit dem laufenden Wahlkampf zu tun hatte. Zumindest hörte es sich nicht so

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