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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wiederzuerlangen schien, und ließ ihn neben dem Waffenhaufen aufs Bett fallen. Er überlegte kurz, wie er vorgehen sollte. Aus pädagogischer Sicht wäre es vielleicht angebracht gewesen, die Hinrichtung etwas nachlässig zu vollziehen, im Stil der Mafiosi. Dagegen sprachen jedoch kriminaltechnische Gründe. Er hatte beispielsweise keine Lust, überflüssige Blutspuren abzubekommen. Er hob den Mann erneut hoch und bemerkte den starken Knoblauchgeruch, der dem ganzen Körper zu entströmen schien. Er hob den Kopf des Mannes hoch, so daß der Nacken direkt auf dem zehn Zentimeter hohen Kopfende des Bettes lag, packte den Mann am Haar und beugte den Kopf nach hinten. Dann zertrümmerte er ihm mit der Handkante den Kehlkopf. Der Tod würde im Lauf einer halben Stunde eintreten, und als direkte Todesursache würde man Ersticken feststellen. Um diesen Ablauf zu erleichtern, drehte Carl sein Opfer halb um, so daß es mit dem Hals auf dem Kopfende liegenblieb. Das Körpergewicht würde den Rest der Arbeit erledigen. Er wischte sorgfältig den Türgriff ab, nahm den Zimmerschlüssel und schloß ab, als er das Zimmer verlassen hatte. Luigi war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und hatte sämtliche Taschen des Gefangenen geleert. Unter anderem hatte er einen amerikanischen Paß gefunden, der echt zu sein schien. Der Gefangene saß in einem der zwei Sessel des Zimmers und stierte mißmutig vor sich hin.
    »Soso«, sagte Carl munter, als er das Zimmer betrat, »damit haben wir eine Reihe interessanter logistischer Probleme vor uns. Hast du mit Åke die Möglichkeiten besprochen?«
    »Ja«, erwiderte Luigi, »in Balestrate oder Trappeto. Auf der anderen Seite des Golfs hinter Castellammare gibt es ein paar geeignete Anleger. Mit dem Schlauchboot eine halbe Stunde von der Basis entfernt.«
    »Faßt das Schlauchboot vier Mann plus Ausrüstung? Ja, natürlich tut es das. Die Frage ist, ob wir unseren Fahrgast dazu bringen können, im Boot still zu sitzen.«
    »Ja, ich glaube nicht, daß es diesen Mafiosi gefällt, nachts auf dem offenen Meer herumzufahren. Die dürften da Vorbehalte haben«, bemerkte Luigi lachend.
    Carl schüttelte den Kopf, nahm Luigis Funkgerät und rief Åke Stålhandske. Dieser saß draußen auf See gerade beim Essen. Sie vereinbarten zwei alternative Treffpunkte und die Funkkontakte der folgenden Stunden. Anschließend teilte Åke mit, welche Beobachtungen er in der Nähe der feindlichen Basis gemacht hatte.
    »Sie haben inzwischen offenbar gemerkt, daß die zweihundert Meter entfernte Ruine bei unserer Aktion eine Rolle gespielt hat, denn jetzt haben sie auch dort eine Wache postiert. Sie halten jetzt Funkverbindung auf dem FM-Band. Es ist mir ein paarmal gelungen, ihre Gespräche mitzuhören, habe aber leider nicht verstanden, was sie sagten.
    Oben auf der Veranda ist jetzt auch ein Mann postiert, und außerdem haben sie einen Schirm aus gepanzertem Glas errichtet, der die Schußwinkel von der Ruine und dem Zuckerhut abdeckt. Es hat sich also eine Menge getan.«
    Als Carl das Gespräch mit Åke Stålhandske beendet hatte, wandte er sich an Luigi:
    »Don Tommaso hat offenkundig nicht die Absicht, gleich aufzugeben. Die Frage ist jetzt, wie wir diesen Muffel hier zum Boot bekommen. Was meinst du?«
    Luigi überlegte. Sein Kombi war in der Via Wagner geparkt, an der Rückseite des Hotels, etwa dreißig Meter von dem Personal und Kücheneingang entfernt, den die gegnerische Mannschaft schon einmal benutzt hatte. Carabinieri bewachten Haupteingang und Halle des Hotels. Jedoch nicht den einzigen Hintereingang, da Carl besonders darum gebeten hatte, diese Passage frei zu lassen.
    Luigi trat ans Fenster, öffnete es und sah auf den Hof hinunter. Irgendwo da unten miaute eine Katze, aber von Menschen war nichts zu sehen. Musik tönte aus einer Fensterreihe, die wahrscheinlich zu den Küchenräumen gehörte. Eine Frau erschien mit einem Müllbeutel, den sie in einen großen Container warf, um dann schnell wieder ins Haus zu gehen.
    »Wir gehen mit ihm raus, als wären wir Polizisten. Er hat ja Handschellen an und sieht unverkennbar wie ein Verbrecher aus. Das dürfte für mich kein großes Problem sein, denn ich könnte als netter norditalienischer Polizist durchgehen. Die Frage ist nur, was wir mit dir machen«, meinte Luigi.
    Sie überlegten hin und her. Wenn Carl das Hotel durch den Haupteingang verließ, würde das eine gewaltige Aktivität auslösen, nicht nur unter den zivil gekleideten Carabinieri,

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