Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Zimmerservice ein Essen für zwei Personen, iß aber nichts, und bitte sie, den Wagen im Zimmer zu lassen«, begann er. »Hast du verstanden?«
    »Ja, verstanden«, erwiderte Luigi. »Soll ich irgendwo servieren? Ist was passiert?«
    »Ja, wenn alles nach Wunsch läuft, sollst du servieren. Die haben mir eine Bombe unters Bett gelegt. Sie wollen diesmal wohl keinen Nahkampf. Sie wird per Funk gezündet, so daß sie irgendwo Sichtkontakt haben müssen. Wahrscheinlich haben sie auch ein Fenster zum Hof. Ich mache gleich meine Jalousien etwas auf und gehe im Zimmer auf und ab. Versuch mal zu sehen, ob du irgendwo einen Beobachter entdecken kannst. Wahrscheinlich meinem Zimmer gegenüber oder schräg gegenüber. Verstanden?«
    »Ja, verstanden. Melde mich wieder mit eventuellen Beobachtungen. Bis dahin Ende.«
    Begabter Junge. Denkt schnell, sagte sich Carl. Er machte den Oberkörper frei, trat an die Fensteröffnung und versuchte sich den Anschein zu geben, als genösse er nachdenklich die relative Abendkühle. Er suchte prüfend die Fensterläden ab, konnte aber nichts entdecken. Wenn es dort irgendwo einen Beobachter gab, hätte er das Licht im Zimmer ausgemacht, um nicht als Umriß erkennbar zu sein.
    Carl ging zu seinen Kisten zurück und kramte ein Infrarotzielgerät hervor, das er ohne klare Absicht ins Hotel mitgenommen hatte. Er legte eine Batterie ein, trat wieder ans Fenster und richtete das Zielgerät erst gegen den Nachthimmel, als wäre es ein gewöhnliches Fernglas. Dann suchte er schnell die gegenüberliegende Fensterreihe im gleichen Stockwerk ab, entdeckte aber keinen Menschen in der Nähe der Fenster. Er wiederholte die Prozedur mit dem obersten Stockwerk und entdeckte da fast sofort zwei menschliche Leiber, die dicht an die geschlossenen Fensterläden gepreßt dastanden. Sie hielten etwas in den Händen, etwas, was bedeutend kälter war als ihre Körper. Es waren offenbar Metallgegenstände, vermutlich Ferngläser.
    Carl ging leise vor sich hin pfeifend ins Zimmer zurück, drehte eine Runde zum Badezimmer und holte ein Handtuch, als machte er sich für den Abend bereit. Sie wollten offenbar warten, bis er sich aufs Bett setzte.
    Er nahm sein Funkgerät, verbarg es hinter dem Körper und ging zu der Skizze mit den Notausgängen und Hotelzimmern, die er sich angefertigt und neben der Badezimmertür an die Wand geklebt hatte. Dann ging er ins Badezimmer und nahm erneut mit Luigi Kontakt auf.
    »Das Ziel befindet sich in Zimmer 480«, erklärte er. »Zwei Personen. Ich kann nicht erkennen, welches Geschlecht, wahrscheinlich Männer. Bewaffnung unbekannt, vermutlich Handfeuerwaffen sowie Ausrüstung für das Funksignal an meine Bombe. Sie haben offenbar versehentlich etwas beim Zimmerservice bestellt. Sieh zu, daß du einen lebend erwischst und melde dich, sobald du fertig bist. Ist alles verstanden?«
    »Ja, verstanden«, erwiderte Luigi ohne die geringste Spur von Unsicherheit in der Stimme. »Der Zimmerservice ist schon unterwegs. Am liebsten einer lebend. Melde dich nicht bei mir, sondern warte, bis ich mich melde.«
    »Verstanden. Bis dahin Ende«, erwiderte Carl und nahm lächelnd eine Zahnbürste, mit der er dann draußen im Zimmer ein paar Runden drehte, als suchte er etwas, beispielsweise Zahncreme. Er tat, als hätte er sie gefunden, und ging wieder ins Bad.
    Die beiden dort oben mußten ihn jetzt intensiv und mit zunehmender Spannung beobachten. Es mußte für sie aussehen, als hätten sie nur noch ein paar Minuten bis zum richtigen Zeitpunkt.
    Luigi rückte seine weiße Jacke zurecht und kontrollierte seine Waffen, bevor er einen alten Mailänder Schlager zu summen begann, als er nur noch ein paar Meter bis zur Tür hatte. Der Korridor war im übrigen völlig menschenleer, was sich jedoch jeden Augenblick ändern konnte.
    Er klopfte energisch an die Tür und rief, das Essen sei da. Im Zimmer war kurzer Lärm zu hören, worauf er nochmals anklopfte und sein Sprüchlein aufsagte. Jemand erwiderte, man habe nichts bestellt. Luigi wiederholte hartnäckig die Zimmernummer, und schließlich wurde die Tür gereizt aufgerissen.
    Der verkleidete Kellner lächelte einschmeichelnd, bedankte sich und machte Miene, den Wagen ins Zimmer zu rollen, wurde aber natürlich aufgehalten, bevor das erste Radpaar über die Schwelle gekommen war. Der Mann, der jetzt immer gereizter erklärte, sie hätten absolut nichts beim Zimmerservice bestellt, sprach mit einem starken palermitanischen Akzent und sah auch sonst

Weitere Kostenlose Bücher