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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ist.«
    »Ist die Alternative zu Lösegeld eine gewalttätige Lösung?«
    fragte die Grüne. »Wenn es so ist, werden wir uns dem entschieden widersetzen.«
    »Es ist schwierig, das Risiko von Gewalt zu beurteilen«, gestand Samuel Ulfsson. »Gewalt gehört jedenfalls nicht zu unserer Planung, sie ist nur ein Risiko angesichts der Leute, mit denen wir es zu tun haben. Wir wollen sozusagen darauf eingestellt sein, jeder Form von Bedrohung begegnen zu können.«
    »Wenn wir jetzt mal zusammenfassen«, sagte der Chef der Konservativen in einem Tonfall, als wäre er schon Ministerpräsident oder zumindest der unanfechtbare Sprecher der versammelten Opposition, »so gibt es zwei Alternativen. Erstens: Wir erlauben dem Personal des Generalstabs, diesen Versuch zu unternehmen, unsere Mitbürger freizubekommen, auch wenn ein Risiko besteht, daß es zu Gewaltanwendung kommt. Zweite Möglichkeit: Wir ziehen uns gerade wegen des Risikos von Gewaltanwendung zurück. Sollen wir die Problematik etwa so zusammenfassen, zu der die Regierung unsere Zustimmung wünscht?«
    »Ja, das finde ich eine ausgezeichnete Zusammenfassung«, erklärte der Ministerpräsident. »Wir möchten nicht die Verantwortung auf uns nehmen, dieses Unternehmen abzublasen, denn es steht immerhin das Leben von vier schwedischen Bürgern auf dem Spiel. Aber im Hinblick darauf, daß der Fregattenkapitän beteiligt ist, na ja, wir kennen ja sozusagen sein Vorleben, wollen wir also kein Risiko eingehen, ohne eure Zustimmung zu haben. Wenn es nicht anders geht, ziehen wir uns zurück.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, entgegnete der Chef der Konservativen blitzschnell und nagelte damit die Koalitionspartner einer künftigen bürgerlichen Regierung fest. »Wir haben ja schon früher ähnliche Diskussionen führen müssen. So waren wir beispielsweise ja nicht gerade einig darin, wie wir uns etwa zu Saddam Hussein verhalten sollten. Damals konnte die Regierung, ohne uns anzuhören, sich für eine gelinde gesagt feige schwedische Politik entscheiden. Ein Fehler wird jedoch dadurch nicht geringer, daß man ihn wiederholt.«
    Da der Führer der Linkspartei schon eingeschlafen war, sah sich die Grüne auf sich allein gestellt. So fand das Treffen schnell ein Ende, und die meisten Anwesenden waren recht zufrieden. Der Ministerpräsident hatte eine gewisse Rückendeckung, falls auf Sizilien etwas schiefging. Wenn dort unten alles gut ging, würde das Verdienst eher der Regierung als der Opposition zugute kommen, da es dem Chef der Konservativen recht schwerfallen würde zu behaupten, er allein habe die Garantien für eine entschlossenes schwedisches Auftreten geschaffen.
    Doch auch dieser war zufrieden. Es erschien ihm wichtig, daß Schweden so auftrat, wie es einer Demokratie anstand, jedenfalls nicht so wie damals, als Schweden die UNO-Koalition gegen den Irak nur äußerst halbherzig unterstützte. Verbrechern mußte entgegengetreten werden, falls nötig, mit der Waffe in der Hand.
    Auf dem Weg hinaus wechselte er darüber einige Worte mit dem Chef der Liberalen, der sofort Parallelen zu arabischer Gewalt zog und erklärte, wie man künftig auch an dieser Front in Schweden entschlossener auftreten müsse. Eine der ersten Maßnahmen nach dem Regimewechsel werde beispielweise die sofortige Schließung des PLO-Büros in Stockholm sein.
    Carl frühstückte in der Offiziersmesse der Kaserne und verbrachte dann erneut ein paar Stunden in der Turnhalle, bis die entscheidende Stunde näherrückte. In einer Ecke der Halle fanden etwa eine Stunde lang verschiedene Nahkampfübungen konventioneller militärischer Art statt, und Carl vermied daher sorgsam einige Übungen dieser Art. Er wollte sich innerlich reinigen und alle Gedanken verscheuchen, die nicht mit Sizilien, Don Tommaso, Joars Mörder und den rein technischpraktischen Problemen zu tun hatten, die er mit seinem Auftrag verbinden konnte; nichts Privates, keine Schuldgefühle, kein Gewissen, nichts in der Richtung.
    Punkt zwölf Uhr kam er mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche, sammelte seine Kleidungsstücke zusammen, ging zu seinem Bett in dem leeren Schlafsaal und kramte sein Telefon hervor.
    »Buon giorno, Don Tommaso, vielen Dank für unser nettes Zusammensein neulich«, begann er und wurde sofort ebenso höflich begrüßt.
    »Ah, buon giorno, ich habe eine gute Nachricht und eine schlechte, wie die Amerikaner sagen, und werde gleich zur Sache kommen. Die gute Nachricht ist, daß ich Ihr kleines

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