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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wie praktische Politik«, erwiderte Carl. »Das gefällt mir zwar nicht immer, scheint aber oft so zu werden. So wie jetzt beispielsweise.«
    »Hmmm… ähem…« brummte Don Tommaso. »Versetzen Sie sich in Ghaddafis Lage. Infolge der amerikanischen Vernichtungsorgie am Golf sind die Ölpreise ja in die Höhe gegangen. Die Flugzeugträger werden wohl jetzt verlegt werden, und Ghaddafi dürfte gute Gründe haben, sich ängstlich zu fühlen. Es wäre nicht mehr als gerecht, wenn er sein Land verteidigen könnte, meinen Sie nicht auch?«
    »Sie erstaunen mich immer wieder, Don Tommaso. Und ich habe mal gelernt, die Mafia sei der westlichen Demokratie unerschütterlich treu.«
    »Ich bin ein praktisch veranlagter Mann, Comandante. Ich bin durchaus für Demokratie und all das, solange es unsere Geschäfte nicht stört. Ich bin aber auch für Anstand und Chancengleichheit. Wenn ein großer starker Mann einen kleinen schwachen Mann überfällt, ergreife ich Partei für den Kleinen. Manche sagen, das sei altmodisch, so gehe es bei uns auf Sizilien nicht mehr zu, seit die verfluchten Drogen aufgetaucht sind. Aber ich will mit diesen Geschäften aufhören. Gleichzeitig habe ich eine gewisse ökonomische Verantwortung. Und eine Milliarde Dollar ist wirklich keine Hühnerscheiße. Sie haben den Betrag übrigens unterschätzt, wir können bedeutend mehr erzielen.«
    Carl nickte nachdenklich und sah auf die Uhr. Das war ein unbewußtes Signal an Joar, der sich schüchtern räusperte und fragte, ob er möglicherweise ein Badezimmer aufsuchen dürfe. Don Tommaso machte nur eine kurze Handbewegung, und Joar erhob sich zögernd und ging auf die Tür zu. Der Mann, der sich Giulio nannte, gab seinem Gehilfen ein Zeichen, worauf beide etwas demonstrativ ihre Waffen zeigten, während sie die Tür öffneten und mit Joar in der Mitte verschwanden.
    »Wir können die libysche Küste abriegeln und die Hälfte der gottverdammten amerikanischen Flotte herholen, wenn es gilt, diese Lieferung zu stoppen. Außerdem sind diese Spielsachen für Ghaddafi nicht mehr so wertvoll, wenn er das Überraschungsmoment einbüßt. Sie können nicht gewinnen, Don Tommaso. Der Plan war ausgezeichnet, zum Teil sogar sympathisch und durchaus nach meinem Geschmack. Aber jetzt sind Sie aufgeflogen, so einfach ist es. Wir wollen also unsere Schweden zurückhaben und können dafür eine symbolische Summe zahlen.«
    Don Tommaso überlegte einige Sekunden, bevor er antwortete.
    »Meine Einstellung ist unerschütterlich, das habe ich schon erklärt. Wenn für unseren geschätzten libyschen Freund das Überraschungsmoment entfällt, könnte man sich vorstellen, daß das den Preis negativ beeinflußt, vorausgesetzt, er erfährt es überhaupt. Wenn aber nichts herauskommt, und wir noch Ihre Schweden haben, dürften Sie kaum den Wunsch verspüren, zur Presse zu laufen. Dann ist das Geschäft immer noch möglich. Und dann bitte ich Sie, noch eins zu bedenken. Wir könnten anfangen, Schweden zu sammeln. In Rom sitzt diese Firma Ericsson, so heißt sie wohl, und außerdem haben wir dort Ihre Botschaft. Außerdem haben wir jetzt Sie beide. Die Frage ist, wie viele Schweden der Staat zu opfern bereit ist. Was glauben Sie selbst? Was werden sie wohl antworten, wenn sie von Ihnen einen Brief dieses Inhalts erhalten?«
    »Einen Brief, der meinen Zeigefinger enthält?«
    »Das hieße doch stark übertreiben. Man dürfte Ihnen auch so glauben. Nun?«
    »Mein geschätzter Gastgeber, ich bedanke mich für eine ausgezeichnete Mahlzeit und ein ergiebiges Gespräch.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie es so eilig haben, Comandante.«
    Zum ersten Mal seit langem ließ Don Tommaso den Anflug eines Lächelns sehen.
    »Doch, ich habe in der Stadt noch einiges zu erledigen. Unter anderem möchte ich ein Kunstmuseum besuchen, bevor es zu spät ist. Sie machen aber einen schwerwiegenden Fehler, Don Tommaso. Wie ich schon früher angedeutet habe, können Sie Schafhirten, Barbiere und Dorfschmiede hier auf Sizilien bedrohen, aber Sie wagen sich unleugbar einen großen Schritt vor, wenn Sie einen militärischen Nachrichtendienst zu bedrohen versuchen. Wir wären in der Lage, Sie und Ihre Familie auszulöschen, und der italienische Staat würde dagegen offiziell kaum Einwände erheben.«
    Carl lehnte sich in dem knarrenden Korbstuhl zurück. Es gab keinen Anlaß, noch mehr zu sagen. In diesem Augenblick konnte er nichts mehr beeinflussen. Sein Leben ruhte völlig in Joars Händen, ebenso Joars eigenes

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