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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Seifenstücken. Es wird also nichts vermißt werden, sofern diese mißtrauischen Teufel die Seifen nicht gezählt haben. Ein gebrauchtes Stück Seife liegt also immer noch da.«
    »Gut«, stellte Carl fest. »Und dann?«
    »Also. Die Türen - zumindest die Tür zur Terrasse - werden zum Teil mit einem Schlüssel geöffnet. Den haben wir also jetzt per Seifenabdruck. Dann gibt’s da noch einen Universalcode, der vermutlich nicht geändert wird und den nur einige Vertraute kennen.«
    »Worauf gründest du diese Vermutung?«
    »Darauf, wie dieser angebliche Giulio die Tür öffnete. Das Bedienungspersonal verhielt sich ganz anders, als müßten sie erst nachdenken. Er dachte nicht nach, sondern gab die Zahl so schnell ein, damit niemand sehen konnte, welche Zahlen er wählte. Jedesmal die gleiche Serie. 1937, du verstehst?«
    »Aber ja«, lachte Carl. »Er nahm ein Kreuz, etwa so, wie Analphabeten früher eine Unterschrift leisteten. Erst eine Eins, dann schräg runter zur Neun, dann wird von der Drei zur Sieben gekreuzt. Gut, das ist wahrscheinlich ein Universalcode. Wird er wiederholt, wenn man die Alarmanlage abstellen will?«
    »Ja, natürlich.«
    »Aha. Du hast dir also gedacht, daß wir unseren Besuch irgendwann wiederholen müssen?«
    »Man kann nie wissen. Es waren jedenfalls diese kleinen Vorsorgemaßnahmen, die etwas Zeit in Anspruch nahmen. Du hast ja draußen auf der Terrasse einigermaßen sicher gesessen.« Carl bog auf eine Parkbucht ab. Sie befanden sich oberhalb von Castellammare del Golfo und stiegen aus, um die Aussicht zu betrachten.
    Von ihrem Aussichtspunkt mitten zwischen rastenden Touristen konnten sie auf die unter ihnen liegende Stadt und links zu der Festung Don Tommasos sehen.
    Sie sagten nichts. Beide wußten, daß der andere das gleiche sah und genauso dachte wie er selbst. Nach einer Weile nickte Carl, und beide stiegen wieder ein.
    »Ich fahre weiter, sonst schlafe ich nur ein«, erklärte Carl.
    »Haben wir irgendwelche Fehler gemacht? Wir haben die erste Begegnung mit dem Feind überlebt und das Feld als Sieger verlassen. Aber welche Fehler haben wir gemacht?« fragte Joar.
    Carl überlegte kurz.
    »Die Schweden waren nicht im Haus. Ich kann es mir jedenfalls kaum vorstellen. Es wäre wirklich ärgerlich, wenn sie da unten im Keller gesessen und wir sie nicht hochgeholt hätten. Ich glaube aber nicht, daß es so war«, sagte Carl.
    »Ich auch nicht«, stimmte Joar zu. »Sie waren bereit, uns in die Luft zu sprengen, wenn die Polizei uns vom Flugplatz an verfolgt hätte. Vorsichtige Teufel. Nein, insoweit bin ich deiner Meinung. War es ein Fehler, das Mädchen nicht mitzunehmen und einen Austausch vorzuschlagen?«
    »Nein, ich glaube nicht…« begann Carl, fühlte sich aber genötigt, eine Denkpause einzulegen. »Nein, ich glaube nicht«, fuhr er etwas energischer fort. »Ist Giulietta ein Augapfel, du weißt, was ich meine? Antwort ja. Ist sie sechs Milliarden wert oder zehn? Das wissen wir nicht. Hat Don Tommaso sämtliche Operationen des Feindes voll unter Kontrolle? Das wissen wir auch nicht. Teufel auch, denk doch mal nach… Sollten wir mit einer entführten Sechsjährigen in unserem Hotelzimmer herumsitzen? Oder sollten wir vielleicht unseren Freund, den Rittmeister, bitten, uns das Entführungsopfer eine Zeitlang abzunehmen? Nein, wir haben richtig gehandelt. Auch in psychologischer Hinsicht, glaube ich. Er wußte, daß wir sie hätten mitnehmen können, mindestens bis zum Tor. Ich glaube, der Kerl weiß so etwas zu schätzen.«
    Joar antwortete eine Zeitlang nicht. Sie näherten sich dem Flugplatz und wechselten einen schnellen Blick. Sie waren sich einig: für diesen Tag kam ein weiterer Wagenwechsel nicht in Frage. Möglicherweise dachten sie: wir wissen, was wir haben, wissen aber nicht, was wir bekommen. Im Augenblick war ihr Wagen ja bombenfrei, mochte der Fahrersitz auch zerschnitten sein.
    »Was hast du mit diesen sechs oder zehn Milliarden gemeint?« fragte Joar, als der Verkehr in der Nähe von Palermo immer mehr ins Stocken geriet und er gezwungen war, seine Karte auseinanderzufalten, um einen besseren Weg in die Stadt zu finden. Gleichzeitig traf ihn die Erkenntnis, daß es eine phantastische Information war. Er hätte sich als erstes danach erkundigen sollen. Er fühlte sich beschämt, weil er glaubte, Carl hätte seine Dummheit gerade in diesem Punkt durchschaut.
    »Nun ja, es sieht so aus…« begann Carl, fluchte jedoch plötzlich, weil er von einem winzigen

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