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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Leben. Worte hatten nicht die geringste Bedeutung mehr. Jetzt galt es nur noch zu warten.
    Don Tommaso saß ebenfalls still da, ob aus Unentschlossenheit oder irgendeinem anderen Grund. Seinem steinernen Gesicht war nichts anzumerken.
    Es verging eine Minute, sechzig sich endlos dahinschleppende Sekunden, die Carl wie zwanzig Minuten erschienen. Dann ging die Glastür auf, und der Mann, der sich Giulio nannte, erschien auf der Terrasse. Er taumelte jedoch, und der Kopf hing ihm auf die Brust.
    Das lag daran, daß Joar hinter ihm stand und ihn mit einem Griff um den Jackenkragen aufrecht hielt.
    Joar schob sein Opfer durch die Tür, und der vermeintliche Giulio stürzte mit den Händen an den Seiten auf die Terrasse, so daß zuerst der Brustkorb und dann das Gesicht klatschend auf den Steinfliesen landete. Sein Gesicht war blutig, und er war offensichtlich ohne Bewußtsein.
    Joar schnaufte und trat wieder ins Zimmer. Kurz darauf zeigte sich, daß er sich eine Maschinenpistole um die Schulter geschlungen hatte und den zweiten Mann namens Roberto hinter sich her schleifte. Er legte sein zweites Opfer neben dem ersten ab, zog einen Korbstuhl am Kopfende des Tischs zu sich heran und legte die Waffe vor sich.
    »Die Alarmanlage in der Tür dürfte in etwa dreißig Sekunden ausgelöst werden«, stellte Joar fest. Die Knöchel der linken Hand waren leicht blutverschmiert, doch sonst wies er keinerlei Zeichen von Kampfspuren oder Wunden auf.
    »Wie ich schon sagte, Don Tommaso«, sagte Carl und erhob sich, »in Palermo gibt es eine Kunstausstellung, die wir ungern verpassen möchten.«
    Er trat zu dem verstummten Don Tommaso, hob das tragbare Telefon auf, das auf dem Stuhl daneben lag, und las die Nummer ab.
    »Unter dieser Nummer kann ich Sie offenbar erreichen, zumindest in der Mittagszeit, wie es scheint. Sie wissen, wo Sie uns erreichen können. Wir werden mit Interesse auf Ihr neues Angebot warten, Don Tommaso.«
    Der Gangsterboß sah aus, als gäbe er sich die äußerste Mühe, einen Wutausbruch zu unterdrücken oder eine tödliche Beleidigung herunterzuschlucken, was in seinem Fall vielleicht auf das gleiche hinauslief.
    Carl gab Joar ein Zeichen, sich bereit zu machen, und streichelte Giulietta, die Geste Don Tommasos nachahmend, die Zöpfe.
    »Noch etwas, Don Tommaso. Falls wir ganz sicher sein wollten, daß Sie unseren Wagen nicht in die Luft sprengen oder hinter ihm her schießen, wenn wir verschwinden, würden wir Giulietta natürlich mitnehmen. Und wer weiß, vielleicht ist sie soviel wert wie zwei schwedische Direktoren?«
    »Wenn Sie Giulietta anrühren, werde ich Sie bei lebendigem Leib häuten, Hamilton, und ich meine das nicht als Metapher, sondern buchstäblich«, fauchte Don Tommaso, der zum ersten Mal die Kontrolle sowohl über sich selbst als auch die Situation zu verlieren schien.
    »Sie haben mein Wort, Don Tommaso. Aber dann habe ich hoffentlich auch Ihr Wort, daß Sie unsere Abfahrt nicht behindern werden, oder?«
    Don Tommaso nickte wiederholt und deutlich. Es hatte den Anschein, als könnte er anders nicht antworten.
    Im selben Moment hallte das ganze Haus vom Lärm der Alarmanlage wider. Carl zeigte auf das Telefon, und Don Tommaso nahm es an sich, als wöge es zehn Kilogramm. Er wählte vier Zahlen und knurrte dann einige unverständliche Befehle. Die Alarmanlage verstummte.
    »Sie können gehen. Wir werden von uns hören lassen, aber Sie können jetzt gehen«, keuchte Don Tommaso. Er machte den Eindruck, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt.
    Joar stand schon an der geöffneten Panzerglastür und hielt die Maschinenpistole im Anschlag und den Finger am Abzug. Als Carl näherkam, ließ er die Waffe mit einer Hand los und reichte Carl eine Pistole, ohne das Wohnzimmer aus den Augen zu lassen.
    »Hast du den Fernauslöser an dich genommen?« fragte Carl.
    »Ja, dieser kleine Typ hatte ihn in der Jackentasche. Ich habe ihn gesichert und eingesteckt.«
    »Gut. Dann gehen wir!«
    Carl winkte Don Tommaso zum Abschied zu. Dieser saß reglos da und schnappte nach Luft, während er Giulietta fieberhaft über die Zöpfe strich. Das Mädchen schien nichts von dem verstanden zu haben, was geschehen war, denn sie zeigte nur auf die am Boden liegenden Männer und fragte etwas in einem munteren Tonfall.
    Carl gab Joar einen Schubs, worauf sie schnell die Treppe hinuntergingen und sich von Stufe zu Stufe mit schußbereiten Waffen abwechselten. Niemand störte sie. Kein Mensch war zu sehen.
    Als sie zu dem

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