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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hineinzuquälen. Don Tommaso hatte Giulietta auf dem Schoß und fütterte sie, während er sie gleichzeitig in einen Strom zärtlicher Brummlaute einhüllte.
    Der Form halber versuchte ihr Gastgeber anschließend, sie zu überreden, zumindest eine der Nachspeisen zu probieren, die das Haus zu bieten habe, zumindest etwas Obsttorte oder Creme Caramel? Eis mit Pistazien oder vielleicht nur ein kleines Stück Schokoladentorte?
    Carl und Joar schüttelten verzweifelt, wenn auch höflich den Kopf.
    Plötzlich beugte sich Carl zu Giulietta vor und kitzelte sie unterm Kinn. Sie wandte schüchtern das Gesicht ab.
    »Ich könnte wetten, daß zumindest Giulietta einen Nachtisch haben möchte. Vielleicht ein Stück Schokoladentorte?«, sagte er.
    Giulietta ließ sich ein wenig erweichen, und Don Tommasos Gesicht hellte sich auf. Carl kitzelte sie wieder unterm Kinn und sprach plötzlich schwedisch mit ihr, in einem etwas albernen Tonfall wie bei älteren Damen, die mit Kindern sprechen.
    »Los, geh pinkeln, geeeh so in zehn Minuten pinkeln. Nimm iiihnen ihre verfluchten Waffen weg. Wenn du nur einen von ihnen kriiiegst, erschieß den anderen«, sagte er plappernd und lächelte dabei. Don Tommaso leuchtete wie eine Sonne. Joar hüstelte leicht, um zu zeigen, daß er noch nicht eingeschlafen war, daß er den Befehl verstanden hatte und befolgen würde. Zumindest hoffte Carl, das Hüsteln so deuten zu können.
    »Wir müssen hier wirklich klare Verhältnisse schaffen, damit wir einander wirklich verstehen, Don Tommaso«, sagte er, als er das Interesse an Giulietta verloren zu haben schien.
    »Kaffee? Einen Espresso werden Sie mir doch nicht abschlagen?« erwiderte Don Tommaso.
    Carl nickte müde. Er mochte seine Forderung nicht wiederholen. Don Tommaso bestimmte dennoch allein, wann dieses oder jenes Gesprächsthema an der Reihe war. Sie warteten eine Zeitlang auf den Kaffee, während Don Tommaso sich mit Giulietta beschäftigte, die zu quengeln begonnen hatte. Es hatte den Anschein, als wollte sie nicht länger bleiben und als versuchte ihr Großvater sie dazu zu überreden. Schließlich gab sie nach, und da war Don Tommaso wieder bereit, zur Sache zu kommen.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Comandante. Sie sagten vorhin, Sie würden unsere Geschäfte zunichte machen. Darf ich fragen, wie Sie das anstellen wollen?«
    Dies war der Augenblick der Wahrheit. Jetzt mußte er etwas riskieren und sich auf seine Intuition verlassen.
    »Ich nehme an, daß unser lieber Oberst Ghaddafi etwa eine Milliarde Dollar und vielleicht etwas mehr für unsere schwedischen Waffen bezahlen könnte«, sagte Carl, als wäre es eine trockene Feststellung. Gleichzeitig fixierte er Don Tommaso, um nach Möglichkeit andere Antworten zu erhalten als die, die in Gestalt von Wörtern erfolgen würden.
    Don Tommaso saß vollkommen reglos da. Er sah Carl in die Augen, verzog aber keine Miene.
    »Sie sind weit schlimmer verraten worden, als Sie glauben, Don Tommaso«, fuhr Carl in fast mitleidigem Tonfall fort. »Es scheint ein ewiger Fluch hier auf Sizilien zu sein, daß man Sie immer verrät.«
    Carl entschloß sich, nicht noch mehr zu sagen, den Bluff nicht zu übertreiben, sondern Don Tommaso den nächsten Zug zu überlassen.
    Die Sekunden schleppten sich dahin. Don Tommaso dachte nach, das war förmlich zu spüren, doch er zeigte keine anderen Gefühle als reine Zerstreutheit. Er spielte mit Giuliettas Zöpfen.
    »Der Mann, der uns verraten hat, wußte nicht sehr viel. Wir haben lange und sehr überzeugend mit ihm gesprochen, bevor er starb«, sagte Don Tommaso schließlich. »Was Sie in Wahrheit andeuten, Comandante, ist etwas anderes, daß es nämlich noch mehr Verräter gibt.«
    »Kein Kommentar«, entgegnete Carl abrupt und gab sich äußerste Mühe, das Triumphgefühl zu verbergen, das ihn durchströmte. Sein Bluff hatte ihm die Erklärung geliefert. Diese Erklärung bedeutete jedoch mindestens sechs Milliarden Kronen. Folglich stand das Leben der beiden schwedischen Wirtschaftsbosse in keinem Verhältnis zum Gegenwert. Don Tommasos Erklärung zu Beginn des Gesprächs, daß es der Mafia nämlich darum gehe, die Waffen zu bekommen, und nicht darum, Hühnerscheiße zu verkaufen, ein paar Schweden, hatte also eine sehr stabile Grundlage.
    »Nun, lassen Sie uns über die Sache sprechen. Interessieren Sie sich für Politik, Comandante?« fuhr Don Tommaso in einem Ton fort, als hätte er nur das Thema gewechselt.
    »Mein Beruf ist in mancherlei Hinsicht so etwas

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