Unternehmen Vendetta
Fiat, der ihn plötzlich schnitt, aus der Fahrspur gedrängt wurde. »Teufel auch, wir werden hier nie ein Auto benutzen können, wenn es zu einem entscheidenden Stadium kommt. Also, es sieht so aus. Diese Scheißkerle hatten vor, die gesamte Ausrüstung an Libyen zu verkaufen. Und Libyen dürfte das nächste Ziel sein, das der geplanten neuen Weltordnung im Weg steht. Es soll wohl einen Bombenkrieg geben, um Araber auszulöschen, du weißt schon.
Ghaddafi ist bereit, eine anständige Summe auf den Tisch zu legen, und das war es, was Don Tommaso meinte. Der Marktwert unserer schwedischen Direktoren liegt also irgendwo zwischen sechs und zehn Milliarden. Bei allem Respekt vor schwedischem Anstand und diesem Börsenjobber, der die Hälfte von Bofors oder den ganzen Laden besitzt, glaube ich nicht, daß sie das bezahlen werden.«
»Und das hat Herr Tommaso dir so ohne weiteres erzählt?«
fragte Joar ungläubig.
»Nein, ich habe ihn geblufft. Was hältst du davon, wenn wir hier links abbiegen?«
»Nichts. Es ist zu früh. Ich habe da eine Idee. Dem Stadtplan nach sollten wir erst einen Umweg machen, aber wenn ich an diese Einbahnstraßen später denke, erscheint mir dieser Weg sicherer. Fahr einfach geradeaus weiter. Inwiefern geblufft?«
»Ich habe einfach einen Schuß ins Blaue abgefeuert. Der Kerl mußte ja etwas Wichtiges und Großes vorhaben, und so habe ich die Maxi-Alternative gewählt. Es war ein Volltreffer, mitten ins Schwarze. Das passiert einem nur einmal im Leben.«
»Shit!«
»Ja, kann man sagen.«
»Schöne Vorstellung, die USS Midway oder ein ähnlicher Flugzeugträger würde nichts davon ahnen und arglos in die Syrte einlaufen. Was für eine Reichweite hat diese Rakete Nummer 15?«
»Siebzig Kilometer. Das ist übrigens auch die Seegrenze, die Libyen beansprucht, die von den USA aber aus einer Reihe von Gründen nicht anerkannt wird.«
»Zehn Raketen für jede Anlage?«
»Ja. Mindestens.«
»Wenn sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben, können sie ohne weiteres einen Flugzeugträger versenken.«
»Ja. Interessante Vorstellung. Wenn es dabei nicht um fünftausend Menschen ginge, darunter wohl eine unbekannte Anzahl von Kumpeln von uns, würde ich es für eine gute Idee halten.«
»Eine gute Idee ist es trotzdem. Sogar eine verdammt gute Idee. Wart mal, bei der nächsten Abfahrt mußt du links rein!«
»Ich möchte gern wissen«, sagte Carl, als er sich nicht ganz überzeugend in die vielleicht richtige Autoschlange hineinmanövriert hatte, die vielleicht in die richtige Richtung unterwegs war, »was wir in einer anderen Sache machen sollen. Don Tommaso deutete an, er werde sich neue schwedische Geiseln beschaffen. Er war sogar der Meinung, uns schon in der Tasche zu haben, als du draußen auf dem Klo warst. Da wußte er noch nicht, daß du den Spieß umgedreht hattest. Er nannte die Vertretung von Ericsson in Rom und unsere Diplomaten. Damit haben wir ein großes praktisches Problem. Ein kleines praktisches Problem ist hingegen, was wir mit unseren erbeuteten Waffen machen sollen. Hast du einen Vorschlag? Es ist nicht ganz einfach. Aber trotzdem. Was schlägst du vor?«
Joar mußte überlegen. Er war unsicher, ob Carl nur gefragt hatte, um nachzuprüfen, ob sein Mitarbeiter richtig dachte, oder ob er gefragt hatte, weil er die Antwort selbst nicht kannte.
Im selben Moment, in dem er den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, gab die Klimaanlage mit einem lauten Seufzer auf. Carl und Joar wechselten einen schnellen Blick, öffneten die Seitentüren, warfen sich aus dem Wagen und rannten los.
Nichts geschah. Der Wagen blieb mit zwei offenen Türen auf der Fahrbahn stehen, und hinter ihnen setzte wütendes Gehupe ein. Sie trotteten verlegen zurück, stiegen ein, kurbelten die Seitenscheiben herunter und füllten den Wagen mit Hitze und Abgasen Palermos.
»Nun«, sagte Carl nach einiger Zeit und knöpfte sich an seinem luftigen Hemd einen weiteren Knopf auf. »Du wolltest gerade etwas sagen?«
»Wir können uns auch morgen einen neuen Wagen holen.
Aber Scherz beiseite… Außerdem können wir uns eine andere Avis-Station aussuchen. Nun, wie auch immer. Wir sollten jedenfalls schnell mit dem Rittmeister Kontakt aufnehmen.«
»Ja«, sagte Carl resigniert. »Das schwedische Personal braucht mehr Schutz. Wir müssen die Beutewaffen loswerden, denn die haben vielleicht bei einigen Verbrechen Verwendung gefunden, und es wäre nicht sehr schön, wenn man sie bei uns fände, nachdem
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