Unterwegs in der Weltgeschichte
Glasfluss, Edelsteine und Halbedelsteine. Lapislazuli ist beliebt, Bernstein, der aus Jütland kommt, noch begehrter. Auch er findet sich in den Schachtgräbern.
Das Leben der Herrscher in den weitgehend autonomen Fürstentümern des mykenischen Griechenland, die ihren Reichtum auch aus Textilmanufakturen sowie aus der Oliven- und Ãlproduktion bezogen, bestand aus Krieg, Jagd und höfischen Festlichkeiten. Streitwagen und Langschwert waren die bevorzugten Waffen. Ihre Sicherheit sollten gigantische Befestigungsanlagen garantieren, die in immer neuen Bauphasen nachgerüstet wurden â neben den eher schlicht gehaltenen Palästen auffälligster Gegensatz zur Architektur der Insel.
Aber der Glanz der minoisch-mykenischen Kultur wird schwächer, je weiter das Jahrtausend vorrückt. Dafür beginnt weiter im Osten der Stern der Phönizier zu strahlen. Nach dem Zusammenbruch der kretisch-mykenischen Herrschaft übernehmen sie von ihren Stadtstaaten Tyros, Sidon und Byblos aus den Mittelmeerhandel. Die wichtigsten Ausfuhrgüter sind Glaswaren, purpurgefärbte Gewebe, Zedernholz und fabrikmäÃig hergestellte Metallarbeiten.
Ihr folgenreichster Exportartikel ist aber eindeutig nicht materieller Art: das phönizische Alphabet, das sich im Laufe des zweiten Jahrtausends v. Chr. aus der Kommunikation mit den Schriftsystemen der benachbarten Hochkulturen herauskristallisiert und später von den Griechen übernommen wird. Aus dem griechischen bildet sich dann das lateinische Alphabet, die Grundlage unserer heutigen Antiqua .
Als die Assyrer im achten Jahrhundert v. Chr. die phönizischen Mutterstädte unterwerfen, wird das westliche Mittelmeer zum Kerngebiet. Unter den Kolonien der Phönizier ragt Karthago (»Neustadt«) hervor. 814 v. Chr. gegründet, besitzt es seit 650 v. Chr. eine eigene Flotte und eigene Heere und wird Schutzmacht für die phönizischen Neugründungen. In Karthago gilt eine aristokratische Verfassung. Den obersten Göttern werden auch Menschen geopfert.
Mit dem Aufstieg Karthagos ist ein Grundkonflikt vorgezeichnet, der im dritten und zweiten Jahrhundert v. Chr. in den Punischen Kriegen des römischen Imperiums eskaliert.
6. Weltreise anno 1500 v. Chr.
E gal, ob Sie Pferde mögen oder nicht, Sie werden einige kennenlernen in diesem Buch. Die Geschichte kommt nicht an ihnen vorbei. Dieses ist aus Bronze. Es ist am Himmel unterwegs und zieht die Sonne. Inzwischen dürfte es fast dreieinhalb Jahrtausende alt sein. 1902 wurde es im Moor von Trundholm in Dänemark gefunden. Es ist die älteste Version der Vorstellung, dass die Reise der Sonne über den Tages- und Nachthimmel mithilfe eines göttlichen Pferdes vonstattengeht. Und es ist eines der schönsten Beispiele für die Religion des bronzezeitlichen Nordens, die eine Sonnenreligion war.
Eine solche Himmelsfahrt können wir Ihnen natürlich nicht bieten. Wir bieten Ihnen stattdessen etwas sehr Irdisches an: eine Weltreise zur Bronzezeit. Wir nehmen die runde Zahl 1500 v. Chr. als Zeitmarke und schicken Sie einmal um den Globus. Sie dürfen ein echtes Kontrastprogramm erwarten. Es geht, wie gesagt, ausgesprochen irdisch zu.
Beginnen wir im Fernen Osten. Wenn Sie den Indus passieren, können Sie noch die letzten Lebenszeichen einer Hochkultur entdecken, die sich soeben aus der Geschichte verabschiedet hat. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, wenn die Eisenbahnlinie von Lahore nach Karatschi gebaut wird, werden englische Ingenieure sie wiederentdecken.
Die nach dem Städtchen Harappa benannte Zivilisation entfaltete sich im Einzugsgebiet des Indus und seiner Nebenflüsse. Wie in Mesopotamien und Ãgypten war das Ãberleben abhängig von regelmäÃigen Ãberflutungen sowie von Brunnen, Kanälen und Bewässerungsanlagen, die das Wasser für den täglichen Bedarf, für die wirtschaftliche Nutzung und ein ausgeklügeltes Hygiene-System verfügbar machten. Schon in der frühen Harappa-Kultur (um 3000 â 2800 v. Chr.) entwickelte sich eine blühende Handwerkskunst, deren Produkte auf weit verzweigten Handelswegen exportiert wurden. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste Form der Indus-Schrift, die bis heute nicht entziffert werden konnte.
Die aufgefundenen Artefakte deuten darauf hin, dass die Indus-Kultur von ständisch gegliederten Gesellschaften getragen wurde, deren führende Klasse reich genug war, um solche Kunstwerke
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