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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Hochkulturen, insbesondere der Maya.
    Die Rede ist von den Olmeken. Die Erkennungszeichen ihrer Kultur waren widerstandsfähig genug, um bis heute allen Unbilden, aller Willkür der Zeiten zu trotzen: tonnenschwere, gedrungene, aus Basalt geformte Kolossalköpfe, die körperlos auf ein Steinfundament gesetzt wurden. Möglicherweise wurden die Blöcke aus weiter Entfernung, etwa aus den Bergen des heutigen Veracruz herangeschafft – per Schiff, da die Wasserläufe die bequemsten Transportwege waren.
    In den beiden Zentren San Lorenzo und La Venta haben sich Relikte reetgedeckter Häuser aus Holzpfählen, Tempelpyramiden, Altarbauten und Tierskulpturen erhalten, Letztere vor allem dem Jaguar gewidmet, dem auch die späteren mexikanischen Hochkulturen mit fast heiliger Ehrfurcht begegneten. Auch mit dem vermutlich ältesten Schriftsystem in Mittelamerika und dem frühen Gebrauch des Kalenders setzten die Olmeken, die sich bis weit in das erste vorchristliche Jahrhundert behaupten konnten, Maßstäbe.
    Als Teilnehmer unserer bronzezeitlichen Fernreise dürften Sie inzwischen gemerkt haben, dass der Norden und der Westen und Europa überhaupt sträflich vernachlässigt worden sind. Dort angekommen, sehen Sie die Monumente der Megalith-Kultur vor sich aufragen, die nach drei Jahrtausenden nun in Europa zu Ende geht. In Stonehenge (in Südengland) bewundern Sie den riesigen Kalenderkreis aus maßgerecht behauenen Sandsteinblöcken und Blausteinen, der der Anzeige von Winter- und Sommersonnenwende dienen sollte und – wie alle Megalith-Stätten – zugleich ein Begräbnisort war.
    Wenn Sie in Ihrer Funktion als prähistorische Korrespondenten Glück haben und zur richtigen Zeit (um 1600 v. Chr.) am richtigen Ort (in Mitteldeutschland) sind, können Sie jetzt beobachten, wie ein anderes, deutlich kleineres kalendarisches Objekt in der Erde versenkt wird. In den Jahrhunderten zuvor ist der mysteriöse Gegenstand unter Verwendung von Kupfer aus dem Ostalpenraum und silberreichem Gold aus mitteldeutschen Vorkommen oder aus Siebenbürgen mehrfach bearbeitet worden und dann über lange Zeit in Gebrauch gewesen – vielleicht bei einem Fürsten. Mehr als dreieinhalb Jahrtausende später wird er sich als einer der spektakulärsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts erweisen.
    Es ist die Himmelsscheibe von Nebra.
    Die Bronzescheibe von Nebra ist die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene, die wir kennen. Dass diese bislang früheste handwerkliche Himmelsprojektion der Menschheitsgeschichte nicht auf dem Boden der klassischen Hochkulturen, sondern in Mitteleuropa gefunden wurde, kommt einer Sensation gleich.
    Im Bildprogramm der Scheibe ist ein Goldbogen das rätselhafteste Detail. Er lässt sich als Barke, als Himmelsschiff deuten, das zwischen den Horizonten entlangfährt und zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang über den Himmelsozean pendelt. Wie ein Schlaglicht taucht hier frühzeitig ein berühmtes Bildmotiv auf, das zu den zentralen Symbolen der Bronzezeit werden wird – nicht nur im Norden, sondern auch am anderen »Ende« der damals bekannten Welt, in Ägypten vor allem.
    Die Himmelsscheibe ist Teil eines Bronzeschatzes, der um 1600 v. Chr. deponiert wurde. Wie unzählige weitere Metalldepots von der Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer, von Südschweden bis zum Mittelmeer, die um diese Zeit an ausgewählten Orten niedergelegt wurden, drückt er den Wunsch aus, mit den Göttern – wie im Gebet – in Kontakt zu treten, sie zu beeinflussen und günstig zu stimmen, sie um etwas zu bitten oder ihnen zu danken.
    Bevor wir zum Ausgangspunkt unserer Reise zurückkehren, empfehlen wir übrigens einen Abstecher zum Kultplatz von Goseck, einer Kreisgrabenanlage von 71 Metern Durchmesser, kaum zwanzig Kilometer vom Versteck des Nebra-Schatzes entfernt. Hier könnten Sie, am konkreten Beispiel einer der berühmten »Kathedralen der Steinzeit«, die Anfänge der systematischen Himmelsbeobachtung nachempfinden: 2500 bis 3000 Jahre vor Fertigung der Bronzescheibe – und damit auch deutlich vor dem Baubeginn von Stonehenge oder den astronomischen Aktivitäten der Babylonier und der Pharaonen.
    Wir kehren zurück zum Sonnenwagen von Trundholm, Meisterwerk des Nordens, was Bronze- und Goldschmiedetechnik angeht, gefertigt um 1400 v. Chr., also wesentlich

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