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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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mitten in die persischen Reihen. Dareios sah sich plötzlich umzingelt von makedonischen Kriegern, verlor die Nerven und floh. Seiner Führung beraubt, brach das persische Heer zusammen und folgte seinem Führer in ungeordnetem Rückzug. Dareios’ Familie – seine Mutter, seine Frau und die Kinder – fielen in Alexanders Hände. Ein Lösegeldangebot schlug er in einem Brief als »Herrscher von Asien« aus, behandelte seine Geiseln aber gut.
    Die Schlacht bei Issos gehört zu den großen weltgeschichtlichen Wendepunkten. Alexander sah sich nun als König von Persien, aber von Zufriedenheit keine Spur: Es gab neue große Ziele.
    Zunächst verfolgte Alexander nicht Dareios, sondern zog an der Küste entlang Richtung Süden, wo sich ihm alle Städte ergaben. Nur Tyros, die Mutterstadt der Karthager, widersetzte sich, und Alexander brauchte mit enormem taktischen und technischen Aufwand acht Monate, um den Einwohnern eine verheerende und blutige Niederlage beizubringen: 2000 Menschen ließ er – so die Legende – entlang der Küste kreuzigen, 30 000 schickte er in die Sklaverei.
    Begleiten wir das makedonische Heer nach Ägypten, dessen Einwohner Alexander einen freundlichen Empfang bereiteten, sahen sie ihn doch als Befreier von der persischen Unterdrückung. Alexander ließ Architekten, Ingenieure, Wissenschaftler und Künstler ins Land bringen, gründete Alexandria, heute mit 4,54 Millionen Einwohnern nach Kairo die zweitgrößte Stadt Nordafrikas. Als Dank machten die Ägypter ihn zu ihrem Pharao, zu ihrem Halbgott. Beflügelt durch diese Ehre und bestätigt durch das Orakel der Oase Siwa in der Libyschen Wüste, fühlte sich Alexander zu weiteren Feldzügen angestachelt. Sie dürfen nicht vergessen: Da gab es immer noch Dareios, der die Zeit inzwischen genutzt hatte, um erneut ein gewaltiges Heer aufzustellen.
    Schlachtfeld am 1. Oktober 331 v. Chr. war diesmal Gaugamela im heutigen Irak. Dareios erhoffte sich durch das flache Gelände Vorteile für seine Streitwagen, und eigentlich hätte alles gutgehen müssen für das persische Heer, das wesentlich größer war als das makedonische. Wir machen es kurz: Es geschah das, was niemand für möglich gehalten hatte. Wieder einmal gelang es Alexander, durch geschicktes Manövrieren und taktisch kluge Entscheidungen den Sieg zu erringen. Dareios verlor auch diesmal die Nerven und floh.
    Alexander ließ ihn ziehen und begab sich ungehindert nach Babylon, dessen Bewohner ihm zujubelten und den umfangreichen Staatsschatz auslieferten. Er zeigte sich freundlich und tolerant. Den von den Persern zerstörten babylonischen Turm befahl er wieder aufzubauen. Die orientalische Art zu leben und zu herrschen gefiel ihm, und er nahm seinen Regierungssitz in Susa ein. Doch nicht überall lief es so friedlich: Persepolis, die alte Königsstadt der Achämeniden, gab Alexander zur Plünderung frei – vermutlich als Rache für die Zerstörung Athens 480 v. Chr. und auch auf Druck seiner Soldaten – und ließ dann alles niederbrennen.
    Alexander veränderte sich seitdem: Aus dem stürmischen, selbstbewussten jungen Mann, der seine Soldaten begeistert hatte, wurde ein skeptischer, zusehends selbstherrlicher Halbgott. Kaltblütig ließ er tatsächliche und vermeintliche Verschwörer – darunter langjährige und verdiente Vertraute – im eigenen Heer ermorden. Und er rüstete seine Streitmacht für die nächsten Feldzüge. Wir erinnern uns: Dareios war immer noch auf der Flucht. Was Alexander nicht wusste: Der Perser war längst entmachtet. Er war seinen Begleitern lästig geworden und wurde schließlich von Bessos, dem Satrapen von Baktrien, getötet. Alexander fand die Leiche des alten Rivalen abseits des Marschweges in seinem Reisewagen und ließ ihn standesgemäß beerdigen. Bessos hieß nun der nächste Gegner.
    Es war der Zeitpunkt für eine markante Wende: Bei Alexanders Soldaten rührte sich erstmals Unruhe ob der tollkühnen Pläne ihres inzwischen 24-jährigen Feldherrn. Eigentlich hatten sie ja alles erledigt, wofür sie gekommen waren. Was einigen von ihnen zunehmend als Wahnsinn erschien, wurde für Alexander immer stärker zur Mission. Er trieb seine Männer unaufhaltsam nach Osten; es begann das, was man den eigentlichen Alexanderzug nennt.
    Nach heftigen Partisanenkämpfen in Ostiran

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