Unterwegs in der Weltgeschichte
ging es nach Afghanistan. Dort vermählte sich Alexander 327 v. Chr. zum Entsetzen seiner makedonischen Begleiter nach persischer Sitte mit Roxane, einem sehr jungen, sehr attraktiven Mädchen, Tochter eines Stammesfürsten in Sogdien. Auch wenn er bei der späteren Massenhochzeit noch zwei weitere Frauen heiraten sollte, blieb Roxane die wichtigste Frau in seinem Leben. Sie begleitete ihn auf allen folgenden Feldzügen.
Im selben Jahr noch ging es bis ans Ende der Welt, wie Alexander und sein Lehrer Aristoteles glaubten: über einen 3000 Meter hohen Pass des verschneiten Hindukusch auf nach Indien. Im Frühjahr 326 v. Chr. überschritt der Makedonier mit seinem Heer den Indus und stieà auf die Streitmacht des Fürsten Poros, dessen hochgerüstete Krieger und Elefanten er nur unter äuÃerster Anstrengung besiegen konnte. Poros wurde sein Vasall.
Alexander wollte den Ganges und das dahinterliegende Weltmeer, nach damaliger Vorstellung das Ende der Welt, erreichen, wurde aber mit der Weigerung seiner Soldaten konfrontiert, noch weiterzuziehen. Sie waren nach Tausenden von Kilometern erschöpft und ausgebrannt. Alexander war entsetzt und zog sich für drei Tage zurück. SchlieÃlich musste er einsehen, dass es tatsächlich nicht mehr weiterging. Er verkündete den Rückzug, seine Soldaten jubelten. Mit einer Flotte von tausend Schiffen fuhr er den Indus abwärts zum Meer. Der Rückweg durch die Gedrosische Wüste (Belutschistan) nach Westen wurde für die Soldaten zum Albtraum. War Indien für viele in Alexanders Zug schon eine Qual gewesen, steigerten sich die Strapazen in der glühenden Hitze ins vollends Unerträgliche. Gerade ein Viertel seiner Männer erreichte Susa. Dort kam es erst einmal zu Racheakten an den Satrapen, die während Alexanders immerhin fünfjähriger Abwesenheit rebelliert und ihn verraten hatten. Danach inszenierte Alexander 324 v. Chr. ein einzigartiges Fest: die berühmte Massenhochzeit von Susa, gedacht als Akt der Verschmelzung von Persern und Makedoniern zu einer neuen Herrenschicht. Neunzig seiner höheren Offiziere sollten sich mit persischen Frauen verbinden. Dazu kamen noch rund 10 000 Soldaten.
Alexanders Traum von der Verschmelzung der Völker sollte nie Wirklichkeit werden. Im selben Jahr musste er zunächst einen für sein Leben dramatischen Verlust verkraften. Im Oktober verstarb sein Freund, Berater und Geliebter, Hephaistion, der â erschöpft durch die Feldzüge und auch durch die hemmungslosen Gelage â einer fiebrigen Krankheit erlag. Alexander trauerte tagelang, war für niemanden zu sprechen. Er schien gebrochen und zog in seinen Palast nach Babylon.
Ein Jahr hielt er sich dort auf und schmiedete â wieder zu Kräften gekommen â neue Pläne. Nearchos, sein Admiral, bekam den Auftrag, den Persischen Golf zu erkunden. Gleichzeitig sollte in Babylon ein riesiger Hafen mit einer gigantischen Flotte von tausend Schiffen entstehen. Seeleute mussten angeworben werden. Alexanders maritime Aktivitäten dienten dem Ziel, Seewege zum Indus und zu den Gewürzen Asiens zu eröffnen. Die Erforschung und Unterwerfung der Arabischen Halbinsel war geplant, Karthago sollte angegriffen werden.
Doch es kam alles ganz anders. Es begann Ende Mai mit einem leichten Fieber: Alexander erkrankte. Er versuchte trotz zunehmender Schwäche noch, seine Regierungsgeschäfte aufrechtzuerhalten, traf sich mit seinen Generälen, gab Anweisungen. Dann â nach einer Woche â war der König nicht mehr ansprechbar. Der Herrscher über fast die ganze damals im Westen bekannte Welt starb am 13. Juni 323 v. Chr. 33-jährig in Babylon, vermutlich an Malaria oder einer Lungenentzündung. Sein Grab fand er in Alexandria, wo es die Archäologen noch immer suchen.
Erst jetzt nach seinem Tod wurde deutlich, wie alles auf Alexander zugeschnitten war, sich alles nur um ihn gedreht hatte. Die makedonische Heeresversammlung wählte zwar noch Alexanders geistesschwachen Bruder Arrhidaios und seinen Sohn, den Roxane noch gar nicht geboren hatte, zu seinen Nachfolgern. Aber der Versuch, das riesengroÃe Reich unter den Hetairen und Reichsverwesern aufzuteilen, scheiterte. Die Verwalter traten in den nächsten Jahren in den sogenannten »Diadochenkriegen« gegeneinander an, Roxane und ihr Sohn wurden getötet â wie auch alle anderen Verwandten â, Alexanders Reich
Weitere Kostenlose Bücher