Unterwegs in der Weltgeschichte
Ende auf der Festung Masada, das bis heute ein Identitätsmythos des jüdischen Staates geblieben ist.
Der Ort dieser Tragödie ist faszinierend und bedeutungsschwer.
Was im 20. Jahrhundert auf dem Felsen von Masada nach drei Ausgrabungsperioden freigelegt wurde, zeugt von einem ausgeklügelten Verteidigungssystem mit groÃen Zisternen und Wasserleitungen, Anbauflächen, Tierhaltungs- und Wohnanlagen im Innern der Festung. Nur weil sie eine gewaltige Erdrampe aufschütten, gelingt es den römischen Truppen nach Jahren, die Festung zu stürmen.
Die meisten jüdischen Einwohner hatten schon nach der Zerstörung des Tempels die Region verlassen, ohne jedoch ihren Glauben, ihre Riten und ihre Gebräuche aufzugeben. Reibungen mit den Bewohnern der Gastländer blieben nicht aus. Beide Seiten versuchten, sich voneinander abzugrenzen. Da die Juden überall in der Minderheit waren, wurden sie im Verlauf der Geschichte immer wieder für rechtlos erklärt und gezwungen, massive Einschränkungen hinzunehmen. So wurden sie genötigt, in der Ãffentlichkeit ein Kennzeichen zu tragen (»Judenhut« oder »Judenstern«). Das Laterankonzil der römischen Kirche erlieà 1215 ein Kennzeichnungsgebot, nachdem schon im Jahr 717 der Kalif Omar II. eine solche Pflicht in seinem Machtbereich eingeführt hatte. Erst in der europäischen Aufklärung wurde diese Art von Diskriminierung beseitigt, von den deutschen Nationalsozialisten 1938 aber wieder eingeführt.
Dies ist dann der Auftakt zur brutalsten Judenverfolgung der Geschichte. Ihr fallen mehr als sechs Millionen Menschen zum Opfer. Alle vorhergegangenen Verbrechen an jüdischen Menschen werden durch diesen organisierten Völkermord in den Schatten gestellt. Die Diskriminierungen, Verfolgungen und Vernichtungsversuche bedrohten zwar den Bestand des jüdischen Volkes, führten aber zu einer intensiven Identitätsbildung über Jahrhunderte hinweg, so dass sich im 20. Jahrhundert wieder ein »Judenstaat« konstituieren konnte (1948).
Das Lebensprinzip der historisch gewachsenen jüdischen Identität ist die mündliche und schriftliche Tradition. Zu ihr gehören das Gesetz mit seinen 613 Geboten und Verboten ( Thora ), die Lehre ( Talmud ) sowie die Forschung und Kommentierung der Gesetzesvorschriften ( Midrasch ). Diese Vorschriften und die Art ihrer Verinnerlichung und Anwendung wurden im Lauf der jüdischen Geschichte zum Kernthema der Auseinandersetzung mit anderen Religionen, vor allem mit dem aus dem Judentum hervorgegangenen Christentum.
Das früheste Beispiel dafür gab Jesus selbst. Als Jude glaubte er wie alle anderen Juden an einen einzigen Gott. Aber es missfiel ihm, auf welche Weise vor allem die Mächtigen unter ihnen diesem Gott ihre Verehrung entgegenbrachten: indem sie genau den Gesetzen der jüdischen Religion wie den Speisevorschriften, der Sabbatruhe und der Beschneidung folgten. Für Jesus waren dies, verglichen mit der Sorge und Fürsorge gegenüber den Armen, Kranken und Verachteten, eher ÃuÃerlichkeiten, und das bekundete er auch öffentlich. Ein Stein des AnstoÃes, der viele andere ins Rollen brachte und am Ende dazu führte, dass die jüdischen Priester beschlossen, Jesus zu beseitigen.
13. Die Würfel sind gefallen
S chon im Wirrwarr der Verschwörungsvorgänge um den Senator Catilina taucht sein Name auf, der zum Inbegriff römischer Machtfülle werden sollte: Gaius Julius Caesar (100 â 44 v. Chr.). Er ist sicherlich der bekannteste und schillerndste Machthaber des Römischen Reiches; nicht ohne Grund haben zahlreiche Künstler und Schriftsteller Caesar als Thema von Bildern, Dramen und Romanen gewählt. Uns ist er heute noch präsent als Figur des überambitionierten Feldherrn in den Erfolgscomics »Asterix und Obelix«. Hier tritt er unter anderem auf als Dauerverlierer im Kampf gegen ein kleines gallisches Dorf und dessen berühmte Einwohner.
Ãberambitioniert soll er auch im wirklichen Leben gewesen sein, ehrgeizig und machtorientiert. Aber er war alles andere als ein Verlierer: Nach einer zunächst unspektakulären Beamtenlaufbahn begann 69 v. Chr. â unterstützt durch eine pekuniär interessante EheschlieÃung â seine politische Karriere mit der Wahl als Quästor in den Senat. Er gründete ein Triumvirat mit Crassus und Pompeius und erreichte 59 v. Chr. ein weiteres seiner
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