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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Ägyptern als Gastarbeiter aufgenommen und leisten, im Schatten der Pyramiden, Frondienste. Ihr Status gleicht dem von Sklaven. Um 1250 v. Chr. glückt mit dem charismatischen »Moses« der Auszug der jüdischen Sippen aus Ägypten und damit der Beginn eines gigantischen Selbstwerdungsprozesses. Es gelingt der Aufbau einer halbnomadischen Existenz, die Begründung eines religiösen Kults und umfangreicher Verhaltensvorschriften – darunter die später so genannten Zehn Gebote – und schließlich die Ansiedlung der Sippen in Judäa, worauf auch die Bezeichnung »Juden« zurückgeht.
    Um die spätere Hauptstadt Jerusalem herum wachsen die jüdischen Stämme allmählich zu einer staatlichen Einheit zusammen, die sich ab 1000 v. Chr. unter den Königen Saul, David und Salomo und nach siegreichen Kämpfen gegen Philister und Ammoniter zu einem palästinensischen Machtzentrum entwickelt. Allerdings nur kurzfristig. Um 926 v. Chr. teilt sich das kleine Reich in zwei Teile, einen Nordstaat Israel unter dem Einfluss der Assyrer und den Südstaat Juda, der unter ägyptischem Einfluss steht. Der Staat Israel wird im Jahr 722 v. Chr. von den Assyrern ausgelöscht. Juda wird von den Babyloniern unter Nebukadnezar II. bei einem Feldzug gegen Ägypten überfallen, der König Zedekia wird geblendet, die Oberschicht 586 v. Chr. nach Babylon deportiert. Der Tempel in Jerusalem als jüdisches Zentralheiligtum wird zerstört. Erst in den Jahren nach 539 v. Chr., als die Perser die Babylonier besiegen, ist die Rückkehr in die Heimat möglich. Viele Juden bleiben in Babylon.
    In Judäa entsteht nach der Rückkehr aus dem Exil eine Theokratie (Gottesherrschaft) mit einem Hohen Priester und einem Hohen Rat an der Spitze. Der Perserkönig Kyros finanziert den Wiederaufbau des salomonischen Tempels. Die religiöse Überlieferung wird aufgeschrieben und die Bibel das Heilige Buch, das im Mittelpunkt des gesamten Lebens steht und anstelle von Kultbildern verehrt, beschützt und als Offenbarung Gottes verstanden wird.
    Gleichzeitig mit dieser Religion des Buches bildet sich der Monotheismus aus: Jahwe wird nicht nur als der stärkste, sondern als der einzige Gott verkündet, zum Beispiel vom Propheten Jeremia, der nach 585 v. Chr. starb. Die Propheten als öffentliche Mahner spielen eine wichtige Rolle im Leben des jüdischen Volkes, weil sie es sind, die zu Besinnung und Reformen aufrufen und damit die öffentliche Diskussion und eine ständige Überprüfung des Glaubens in Gang halten.
    Als sich im ersten Jahrhundert v. Chr. die Spannungen innerhalb der verschiedenen jüdischen Gruppierungen zu einem Bürgerkrieg ausweiten, tritt die Weltmacht Rom auf den Plan, die die Ordnung und die eigenen Machtansprüche im östlichen Mittelmeergebiet gefährdet sieht. Es kommt zu einer fatalen Konfrontation, deren Folgen bis in die Gegenwart reichen.
    Im Jahr 63 v. Chr. marschiert der römische Feldherr Pompeius in Jerusalem ein und sorgt dafür, dass ganz Judäa von romtreuen Vasallen verwaltet wird, deren nützlichster Herodes der Große ist. Nach dessen Tod im Jahr 4 v. Chr. wird die Herrschaft unter die Söhne des Herodes aufgeteilt. Für die Römer entstehen dadurch mehrere Krisenherde zugleich. Konflikte und Unruhen führen zu kleineren Kriegen, bis die Römer schließlich durchgreifen und 70 n. Chr. das zentrale Heiligtum der Juden, den Tempel von Jerusalem, zerstören. Sie vernichten damit zugleich den jüdischen Staat.
    Seither fühlen sich die Juden staaten- und heimatlos. Sie müssen in der Diaspora , der Zerstreuung, leben und können nicht einmal die übrig gebliebene Westmauer der Tempelanlage aufsuchen, um zu beten und zu klagen. Immer wieder, noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, wird ihnen der Zugang zur Klagemauer verboten: nach einem Aufstand gegen die römischen Besatzer (132 –135 n. Chr.), unter den christlichen Kreuzfahrern im Mittelalter und 1947 bis 1967 unter jordanischer Verwaltung.
    Nach der Zerstörung des Tempels erzwingen die Römer mit imperialer Härte die endgültige Niederlage der letzten Aufständischen, die sich 73 n. Chr. auf dem Felsplateau von Masada verschanzt haben. Die von dem jüdischen Historiker Flavius Josephus niedergeschriebene Geschichte des »Jüdischen Krieges« schildert den Widerstand gegen die römische Besatzungsmacht bis zum bitteren

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