Unterwegs in der Weltgeschichte
v. Chr. brachte Hannibal den Römern in der Schlacht von Cannae die schwerste Niederlage ihrer Geschichte bei.
Sein Kriegsziel reichte allerdings weiter: die Reduzierung des Imperiums auf eine latinische Mittelmacht. Dazu galt es aber zunächst, das starke Bundesgenossensystem der Römer zu zerstören. Deshalb marschierte Hannibal nach seinem sensationellen Triumph eben nicht gegen Rom, wozu seine militärischen Kapazitäten auch kaum gereicht hätten, sondern konzentrierte sich auf wankelmütige Partner der Weltmacht. Doch auch wenn die Kelten Oberitaliens und andere untreue Nachbarn Roms in der Folgezeit zu Hannibal übertraten, blieb der Kern des römischen Einflussbereichs erhalten. Entscheidend war, dass Rom sich â anders als die Perser im Kampf gegen Griechenland â als ausgesprochen zäh erwies und zu keinem Zeitpunkt bereit war, auch nur über einen Frieden mit Hannibal zu verhandeln.
Schon bald sollte sich zeigen, dass Hannibal trotz seiner groÃen militärischen Erfolge nur wenige Optionen hatte. Das Imperium ging zu einem langjährigen Abnutzungs- und Zermürbungskrieg über, der die Karthager aufrieb und mit dem Sieg des älteren Scipio bei Zama in Nordafrika (202 v. Chr.) den Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum endgültig zugunsten Roms entschied, das seine Oberherrschaft über Spanien und im Osten über Syrien ausbauen konnte.
Hannibal sollte nach dieser Schlacht â wie es in vielen Biografien so schön heiÃt â noch ein »bewegtes« Leben bevorstehen, aber er war wohl ein Weltenbummler wider Willen: Er engagierte sich über mehrere Jahre erfolgreich beim Wiederaufbau und in der Politik Karthagos, musste aus dem römischen Machtbereich fliehen, wurde Feldherr in Syrien, baute eine Flotte in Phönizien und floh erneut â diesmal nach Kreta. Danach wurde er als Flottenkommandant in Bithynien (heute: nördliche Türkei) eingesetzt. Als der bithynische König 183 v. Chr. einem römischen Auslieferungsbegehren zugestimmt hatte, entzog sich Hannibal der Gefangennahme dadurch, dass er sich in der Festung von Libyssa mit Gift das Leben nahm.
Die wenigsten wissen etwas über diese letzten zwölf Jahre in Hannibals Leben. Sein Name bleibt wohl auf ewig verbunden mit den verschneiten Alpen und vor allen Dingen mit den Elefanten. Im heutigen Tunesien sehen ihn viele als Helden, insbesondere in der Stadt Karthago ist der Name Hannibal Barkas sehr beliebt. Auch zu Werbezwecken eignet er sich offensichtlich ausgezeichnet; nicht umsonst wurde der erste private Fernsehsender in Tunesien nach ihm benannt.
Blicken wir noch einmal auf das historische Karthago, für das ab 190 v. Chr. eine politische und wirtschaftliche Erholung, eine Regeneration des Staatswesens zu verzeichnen war. Den Römern konnte das nicht gefallen, es lieà das Misstrauen und die Skepsis gegenüber den Nordafrikanern wieder aufleben. Ein römischer Politiker galt als besonders entschiedener Befürworter der Vernichtung Karthagos: Marcus Porcius Cato (234 â149 v. Chr.). Bis in unsere heutige Zeit gilt er als Musterbeispiel eines römischen Konservativen. Er soll jede seiner Reden im Senat mit den Worten: »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam« (»Im Ãbrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss«) beendet haben, auch wenn sie ein ganz anderes Thema hatte. Historische Belege gibt es dafür allerdings nicht.
In Catos letztem Lebensjahr kam es dann tatsächlich zum Ausbruch des Dritten Punischen Krieges (149 â146 v. Chr.), in dessen Folge Karthago durch den jüngeren Scipio vollständig vernichtet wurde. Auslöser war ein militärischer Schlag der Karthager gegen das aufsässige Numidien (Landschaft im heutigen Algerien/Tunesien), was Rom als Bruch des Vertrags von 201 v. Chr. betrachtete und zu einer grausamen Strafexpedition veranlasste: Nach heftiger Gegenwehr ergaben sich von den geschätzten ehemals 500 000 Einwohnern Karthagos 50 000 Ãberlebende und wurden in die Sklaverei verkauft. Rom lieà die Stadt nach der Eroberung schleifen. Karthago existierte nicht mehr und wurde zur römischen Provinz Africa proconsularis . Augustus dann baute Karthago wieder auf, gröÃer und schöner als je zuvor.
Der Sieg der Römer über Karthago markiert den Höhepunkt einer beispiellosen Expansion von der beschaulichen Bauern- und Hirtensiedlung zu einem Weltreich.
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