Unterwegs: Politische Erinnerungen (German Edition)
wieder zutage treten, die gemeinhin als überwunden galten. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawien etwa, mehr als zehn Jahre nach den Kriegen auf dem Balkan, entstehen im Streit der nationalistischen und wirtschaftlichen Ansprüche neue politische Strukturen, unter denen alte Feindseligkeiten rumoren.
Auch in anderen Weltgegenden sind langjährige Konflikte nicht geregelt oder neue Krisenherde entstanden. So gibt es trotz der zahlreichen Friedensmissionen im Nahen Osten bis heute keine Lösung im israelisch-arabischen Konflikt, und auch zahlreiche afrikanische Staaten laufen Gefahr, durch ethnische oder religiöse Konfrontationen zerrissen zu werden. Die gewaltigen, blutigen Schrecken, die Zeiten der Diktaturen eines Hitler, Stalin oder Mao, sind zwar vorbei, doch die Leiden, denen die Weltpolitik auch heute noch Menschen in vielen Ländern unterwirft, sind es nicht.
Mit der Welt hat sich auch das Leben und die Arbeit von uns Journalisten verändert – nicht zuletzt durch die Hightech-Entwicklungen des letzten Jahrzehnts, die den Heimatredaktionen in kürzester Zeit Nachrichten auf den Tisch liefern. Wo in der Unübersichtlichkeit der neuen Konflikte selbst Regierungen und ihre Geheimdienste mit blitzschnellen, aber kaum kontrollierbaren Informationen operieren müssen, fällt es auch Journalisten schwer, Meldungen richtig einzuschätzen. Mächtige Wirtschaftsverbände und Unternehmen bauen Nachrichtenlandschaften auf, die in die Irre führen können. Quotendruck und die Nachfrage nach emotionaler Schnellberichterstattung haben dafür gesorgt, dass trotz der besseren Reisebedingungen und des unmittelbaren Zugangs zu Bildern und Informationen die Korrespondentenarbeit nicht leichter und nicht ungefährlicher geworden ist.
Also sind drei Sprüche, die ich als junger Journalist auf Reisen durch die Trümmerlandschaften der Weltpolitik lernte, wohl gültig geblieben. »Die Katastrophen sind die Saturnalien der Journalisten«, hatte mir einst ein Schweizer Kollege gesagt – eine ironische Warnung davor, vor allem die schrecklichen Ereignisse als journalistisch relevant zu betrachten, sich von dramatischen Sensationen blenden zu lassen und dadurch Abstand und Überblick zu verlieren. Nur scheinbar im Gegensatz dazu steht jene andere, einfache Redeweisheit: »Neugier und gesunde Beine sind das Wichtigste für einen Journalisten.« Und schließlich: »Das Leben besteht aus Fragen und Antworten und Fragen und Antworten, die zur nächsten Frage führen.«
Notiz des Autors
In verschiedenen Büchern habe ich meine Erfahrungen in Russland und China beschrieben. Darauf greife ich zum Teil in den Kapiteln dieses Buches zurück.
Boris Pasternak. Eine Bildbiographie (München 1958), Gespräche in Moskau (Köln 1961), Michail Gorbatschow. Eine Biographie (Frankfurt am Main 1990), Der Putsch. Vier Tage, die die Welt veränderten (Frankfurt am Main 1991), Weites Land. Russische Erfahrungen – russische Perspektiven (Berlin 1996), Sibirisches Tagebuch. Reisebericht (Berlin 1998), Die Deutschen und ihre Nachbarn. Russland (München 2008), Begegnung mit China. Eine Weltmacht im Aufbruch (Düsseldorf 1978).
Bildnachweis
Bildteil 1
Als Internatsschüler mit Rehkitz : Privatarchiv Gerd Ruge
Als Hitlerjunge in Marienau : Privatarchiv Gerd Ruge
Teilnehmer der NWDR-Rundfunkschule : © Schweer/Forschungsstelle Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland / NDR
Hörfunkreporter beim WDR : WDR
Als Zwanzigjähriger : NDR
Adenauer in Moskau : Ullstein-Bild
Abschluss der Verhandlungen in Moskau : Ullstein-Bild
Vor dem Bolschoi-Theater : NDR / WDR
Auf dem Balkon des Hotel National : Privatarchiv Gerd Ruge
Boris Pasternak : picture alliance / akg images
Mit Werner Höfer und Klaus Bölling : Ullstein-Bild
Weltspiegel : WDR
Peter Benenson : picture-alliance / dpa
Rudolf Augstein und Conrad Ahlers: picture-alliance / dpa
Bildteil 2
Vor dem Weißen Haus : WDR
Rosa Parks und Martin Luther King : Wikimedia Commons
M.L. King, R. Kennedy und Lyndon B. Johnson : Ullstein-Bild
In Saigon : Romy Pabel
Mit Willy Brandt sowie Friedrich Nowottny und Klaus Altmann im Bonner ARD-Studio : © Klaus Barisch, Köln / WDR
Mit Willy Brandts Hund : picture-alliance / dpa
Unterzeichnung des Moskauer Vertrags: Ullstein-Bild
Rainer Barzel gratuliert Willy Brandt : Ullstein-Bild
Nicht im Mao-Look … : WDR
Berthold Beitz und Zhou Enlai : Fotoagentur Sven Simon
Jiang Qing und Zhou Enlai : Ullstein-Bild
Kundgebung auf dem Tiananmen-Platz:
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