Unterwegs: Politische Erinnerungen (German Edition)
sei eine Amnestie für die Mitarbeiter des Spiegel . Das hätte ja vorausgesetzt, dass wir mit einer Verurteilung rechneten, und wäre auch sonst kein Beitrag zu der Kernfrage gewesen, wie Staatsschutz und Pressefreiheit in einer demokratischen Gesellschaft zueinander standen. So beschlossen wir, kurzfristig zu einer Konferenz mit bekannten Juristen, Politikwissenschaftlern, Historikern, Militärs und Journalisten aus der Bundesrepublik, England, Frankreich, der Schweiz und den USA einzuladen, auf der wir das schwierige Verhältnis zwischen der Informationspflicht der Presse und der Pflicht des Staates, lebenswichtige staatliche Geheimnisse zu schützen, untersuchen wollten. Das Ergebnis war das Buch Landesverrat und Pressefreiheit , das die Diskussionen auf der Konferenz zusammenfasste. Wir wollten mit dieser Veröffentlichung sowohl für die Teilnehmer bei den Demonstrationen als auch für spätere gesetzgeberische und juristische Erörterungen sachliche Argumente zur Bewahrung der Pressefreiheit liefern.
In dem halben Jahrhundert nach der gescheiterten Polizeiaktion gegen den Spiegel hat sich eine ähnlich große Aktion gegen die Pressefreiheit in der Bundesrepublik nicht wiederholt. Aber dass in den meisten Ländern der Welt Presse- und Meinungsfreiheit und die Menschenrechte noch immer nicht ausreichend gesichert und geschützt sind, habe ich auf vielen Reisen, und nicht nur in Entwicklungsländern, erlebt.
Vor dem Weißen Haus in Washington, 1964.
Quelle: Vor dem Weißen Haus : WDR
Ikonen der Bürgerrechtsbewegung: Rosa Parks, die sich als erste Schwarze weigerte, ihren Platz im Autobus einem Weißen freizumachen, im Hintergrund Martin Luther King, 1955.
Quelle: Rosa Parks und Martin Luther King : Wikimedia Commons
Martin Luther King zu Gast im Weißen Haus, zu seiner Linken Robert Kennedy und Vizepräsident Lyndon B. Johnson (zweiter von rechts), 1963.
Quelle: M.L. King, R. Kennedy und Lyndon B. Johnson : Ullstein-Bild
Während der Tet-Offensive in Saigon, 1968.
Quelle: In Saigon : Romy Pabel
Mit Bundeskanzler Willy Brandt und den Kollegen Friedrich Nowottny und Klaus Altmann im Bonner ARD -Studio, 1972.
Quelle: Mit Willy Brandt sowie Friedrich Nowottny und Klaus Altmann im Bonner ARD-Studio : © Klaus Barisch, Köln / WDR
Warten auf einen Termin mit dem Bundeskanzler: Im Interview mit Willy Brandts Hund Bastian, 1972.
Quelle: Mit Willy Brandts Hund : picture-alliance / dpa
Bundeskanzler Willy Brandt und der sowjetische Ministerpräsident Alexej Kossygin unterzeichnen den Moskauer Vertrag, dahinter u.a. Conrad Ahlers (ganz links), Leonid Breschnew (Mitte), Egon Bahr (ganz rechts), 12. August 1970.
Quelle: Unterzeichnung des Moskauer Vertrags: Ullstein-Bild
Oppositionsführer Rainer Barzel gratuliert Willy Brandt nach dem gescheiterten Misstrauensvotum im Bundestag, 27. April 1972.
Quelle: Rainer Barzel gratuliert Willy Brandt : Ullstein-Bild
Nicht im Mao-Look, sondern in Arbeitskleidung in einem chinesischen Stahlwerk, 1974.
Quelle: Nicht im Mao-Look … : WDR
Krupp-Chef Berthold Beitz zu Gast beim chinesischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai, 1973.
Quelle: Berthold Beitz und Zhou Enlai : Fotoagentur Sven Simon
Maos Ehefrau Jiang Qing und Ministerpräsident Zhou Enlai, 1974.
Quelle: Jiang Qing und Zhou Enlai : Ullstein-Bild
Kundgebung auf dem Tiananmen-Platz zu Ehren des verstorbenen Ministerpräsidenten Zhou Enlai und zugleich Protest gegen die Fortsetzung der Kulturrevolution durch Jiang Qing, Peking, 5. April 1976.
Quelle: Kundgebung auf dem Tiananmen-Platz: Ullstein-Bild
We shall overcome
Washington 1962–1969
Am Dienstag, dem 16. Oktober 1962, wartete ich im Westflügel des Weißen Hauses, wo die Presseabteilung ihren Sitz hat, um meine Akkreditierung als White House Correspondent zu beantragen. Vier Jahre hatte ich als Redakteur und als Reisekorrespondent vom Kölner Mutterhaus aus gearbeitet. Nun meldete ich mich bei der Regierung in Washington an. Es war ein kurzer, eher formeller Vorstellungsbesuch, aber die Akkreditierung war wichtig, denn sie eröffnete nicht nur den Zugang zu den Pressekonferenzen und Arbeitsräumen am Sitz des US -Präsidenten, sondern erleichterte auch den Kontakt zu Politikern und Vertretern der Wirtschaft außerhalb des Regierungsviertels.
An diesem Tag war die Atmosphäre im Weißen Haus außergewöhnlich angespannt, ohne dass meine amerikanischen Kollegen sich und mir erklären konnten, was
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