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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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reizende Mulattin; ihr Mann war pechschwarz und ein netter Kerl. Er zog gleich los und kaufte eine Flasche Whisky, um mich angemessen zu bewirten. Ich wollte etwas dazugeben, aber das lehnte er ab. Sie hatten zwei kleine Kinder. Die Kids hopsten auf dem Bett, es war ihr Spielplatz. Sie klammerten sich an mich und staunten mich an. Draußen jaulte und tobte die wilde summende Nacht der Central Avenue – die Nacht aus Lionel Hamptons «Central Avenue Breakdown». In den Fluren wurde gesungen, an den Fenstern wurde gesungen, zur Hölle, verdammt, und pass gut auf. Terry kriegte ihre Klamotten, und wir sagten goodby. Unten gingen wir in eines der Chickenshacks und ließen Platten in der Jukebox laufen. Zwei schwarze Typen flüsterten mir was von Gras ins Ohr. Einen Dollar. Okay, sagte ich, bring es. Der Partner kam rein und winkte mich zum Kellerklo, wo ich blöde rumstand, während er sagte: «Heb’s auf, Mann, heb’s auf.»
    «Was soll ich aufheben?», fragte ich.
    Meinen Dollar hatte er schon. Er hatte tatsächlich Angst, auf den Fußboden zu zeigen. Es war auch kein Fußboden, nur nackter Boden. Und da lag etwas, es sah aus wie ein kleines braunes Häufchen Scheiße. Der Kerl war absurd in seiner Vorsicht. «Ich muss auch gut aufpassen, letzte Woche ist es nicht so cool gelaufen.» Ich hob das Häufchen auf, es war eine Zigarette aus braunem Papier, und kehrte zu Terry zurück, und wir gingen in unser Hotelzimmer, um uns anzutörnen. Nichts passierte. Es war Bull-Durham-Tabak. Ich hätte klüger mit meinem Geld umgehen sollen.
    Terry und ich mussten unbedingt und ein für alle Mal entscheiden, was wir jetzt machen wollten. Wir beschlossen, mit unserem restlichen Geld nach New York zu trampen. Sie holte sich am gleichen Abend noch fünf Dollar von ihrer Schwester. Jetzt hatten wir knapp dreizehn. Also packten wir, bevor die tägliche Zimmermiete wieder fällig wurde, unsere Sachen und brachen auf und fuhren mit einem roten Bus nach Arcadia, Kalifornien, wo unterhalb von schneebedeckten Bergen die Rennbahn von Santa Anita liegt. Es war dunkel geworden. Vor uns lag der amerikanische Kontinent. Hand in Hand gingen wir mehrere Meilen die Straße entlang, um aus der dichtbesiedelten Gegend herauszukommen. Es war Samstag Abend. Wir standen unter einer Straßenlaterne und reckten die Daumen, als plötzlich Autos voller junger Burschen mit flatternden Wimpeln vorbeirauschten. «Yeah! Yeah! Wir ha’m gewonnen, wir ha’m gewonnen!», brüllten sie. Sie johlten zu uns herüber und amüsierten sich köstlich, einen Typ und ein Mädchen am Straßenrand stehen zu sehen. Dutzende solcher Wagen fuhren vorbei, voll junger Gesichter und «markiger junger Stimmen», wie man so sagt. Ich hasste jeden Einzelnen von ihnen. Was bildeten die sich ein, jemanden am Straßenrand auszuwiehern, nur weil sie kleine Highschool-Punks waren und ihre Eltern am Sonntagnachmittag das Roastbeef tranchierten? Was bildeten sie sich ein, ein Mädchen auszulachen, das in Armut geraten war, mit einem Mann, der es innig lieben wollte? Wir hatten niemandem etwas getan. Und kein einziger Wagen nahm uns mit. Wir mussten zu Fuß in die Stadt zurückgehen, und das Schlimmste war, dass wir einen Kaffee brauchten und das Pech hatten, in die einzige noch offene Kneipe zu geraten, eine Pennäler-Eisdiele, wo all die jungen Burschen waren, die sich an uns erinnerten. Jetzt sahen sie, dass Terry Mexikanerin war, eine Pachuco -Wildkatze, und ihr Typ noch etwas Schlimmeres.
    Ihr hübsches Näschen hochgereckt, stolzierte sie wieder hinaus, und wir wanderten im Dunkeln am Straßengraben der Highways entlang. Ich trug das Gepäck. Unser Atem bildete Nebelwölkchen in der kalten Nachtluft. Am Ende beschloss ich, mich noch einmal mit meiner Liebsten vor der Welt zu verstecken und auf das Morgen zu pfeifen. Wir gingen in ein Motel am Straßenrand und bekamen für vier Dollar ein behagliches kleines Apartment – komplett mit Dusche, Handtüchern, eingebautem Radio in der Wand und so weiter. Wir nahmen einander fest in die Arme. Wir hatten lange, ernste Gespräche, nahmen ein Bad und diskutierten die Lage bei Licht und dann ohne Licht. Etwas wurde bewiesen, ich konnte sie von etwas überzeugen, was sie akzeptierte, und wir besiegelten den Pakt im Dunkeln, atemlos erst, dann zufrieden wie kleine Lämmchen.
    Am Morgen nahmen wir tapfer unseren neuen Plan in Angriff. Wir wollten mit dem Bus nach Bakersfield fahren und bei der Traubenlese helfen. Nach ein paar Wochen wollten

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