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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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wir dann ganz korrekt, nämlich mit dem Bus, nach New York fahren. Es war ein wunderbarer Nachmittag, als ich mit Terry nach Bakersfield fuhr: wir saßen in gelöster Stimmung auf der Sitzbank, redeten, sahen die Landschaft vorbeiziehen und machten uns keine Sorgen. Am späten Nachmittag erreichten wir Bakersfield. Unser Plan war, jeden Obsttgroßhändler in der Stadt anzuhauen. Terry sagte, wir könnten in Zelten am Arbeitsplatz schlafen. Die Vorstellung, im Zelt zu wohnen und in der kühlen Morgenluft Kaliforniens Weintrauben zu pflücken, war umwerfend. Aber es gab keine Arbeit und viel Verwirrung, weil jeder uns tausend Tipps geben wollte und doch kein Job dabei heraussprang. Trotzdem aßen wir in einer chinesischen Imbissbude und zogen körperlich gestärkt wieder los. Wir gingen über den Bahndamm der Southern Pacific ins Mexikanerviertel. Terry palaverte mit ihren Landsleuten und fragte jeden nach Arbeit. Es war schon dunkel und die engen Straßen von Mextown waren eine einzige Lichterflut: Kino-Reklamen, Obststände, billige Einkaufspassagen, Discountläden und Hunderte von geparkten klapprigen Lastwagen und schlammverschmierten alten Kisten. Ganze Familien mexikanischer Obstpflücker schlenderten Popcorn knabbernd umher. Terry sprach jeden an. Mich packte langsam die Verzweiflung. Was ich brauchte – und Terry auch –, war etwas zu trinken, also kauften wir eine Flasche kalifornischen Portwein für fünfunddreißig Cent und gingen zum Güterbahnhof, um Wein zu trinken. Wir fanden einen Platz, wo Landstreicher ein paar Obstkisten zusammengerückt hatten, um am Feuer zu sitzen. Dort setzten wir uns hin und tranken den Wein. Links von uns standen die Güterwagen, trostlos und rußig rot im Mondschein; geradeaus vor uns waren die Lichter und Scheinwerfer vom Flugplatz von Bakersfield selbst; zu unserer Rechten ein riesiges Lager aus Aluminiumwellblechbaracken. Ah, es war eine schöne Nacht, eine warme Nacht, eine Weinnacht, eine Mondnacht – genau die richtige Nacht, um dein Mädchen zu umarmen und zu reden und durch die Zähne zu spucken und dich im Himmel zu fühlen. Das taten wir. Sie trank wie verrückt, hielt mit und überholte mich sogar und redete bis Mitternacht. Wir hockten wie angewurzelt auf den Kisten. Gelegentlich kamen Landstreicher vorbei, mexikanische Mütter mit ihren Kindern, und der Streifenwagen kam herangerollt, und der Cop stieg aus, um zu pinkeln, aber die meiste Zeit blieben wir allein und verschmolzen unsere Seelen immer mehr und immer mehr, bis es furchtbar hart sein würde, goodby zu sagen. Um Mitternacht standen wir auf und schwankten zum Highway hinüber.
    Terry hatte eine neue Idee. Wir sollten nach Sabinal trampen, in ihre Heimatstadt, und bei ihrem Bruder in der Garage wohnen. Mir war inzwischen alles recht. An der Straße bat ich Terry, sich auf meinen Seesack zu setzen, damit sie wie eine Frau in Nöten aussah, und gleich darauf hielt ein Lastwagen, und wir liefen glücklich kichernd hin. Der Mann war ein guter Kerl, sein Truck war erbärmlich. Klappernd kroch er das Valley hinauf. Kurz vor Tagesanbruch kamen wir nach Sabinal. Ich hatte den Wein ausgetrunken, während Terry schlief, und war regelrecht blau. Wir stiegen aus und schlenderten über den von Blättern überdachten stillen Platz der kleinen kalifornischen Stadt – eine Bedarfshaltestelle der Southern Pacific . Wir suchten nach einem Kumpan ihres Bruders, der uns sagen sollte, wo der Bruder steckte. Niemand zu Hause. Als es langsam hell wurde, legte ich mich auf den Rasenplatz vor dem Rathaus und sagte immer wieder und wieder: «Du willst mir nicht sagen, was er drüben in Weed gemacht hat, wie? Was hat er in Weed gemacht? Du willst es nicht sagen, wie? Was hat er in Weed gemacht?» Das war aus dem Film Of Mice and Men mit Burgess Meredith, der so mit dem Vorarbeiter der Ranch spricht. Terry kicherte. Alles, was ich machte, gefiel ihr. Ich hätte dort liegen bleiben und so weitermachen können, bis die Ladys der Stadt zum Kirchgang kamen, und es hätte ihr nichts ausgemacht. Am Ende aber kam ich zu dem Schluss, ihr Bruder würde uns schon aus der Patsche helfen, und ich ging mit ihr in ein altes Hotel hinter den Gleisen, und wir legten uns in ein bequemes Bett.
    Bei strahlendem Sonnenschein stand Terry frühmorgens auf und machte sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Ich schlief bis Mittag; als ich aus dem Fenster schaute, sah ich plötzlich einen Güterzug der Southern Pacific vorbeifahren, mit Hunderten von

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