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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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Ford-Fairlane-Kabriolett, nagelneu, wie die Häuser und die Bäume, mit Weißwandreifen und Jetstrahl-Streifen aus Chrom, die fast knisterten, wenn der Wagen fuhr.
    Erica hatte ihre Jell-O-Formen in dem perlmuttbeigen Hängeschrank über dem Herd stehen. Sie besaß Flötenformen, Ringformen, Kronenformen in verschiedenen Größen, sie hatte Notizen und Schaubilder, Gebrauchsanweisungen und Bestellformulare für spezielle Deko-Formen, die sie demnächst ausfüllen und baldmöglichst einsenden wollte.
    Bei Verschlucken sofort Erbrechen herbeiführen.
    Eric walkte seinen Schwanz gewissenhaft, grimmig und methodisch. Er mußte sich noch daran gewöhnen, wie sich das Kondom anfühlte, gummistumpf und ernüchternd. Auf dem Boden zwischen seinen Füßen lag ein Foto von Jayne Mansfield, deren Höschen unter einem mit Ziermünzen besetzten Kleid hervorschauten. Er hätte seinen Schwanz gern zwischen ihre Brüste gesandwicht, bis er huiii machte. Aber er würde nicht einfach zur Tür hinausmarschieren, wenn es vorüber war. Er würde mit ihren Brüsten reden. Sanft und liebevoll sein. Ihnen von seinen Sehnsüchten erzählen, seinen Hoffnungen und Träumen.
    Es gab eine Form, die Erica noch nie benutzt hatte, sie ähnelte fast einer ferngesteuerten Rakete und war ihr irgendwie unheimlich.
    Das Gesicht auf dem Foto bestand nur aus dem geschminkten Mund und den verschmierten Wimpern, und als Eric seine Angelegenheit bis zu einem bestimmten Punkt vorangetrieben hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit von den vorquellenden Brüsten ab und konzentrierte sich auf das Jayne-Gesicht, ihre Augenbrauen und Wimpern und Schmollippen. Die Brüste waren echt, aber das Gesicht war aus tausend thermoplastischen Dingen zusammengestückelt. Und unter dem immer durchdringenderen Abtastblick seiner Libido verwandelten sich Modellierwachs, Liner, Gloss und Cremes in die weichen, feuchten Mechanismen der Entladung.
    Mißbrauch verursacht Gesundheitsschäden. Nicht einatmen, lebensgefährlich.
    Erica trug einen wirbelnden blauen Rock und eine Butterblumenbluse, die farblich ganz zufällig zu ihrem neuen Fairlane paßten.
    Rick hielt sich immer noch im Laubengang auf und polierte mit einem Fensterleder die Chromteile. Diese Tätigkeit hätte er am liebsten für immer und ewig ausgeführt. Er konnte sich in einem Chromstreifen spiegeln, froschäugig und wasserköpfig, und etwas von der Kraft des Automobils spüren, den Pferdestärken, dem Dezibelgrollen des Doppelauspuffs, der Pedalspannung des Ford-O-Matic-Antriebs. Dieses Auto hatte etwas Heimtückisches, jawohl, denn man fuhr damit vernünftig zum Zahnarzt, bildete ab und zu eine Fahrgemeinschaft mit den Andersons und brachte Eric zum Wettbewerb junger Forscher, aber unter diesem familiären Alltagsgebrauch kauerte die Macht der Maschine, die mit heruntergelassenem Verdeck die Landschaft verschlang.
    Achtung. Behälter steht unter Druck.
    Eines von Ericas Lieblingsworten war Laubengang. Es klang so gemütlich und idyllisch und keineswegs gestrig und besagte, daß man etwas hatte, das andere nicht hatten. Und dann liebte sie auch noch das Wort Frischefach. Ihr Kelvinator hatte ein hübsches, geräumiges Frischefach, und sie sagte den Männern für ihr Leben gern, daß dies und jenes im Frischefach lag. Nicht im Kühlschrank, im Frischefach. Die Möhren sind im Frischefach, Rick. Gewiß gab es Leute da draußen an der Old Farm Road, wo die vordere Veranda furchtbar durchhängt, das Gras nicht gemäht wird und die DuckRiver-Baptisten ihren Gottesdienst in dem Flachbau abhalten, der an der unkrautüberwucherten Straße zur Müllkippe steht, und diese Landeier hatten keine Ahnung, was ein Frischefach ist, die hatten Eiskisten statt Kühlschränke oder Kühlschränke, die nicht mit Frischefächern ausgestattet waren, oder sie hatten ein Frischefach in ihrem Kühlschrank, ohne zu wissen, wozu es diente oder wie es hieß, oder sie legten Butterfäßchen ins Frischefach statt Salat oder Eier statt Möhren.
    Er kam vom Laubengang herein.
    »Die Möhren sind im Frischefach, Rick.«
    Er knabberte nämlich gern an einer rohen Möhre, nachdem er das Auto gewachst und poliert hatte.
    Er stand da und starrte den strontiumweißen Laib an, der mitten auf dem Tisch in einer Kuchenform auf einem Salatbett ruhte.
    »Wuff, was ist das?«
    »Das ist meine Jell-O-Hühnermousse.«
    »Hey, toll«, sagte er.
    Manchmal nannte sie es ihre Jell-O-Hühnermousse, und manchmal nannte sie es ihre Hühner-Jell-O-Mousse. Das war nur

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