Unterwelt
und heller Holzverschalung.
Erica war in der Küche und machte Jell-O-Hühnermousse fürs Abendessen. Drei Tassen Hühnerbrühe oder drei Hühnersuppenwürfel, aufgelöst in drei Tassen kochendem Wasser. Zwei Päckchen Jell-O-Zitronengelatine. Ein Teelöffel Salz. Eine gute Messerspitze Cayennepfeffer. Drei Eßlöffel Essig. Eineindrittel Tassen geschlagene Garniermischung. Eine zweidrittel Tasse Mayonnaise. Zwei Tassen feingehacktes, gekochtes Hühnchen. Zwei Tassen feingehackte Sellerie. Zwei Eßlöffel gehackte Chilischoten.
Dann aufkochen, umgießen, umrühren, verquirlen. Die gewürzte, abgekühlte Gelatine in die Hühnermasse einrühren. Mit dem Löffel in eine 20 x 12-Brotform füllen. Abkühlen und fest werden lassen. Stürzen. Mit knackfrischem Salat und (nach Belieben) gefüllten Oliven garnieren. Ergibt sechs Portionen in Hauptspeisengröße.
Flasche nicht zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten wiederverwenden.
Erica machte Dinge mit Jell-O, die den Leuten den Atem verschlugen. Auch jetzt, als sie die Hühnermousse für die abschließende Kühlung vorbereitete, standen neun Parfaitgläser in ihrem zweifarbigen Kelvinator. Das Dessert für die nächsten drei Abende. Jedes Glas stand in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel entweder an die Kühlschrankwand oder an etwas anderes gelehnt. Diese Kippmethode, überliefert von ihrer Großmutter und ihrer Mutter, erlaubte es Erica, Jell-O-Desserts mit einer Reihe farbenfroher diagonaler Streifen zuzubereiten, bei denen sie Kombinationen aus einem halben Dutzend Geschmacksrichtungen zusammenstellte. Beispielsweise füllte sie schwarze Himbeer-Jell-O, halb fest, in ein Parfaitglas. Dann stellte sie das Glas in den Kühlschrank, in einem Winkel von fünfundvierzig Grad gekippt. Nachdem die Gelatine abgekühlt und ganz fest geworden war, gab sie eine Schicht Limetten-Jell-O hinzu, dann vielleicht Orange und schließlich Erdbeere oder Erdbeer-Banane. Am Ende dieses Prozederes hatte sie neun gestreifte Desserts, jedes anders, jedes reizvoll und so appetitlich.
Ihre Jell-O-Kreationen waren so ziemlich das beste Mittel, um ihre Laune zu heben, die heute seltsam finster war – sie wußte auch nicht wieso.
Vom Küchenfenster aus konnte sie den Rasen sehen, fein säuberlich geschnitten, offen und einladend hinter der niedrigen Hecke. Die Bäume am Rasenrand waren neu, wie alles andere in der Siedlung. Straßauf, straßab gab es junge Bäume und kleine neue Buchsbaumhecken und diesen Eindruck von Offenheit, dieses Gefühl, daß man mit einem Blick alles sehen konnte, was es zu sehen gab, und nichts war verhüllt oder vermauert oder vor Neugier geschützt.
Nichts war verhüllt oder geheim, bis auf Jung-Eric, der hinter zugezogenen Vorhängen aus Fiberglasstäben in seinem Zimmer saß und sich einen runterholte, mit Kondom. Er benutzte gerne Kondome, denn sie hatten so einen glatten, metallischen Schimmer, wie sein Lieblingswaffensystem, die Honest John, eine Boden-Boden-Rakete mit einem Gefechtskopf von bis zu vierzig Kilotonnen Sprengkraft.
Nicht mit Augen oder offenen Wunden in Berührung bringen.
Er saß, Beine gespreizt, in einem Fledermaussessel und dachte, kein Mensch würde je erraten, was er gerade tat, vor allem nicht das mit dem Kondom. Keiner würde es je erraten, erfahren, sich vorstellen oder ihn damit in Verbindung bringen. Aber was passiert, dachte er, wenn du eines Tages stirbst, und dann stellt sich heraus, daß alles, was du jemals im stillen Kämmerlein getan hast, plötzlich allgemein bekannt wird Jeder weiß automatisch alles, was du je getan hast, als du noch glaubtest, du wärst absolut und unauffällig und sicher außer Sicht.
Vorsicht Explosionsgefahr bei längerer Sonnenbestrahlung.
Die Honest John wird in Hitzeschilde gepackt, um den Festtreibstoff zur Vorbereitung für den Abschuß warmzuhalten. Dann werden die Schilde entfernt, und die Rakete wird von einer Art Trägerschiene auf der grünen Wiese irgendwo in der freien Welt abgeschossen. Und der unfehlbare Flug der Rakete, wie sie durch präzise Ausdehnungen mathematischen Raums zischt, all das ist so heilig und sonnengeküßt, und wie sie sich von ihrem Gipfel zur Erde herabschwingt, wie der Feuerball im Heiligenschein aus ihrer rauchenden, röhrenden Säule emporsteigt, ein namenloses, gesichtsloses Irgendwas. Er hätte glatt Katholik sein mögen.
Außerdem blieben ihr noch drei Hühnermousse-Salate für später in der Woche.
Draußen im Laubengang wachste Gatte Rick ihr zweifarbiges
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