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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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rosig und hat wieder Oberwasser, abmarschbereit, um an der Spitze seiner Kumpel den Gang hochzustolzieren.
    Er pöbelt Frank an: »Nimm's nicht persönlich, alter Freund, aber ich frage mich, ob dir klar ist, daß du das ganze Stadion vollmüffelst. Erzähl du mir was von Stinker. Ich kann dich sogar riechen, obwohl Shor in der Nähe ist. Weil normalerweise, wenn Shor da ist, die Blinden rumtasten, wo die Mülltonne steht.«
    Shor findet das witzig. Seine Augen leuchten auf, sein Gesicht wird ganz schrumplig. Er liebt die Beleidigungen, das Lästern und Aufziehen, und er steht da und strahlt, Liebe unter Blähbirnen. Das ist das Größte, was sich zwischen Männern einer bestimmten Geistesart abspielen kann – der aggressive Spott, mit dem sie ihre Gefühle ausdrücken.
    Und was ist mit Frank? Er sagt: »Das ist nicht mein Gestank. Es ist dein Gestank, Alter. Zufällig trag ich ihn bloß durch die Gegend.«
    Und Gleason: »Hey. Glaub nur nicht, du wärst der erste Freund, den ich je vollgekotzt hätte. Ich hab schon bessere Männer vollgekotzt als dich. Fühl dich geehrt. Das ist eine Form der Schmeichelei, die ich nur den Liebsten und Teuersten zuteil werden lasse.« An dieser Stelle wedelt er mit seiner Zigarette. »Aber glaub bloß nicht, daß ich in einer Limousine fahre, wo du drinsitzt.«
    Sie marschieren auf die Ausgangsrampe zu, Edgar ist der letzte. Aus einer plötzlichen Regung dreht er sich noch einmal zum Spielfeld um und sieht wieder einen Körper, der sich von der Außenfeld wand fallen läßt, etwas Gestreiftes, Längliches mit Gliedern und Haaren und flatternden Ärmeln. Der Augenblick hat etwas Übernatürliches, das läßt ihn erschauern und erregt ihn und treibt seine Hand in die Tasche, um die dort versteckten, düsteren Seiten zu berühren.
    Die Menschenmenge lichtet sich jetzt zügig, und Cotter geht auf der Höhe der 148. Straße an dem letzten berittenen Polizisten vorbei.
    »Hey Cotter, nun mal ehrlich. Du hast ihn mir aus der Hand geschnappt. Ein eindeutiger Fall von schnapp und weg. Aber ich will nicht so sein. Reden wir Klartext. Was sagst du zu zehn Dollar, in knusprigen neuen Scheinen? Das ist ein verdammt faires Angebot. Zwölf Dollar. Dafür kannst du dir einen Ball und einen Handschuh kaufen.«
    »Das denken Sie.«
    »Na schön, egal was es kostet. Suchen wir einen Laden und gehen wir rein. Einen Fanghandschuh und einen Baseball. Habt ihr hier gute Sportgeschäfte in der Gegend? Mensch, wir haben das Spiel unseres Lebens gewonnen. Grund zum Feiern.«
    »Der Ball ist nicht zu verkaufen. Nicht dieser Ball.«
    Bill sagt: »Ich will dir mal was sagen, Cotter.« Macht eine Pause und grinst. »Du hast vielleicht einen Griff, also wirklich. Ich muß mich nachher erst mal um meinen Arm kümmern, und zwar richtig. Da hast du ganz schön zugedrückt.«
    »Glück gehabt, daß ich nicht reingebissen habe. Hatte ich mir schon überlegt.«
    Bill scheint begeistert zu sein, wie Cotter auf die momentane Stimmung eingestiegen ist. In den öden Seitenstraßen liegen nicht abgeholter Müll und Glasscherben herum, dazwischen ab und zu ein ausgeschlachtetes Auto, das flach auf den Achsen hockt, und vollkommen traumverlorene Männer in den Türen.
    Bill rennt auf Cotter zu, macht vier unerwartete Laufschritte, schwer und übertrieben, er breitet weit die Arme aus, und aus seiner Kehle dröhnt ein Kinoknurren. Cotter nimmt das als Scherz, aber erst, nachdem er auf die Straße gestürmt ist und eine Schleife um ein vorbeifahrendes Auto gezogen hat.
    Sie lächeln sich durch den Verkehr zu.
    »Ich hab dich da auf deinem Platz kauern sehen und gedacht, jetzt hast du einen Kumpel gefunden. Das ist ein Baseballfan, dachte ich, kein krimineller Straßenbengel. Aber du scheinst dir fest vorgenommen zu haben, mich zu enttäuschen. Cotter? Kumpel setzen sich zusammen und kriegen die Sache klar.«
    Die Straßenlaternen sind an. Die beiden gehen jetzt zügig, und Cotter weiß gar nicht genau, wer von ihnen zuerst die Schritte beschleunigt hat. Der Rücken tut ihm weh, wo sich das Bein der Sitzbank hineingebohrt hatte.
    »Jetzt sag schon, für wieviel du dich von diesem Baseball verabschiedest, Junge.«
    Cotter mag überhaupt nicht, wie das klingt.
    »Ich will diesen verflixten Ball.«
    Cotter geht weiter.
    »Hey du Dämlack, ich rede mit dir. Du glaubst wohl, du kannst dir hier ein billiges Späßchen machen. Den Alten zappeln lassen.«
    »Sie können reden, soviel Sie wollen«, sagt Cotter. »Das ist nicht Ihr Ball,

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