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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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Achseln, nahm sein Wechselgeld. »Mach's gut«, sagte Mike.
    Vito lieh sich ein kleines Klappmesser von Mikes Schlüsselring, und die drei Diebe gingen runter, um die Nummernschilder zu entfernen.
    Mike der Kläffer kam mit.
    Nick sah ihnen bei der Arbeit zu und sagte, was sie alles falsch machten. Er pinkelte an die Mauer des Krankenhauses, der Hund schnüffelte neugierig, und sie gingen zu dem Auto zurück, wo die anderen immer noch die Nummernschilder abschraubten, und er gab freigiebig seinen Senf dazu.
    Vito sagte: »Hey. Nerv uns nicht dauernd, du scucciamenf. Okay?«
    »Gib mir den Schlüssel«, sagte Nick.
    »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Du wirst ja nie fertig. Weil du ein Kotzbrocken in menschlicher Gestalt bist. Du bist ein Kotzbrocken, und wenn du einundzwanzig bist, wirst du eine Kotztüte heiraten, Vito. Gott segne dich. Ich mein's ernst. Dich und deine wunderhübschen Kinder.«
    Als sie die Schilder runterhatten, gab JuJu Nicky den Schlüssel. Jetzt war es sein Auto, ein grüner Schrotthaufen, ohne Registrierung, Benzintank fast leer.
    Nick sagte, er würde den Hund zu Mike zurückbringen, die zwei Jungen gingen jeder ihres Weges, und Nick überquerte die Straße, den Hund neben sich.
    Er begann, die Treppe hochzugehen, redete mit dem Hund, und als er drei Viertel oben war, knarrte die hohe Tür auf, und der Mann namens Walls stand da, eine Hand in der Jacke.
    Nick lächelte ihn an.
    »Mit dem Hund draußen gewesen«, sagte er.
    Walls trat zurück, damit der Hund reinkonnte. Dann stellte er sich wieder in den Durchgang.
    »Soll auch nicht leben wie ein Hund, wie?«
    »Stimmt«, sagte Nick. »Das soll keiner. Ich glaube, für mich ist das Hundeleben auch vorbei.«
    Walls rang sich ein mildes Lächeln ab. Nick trat näher und spähte durch die Öffnung, in der Hoffnung, daß Mike ihn sah und hereinrief und er eine Zeitlang beim Spiel zuschauen konnte.
    Walls schüttelte immer noch lächelnd den Kopf, und Nick nickte einmal und ging die Treppe wieder runter. Er stieg ins Auto, startete und fuhr es zu seinem ursprünglichen Parkplatz, zwei Blocks entfernt. Dann stieg er aus, ging um den Wagen herum, inspizierte ihn hie und da und kehrte dann zur Eingangstreppe vor seinem Haus zurück, wo er sich auf das Eisengeländer hockte und eine letzte Zigarette rauchte, bevor er nach oben ging.

[Menü]
3
    D er Scherenschleifer kam und ging. Matty sollte auf die Glocke des Scherenschleifers hören und dann mit den Messern nach unten gehen, die sie auf dem Küchentisch bereitgelegt hatte – Messer zum Schleifen und Geld zum Bezahlen, alles bereitgelegt.
    Auf ihrem Heimweg sah sie die Frischluftinspektoren an der Ecke stehen, überwiegend ältere Männer, die auch bei kaltem Wetter draußen waren, Hauptsache, die Sonne schien, und sie standen da mit dampfendem Atem, änderten ihre Position zentimeterweise mit dem Lauf der Sonne, und als sie nach oben ging, lagen die Messer stumpf auf dem Tisch und das Geld daneben, Scheine und Münzen, fünfunddreißig Cents pro Klinge, unberührt und ungebraucht, und Matt saß im Wohnzimmer hinter seinem Brett und wartete auf Mr Bronzini.
    Rosemary legte Hut und Mantel ab und sagte nichts. Sie ging ins Schlafzimmer, wo der Rahmen zwischen den Böcken steckte, sie schaltete das Radio ein und machte sich an ihre Perlenstickerei.
    Über den Scherenschleifer wußte sie nur, daß er aus derselben Gegend kam wie Jimmys Familie, nicht weit von einer Stadt namens Campobasso, in den Bergen, wo die Jungen früh lernen, Messer zu schleifen.
    Es dauerte zwei Stunden, einen Pullover mit Perlen zu besticken. Sie hörte Radio, aber nicht richtig, das kennt man, die Stimme driftet rein und raus. Sie führte die Nadel durch den Stoff und dachte an Jimmys Geschichten. Früher hatte sie immer darum gekämpft, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, aber das ging ja sowieso nicht, oder? Er ersetzte in ihrem Kopf das Radio.
    Sie sagte: »Was war denn mit den Messern?«
    Eine lange Pause im Nebenzimmer.
    Er sagte: »Der ist gar nicht gekommen. Ich habe keine Klingel gehört.«
    Sie sagte: »Er kommt immer dienstags. Er läßt keinen Dienstag aus. Seit wir hier wohnen, außer zu Weihnachten, kommt er jeden Dienstag.«
    Sie wartete auf eine Reaktion. Sie konnte spüren, wie der Junge nachgab und sich ärgerte, die kleine, hingekauerte Gestalt, in äußerste Reglosigkeit gepreßt.
    »Irre ich mich, oder haben wir Dienstag?« sagte sie mit einer abschließenden kleinen Spitze.
    Sie sah, wie die Tauben vom

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