Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo

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die Titten und der Busch und die zusammengefaltete, glitschige Zunge, wenn er sie küßte.
    Blicke, bei denen er nicht herausfinden konnte, was sie bedeuten sollten.
    Und das andere Lächeln, wenn sie im stillen über sie beide lächelte, oder worüber sie sonst lächelte, im stillen lächelte, als wäre es schon drei Tage danach und sie ginge bei A & P einen Gang entlang und dächte darüber nach, was sie getan hatten, aber es war nicht drei Tage danach, sie waren immer noch dabei, und sie hatte seine Eier in der Hand und drückte leicht zu.
    Eine nackte Frau war erstaunlich.
    Er hatte das noch nie so gesehen, im vollen Licht, ohne halb angezogen zu sein oder eine Stranddecke auf dem Schoß zu haben oder beim Sex in einem dunklen Auto. Dies war ihr ganzer Körper, nackt im Tageslicht, stehend und liegend und vorne und hinten und offen und sich darbietend und dann wieder anders, wenn sie durchs Zimmer ging, all diese Angewohnheiten und auch, wie sie auf ihn zukam, und wieder anders, wenn sie ging, sicherer als er, gewandt und geschmeidig, da wippten keine Einzelteile. Sie wußte, wie man nackt ist. Sie sah aus, als wäre sie nackt in diesem Zimmer aufgewachsen, wahrscheinlich ein mageres Mädchen, als sie ein Mädchen war, und mager auf eine ganz bestimmte Art, sie hatte einen vorstehenden kleinen Bauch und genierte sich wegen ihrer Füße, aber nun war sie Schüchternheit und falschen Proportionen entwachsen und natürlich verheiratet und daran gewöhnt, angeschaut zu werden, und sie hatte keine Kurven und Kuppen, aber sie sah nackt gut aus und klammerte sich an ihn, als sie Eckten, wie ein Wesen, das um Licht kämpft, eine große feuchte papierne Motte.
    Er nahm ihren Strumpf vom Boden und zog ihn sich über den Kopf. Sie lächelte und sah weg und schien etwas sagen zu wollen und überlegte es sich anders. Er zerrte das Nylon herunter, so daß er sie mehr oder weniger durch die Ferse hindurch betrachtete. Er spielte pantomimisch, daß er eine Waffe aus einem Schulterhalfter zog und auf sie richtete.
    »Alles, was du hast. Mein oder der Tod.«
    »Es fällt schwer, das ernst zu nehmen, so wie du aussiehst.«
    »Hey. Lady. So machen die das.«
    »Bei Raubüberfällen, meinst du?«
    »Genau. Allerdings muß ich sagen. Die brauchen das Geld wohl ziemlich nötig, um sich so was übers Gesicht zu ziehen.«
    »Na ja, der ist auch getragen. Die Täter nehmen doch keine getragenen Strümpfe, oder?«
    »Ich glaub nicht, daß diese Kerle wählerisch sind. Die nehmen, was grade so rumliegt.«
    »Ich muß zugeben, du siehst verändert aus.«
    »Glaubst du, du würdest mich wiedererkennen, wenn du ins Haus kämst und ich stünde mit dieser Maske da?«
    »Nein. Aber ohne Maske würde ich dich auch nicht wiedererkennen.«
    Er zog die Maske ab und setzte sich auf die Matratze. Sie holte Wasser, und er sah hinter ihr her, wie sie aus dem Zimmer ging, wie ihr Hintern kaum wippte, und er schlang sich den Strumpf um den Schwanz und warf ihn dann beiseite.
    Der warme, muffige, irgendwie etwas matte Geruch, die Nylonausdünstungen, die ihm immer noch im Gesicht hafteten, traurig, matt, tagealt, ihre, und ihm ganz nah, etwas, das er von ihr kannte und das sie weniger seltsam machte.
    Aber seltsam war sie schon noch. Sie war etwas, wovon du deinen Freunden nichts erzählen mochtest, und das war seltsam. Und sie war etwas, wovon du dir selbst nicht sagen mußtest, daß es wirklich geschah. Es geschah einfach. Es geschah, peng, und das war's, mit Whistlers blöder Mutter an der Wand.
    Er sah ihr zu, wie sie ins Zimmer kam.
    Er sagte: »Weißt du, als mein Bruder noch klein war, hat er mal irgendwo zugeschaut, wie ein Mädchen pinkelte, ein kleines Mädchen, wahrscheinlich aus der Nachbarschaft, sie zog ihr Höschen runter und ruckelte sich auf dem Sitz zurecht und pinkelte in aller Ruhe, und mein Bruder guckt zu, und dann geht er raus in ein Zimmer voller Erwachsener, so ist mir's später erzählt worden, und er wartet, bis sie nicht mehr reden, und schließlich reden sie auch nicht mehr und schauen ihn an, und er sagt, Mary Feeley hat keinen Piephahn.«
    Sie reichte ihm das Glas. Das war eine der längsten Reden, die er je gehalten hatte, Nick, wenn man die Witze nicht rechnete, die er manchmal erzählte. Dann griff sie nach seiner zusammengeknüllten Hose auf dem Boden und durchsuchte die Taschen nach einer Schachtel Zigaretten.
    Sie saßen auf der Matratze, mit aneinanderstoßenden Knien, rauchten und teilten sich das Wasser.
    »Weißt du,