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Unterwirf dich

Unterwirf dich

Titel: Unterwirf dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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hatten.
    Jonathan grinste.
    »Ich kann mich erinnern, dass sie mir Annie einmal vorgestellt hat. Sie besitzt wirklich eine Braut in jedem Hafen, was? Aber du hast doch nicht tatsächlich zwei Tage mit Kate in New York verbracht?«
    »Nun ja, anderthalb Tage. Wir sind früh genug zurückgekehrt, damit sie zuschauen konnte, wie Tony und Randy das Rennen gewannen.«
    Er verzog ungeduldig das Gesicht.
    »Wusstest du das nicht?«, fragte sie.
    »Sie hat es mir nie erzählt. Aber ich habe vermutlich auch sorgfältig darauf geachtet, nicht zu fragen.«
    Er blickte zu Boden. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte er.
    Sie schwieg einen Moment lang und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben.
    »Nun«, sagte er schließlich, »worauf wartest du? Erzähl mir davon.«
    Komisch, dass Kate ihm nichts davon erzählt hat, dachte sie. Sie ließ sich Zeit, bevor sie weitererzählte.
    Carrie erzählt eine Geschichte über Kate.
    »Sie ist wahnsinnig«, sagte Annie zu Mr. Constant, als sie mich an jenem Nachmittag am Zügel über das üppig grüne Gelände führten. Leute blieben stehen, um ihm zu meinem Sieg zu gratulieren. Sie machten Annie Komplimente über ihren Fahrstil und streichelten mich grob oder anerkennend.
    »Sie ist so arbeitswütig«, beklagte sie sich. »Ich meine, wie oft sehe ich sie schon, wissen Sie?«
    Er gab einen distanzierten, mitfühlenden Laut von sich.
    »Und es ist ja nicht so, dass sie das Geld bräuchte«, wütete sie weiter. »Da mietet sie sich dieses prächtige Haus – der Rasen reicht bis an den Fluss –, aber sie kann nicht einfach nur eine Party feiern und Spaß haben. Oh, zum Teufel, nein. Sie muss Termine einhalten, Szenen abdrehen und dreitausend Meilen von ihrem Wohnort entfernt Geld verdienen …«
    Sie schimpfte immer weiter, ohne zu merken, wie sehr sie ihn langweilte. Aber er war gnädig. Er liebte es zu gewinnen – egal in welcher Hinsicht –, und mein schwer errungener Sieg war genau das, was ihm gefiel. Also schwieg er, genoss den Siegesspaziergang und ertrug ihre Klagen. Vielleicht hörte er ihr auch gar nicht zu.
    Ich hingegen bemühte mich sehr, nur ja kein Wort zu verpassen. Ich konnte sehen, wie sehr sie es genoss. Wenn er sie gelassen hätte, hätte sie wahrscheinlich noch stundenlang weitergeschimpft. Sie pflegte ihre Empörung, weil es ihr peinlich gewesen wäre zuzugeben, wie entzückt sie über die Aussicht auf das Treffen am Abend war und das, was es versprach. Ihre Klagen über Kates angeblichen Wahnsinn und Arbeitswut waren in Wirklichkeit Hymnen, Hosiannas und Hallelujas. Indem sie sich immer weiter aufregte und stöhnte, konnte sie ihre Vorfreude und Erregung genießen.
    Und ich verstand sie so gut, weil es mir genauso ging. Leihen Sie sie mir, Edouard. Ich hatte keine Ahnung, was es versprach, aber ich wiederholte es mir im Geiste ständig und hörte dabei ihre Stimme. Vor langer Zeit hatte sie in San Francisco etwas Ähnliches gesagt, als du mich ihr das erste Mal gezeigt hast, Jonathan. Sie schlug vor, du solltest mich zu ihr nach Napa schicken, wenn du zu faul wärst, mich richtig zu trainieren. Und sie lachte, als sie sah, wie sehr mich der Gedanke erregte und wie wütend du wurdest. Du hast mir später gesagt, ich solle es vergessen, du würdest mich nie zu ihr schicken, aber ich habe es nicht vergessen. Ich tänzelte wie im Traum hinter Annie und Mr. Constant her, und mein Schweif mit seinen grünen Bändern flatterte im Wind. Ich merkte kaum, wie fremde Hände mich streichelten oder schlugen – alle wollten sie ein Stück vom Sieger abhaben.
    Vor mir lag die Party, die am Abend stattfinden sollte. Ich gab mir größte Mühe, auf die Signale der Leute zu achten, während ich in dem mir zugewiesenen Bereich umherwanderte. Das blaue Band steckte an meinem Kragen direkt neben meiner Chipschachtel. Ich versuchte, mich auf das Fingerschnipsen, die Schläge und die Tritte zu konzentrieren. Aber ich war langsam, verträumt, erschöpft vom Rennen und dachte immer noch an Kate. Von Zeit zu Zeit hörte ich den dumpfen Klang eines Bleichips, der in die Schachtel fiel, und mein Magen zog sich zusammen. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Außerdem hätte ich so oder so jede Menge Strafchips eingesammelt, weil einige Leute viel Geld bei meinem Rennen verloren hatten und sich dafür an mir rächen wollten. Und an Sylvie.
    Vor jenem Nachmittag hatte ich Sylvie noch nie gesehen. Sie war das blaue Pony, merkte ich jetzt. Es war nicht schwer, sie in der Menge auszumachen. Das

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