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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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noch Vorlesungen auf Videoband. Am Wochenende suchte ich intellektuelle Gespräche. Doch alle Jungen waren zum Campus eines nahegelegenen Mädche n colleges unter ­ wegs. An der nächsten Hochschule unterrichteten leben ­ dige Menschen. Ich nahm also an einer Arbeitsgruppe zur Einführung in die Kunstgeschichte teil. Wie sich heraus ­ stellte, befasste sich dieses Seminar hauptsächlich mit nie ­ derländischen Stundenbüchern des dre i zehnten Jahrhun ­ derts. Als der Dozent jemanden als Vorläufer von Rem ­ brandt einstufte, fragte einer der Jugendlichen: »Wer ist Re m brandt?« Nach der Stunde erkundigte ich mich, warum der Dozent ein so abgelegenes Thema behandele, und ei ­ ner der Studenten erklärte, das sei das Thema der Doktor ­ arbeit dieses Dozenten und er versuche eben, seine For ­ schungsarbeit fortzusetzen, während er das Seminar halte …
    An der nächsten Hochschule, die ich besuchte, begegnete ich einer ehemaligen Schülerin der Elk-Park-Schule. Sie hatte vor fünf Jahren den Abschluss an unserer Schule ge ­ macht und studierte bereits in einem höheren Semester. Sie musste mit ihrem Studienberater über ihre Dissertation sprechen, doch er hielt sich zu Forschungszwecken in To ­ kio auf und war seit zwei Jahren nicht mehr an der Hoch ­ schule gewesen … Schließlich besuchte ich eine Hoch ­ schule mit einem phantastischen Lehrer! Ich ging in sein Seminar über moderne europäische Dramen. Es war un ­ glaublich voll. Es fand eine lebhafte Diskussion über Ibsens »Hedda Gabler« statt, und niemand benutzte Cliffs Kom ­ mentar. Der Dozent stürmte hin und her und fragte, warum Hedda Gabler am Ende umgekippt sei. Nach all den Ent ­ täuschungen an den anderen Hochschulen kam ich her ­ aus und fühlte mich gro ß artig! Die anderen Studenten wa ­ ren nach dem Seminar jedoch sehr bedrückt. Als ich sie nach dem Grund fragte, erklärten sie, dass man diesem fa ­ belhaften Dozenten, der gerade den Preis für hervorra ­ gende Lehrtätigkeit bekommen hatte, eine Professur ver ­ weigert hatte! Er hatte nicht genug publiziert …
    Wer unterstützt diesen Schwindel im Hochschulwesen? Ich sicherlich nicht. Wollen amerikanische Studenten die ­ sen Etikettenschwindel ta t sächlich? Wollen wir gute Lehr ­ veranstaltungen oder eine hohle Reputation? Wollen wir einen Bildungsprozess oder einen unpersö n lichen Aner ­ kennungsstempel? Studenten aller Schulen, vereinigt euch …
    Nun ja. Er klang schon sehr nach einem Ehrenredner der A b schlussklasse, das musste ich zugeben. In mancherlei Hin ­ sicht ähnelte der Artikel der Rede, die Keith am Abend sei ­ nes Todes gehalten hatte. Doch dieser Aufsatz enthielt keine Enthüllungen. Es stand wahrhaftig nichts darin, für dessen Geheimhaltung jemand töten würde. Das wusste al ­ lerdings sonst niemand.
    Keith Andrews musste für irgend jemanden eine Bedro ­ hung dargestellt haben. Julian hatte ihn nicht gemocht und einige andere Schüler ebenfalls nicht. In den letzten bei ­ den Wochen hatte jemand, vielleicht auch mehrere, ver ­ sucht, Arch und mir etwas anzutun. Warum? Welcher Zu ­ sammenhang bestand zwischen dem Mord und den An ­ schlägen auf uns? Gehörte der Mord an Kathy Andrews in Lakewood zum Plan des Mörders? Welche Rolle spielte die Kredi t karte von Neiman-Marcus in diesen Vorgängen? Es reimte sich nicht zusammen.
    Draußen war die kalte Halloweennacht einem schnee ­ reichen Allerheiligenmorgen gewichen. Da der erste Sams ­ tag im November für seine starken Schneefälle berüchtigt war, hatte die Hochschu l behörde beschlossen, in den Ber ­ gen die Hochschuleignungstests auf Ortsebene abzuhalten, statt alle Schüler aus Aspen Meadow die Fahrt nach Denver machen zu lassen, das knapp siebzig Kilometer entfernt lag. Ganz im Sinne des Grundsatzes »Adel verpflichtet«, hatte Direktor Perkins mich angewiesen, für das Frühstück die vie r fache Menge vorzubereiten, damit wir – wie er es aus ­ drückte – »die Massen« speisen konnten. Zeit, loszulegen.
    Ich nahm Erdbeeren, Melone, Apfelsinen und Bananen heraus und begann, sie in Stücke zu schneiden. Bald glit ­ zerte bergeweise Obst wie Juwelen auf meinen Schneid ­ brettern. Wieder stieg die Sorge um Julian in mir auf. War er im Haus seines Freundes Neil in Sicherheit? Soweit ich wusste, hatte er in der ganzen letzten Woche kaum mehr als zwanzig Stunden Schlaf bekommen. Julian, der Junge mit dem Collegestipendium. Warum hatte jemand das für ihn getan?
    Als ich

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