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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Krümel. Basketballtraining? Vielleicht hatte ich da ­ mit genau das Falsche gesagt.
    Die Prüfung war auf drei Stunden angesetzt. Es gab nur zwei Pausen von je fünf Minuten. Der Direktor und Miss Ferrell hatten beschlossen, dass es am besten sei, nur ein ­ mal Essen anzubieten. Und da ich gerade bei der Studien ­ beraterin war – ich musste herausfinden, wo wir uns nach der Prüfung treffen wollten. Ich schenkte mir eine Tasse Kaffee ein und ging in Miss Ferrells Klasse. Im Gegensatz zu den anderen freien Klassenräumen war ihre Klasse nicht verschlossen, aber dunkel. Ich schaltete das Licht an und wartete. Auf dem Pult lagen Papiere in einem unordentli ­ chen Haufen, vielleicht ein Zeichen, dass sie hier gewesen war, um etwas zu arbeiten, und bald wiederkommen würde. Ich trank meinen Kaffee und wartete über eine Stunde auf sie, beide Fünf-Minuten-Pausen hindurch, aber offenbar war sie mit Schülern b e schäftigt.
    Ich ging wieder ins Foyer und beschloss, das Essen zu ­ sammenzupacken und mein eigenes Geschirr zu spülen, statt es schmutzig mit nach Hause zu schleppen. Ich fand Spülmittel, füllte das Porzellanbecken der ehemaligen Ho ­ telküche mit heißem Spü l wasser und machte mich sum ­ mend an die Arbeit. Ohne Spü l maschine brauchte ich län ­ ger, als ich gedacht hatte. Nun ja, z u mindest saß ich nicht in einer dieser Klassen und musste versuchen, die Bedeu ­ tung von Worten wie ekliptisch herauszufinden.
    Als das Geschirr zum Trocknen auf der Ablage stand, ging ich wieder hinaus ins Foyer. Immer noch lagen Krümel und Obststüc k chen auf dem Boden verstreut. Mir blieb nur noch eine Vierte l stunde, bis die Schüler mit ihrer Prüfung fertig waren. Auf dem Weg nach draußen würden sie mit ihren Schuhen auch das letzte Krümelchen in den weichen, grauen Teppichboden treten.
    Was eine Partylieferantin nicht alles tun muss, bemitlei ­ dete ich mich selbst. Ich wischte die Krümel von den Ti ­ schen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie groß meine Chancen waren, in der Überfülle von Küchenschränken einen Staubsauger zu finden.
    Nun denn, das ließ sich im Ausschlussverfahren klären, wie Julian es mir für die Multiple-Choice-Tests der Eig ­ nungsprüfungen gesagt hatte. Im ersten Schrank lagen Te ­ lefonbücher und Schachteln. Im nächsten Schrank, den ich öffnete, waren alte Jahrbücher der Elk-Park-Schule verstaut. Ob der dritte Schrank einen Staubsauger barg, fand ich nie heraus. Als ich die Tür öffnete, sah ich mich der Leiche von Miss Suzanne Ferrell gegenüber.
    Ihr zierlicher Körper bewegte sich in dem Luftzug, den ich beim Öffnen der Tür verursacht hatte. Ich berührte die blau angelaufene Haut ihres Armes. Keine Reaktion. Ich wich stolpernd zurück. Ich schrie unzusammenhängend nach Hilfe, nach jemandem, nach irgendjemandem. Ich sah mich hektisch in der Küche um: Ich brauchte etwas – einen Schemel, eine Leiter –, um hinaufzusteigen und sie abzuschneiden. Vielleicht war ihr noch zu helfen? Auf keinen Fall. Ich hatte die letzte Stunde hier aufgeräumt und hätte sie gehört. Wenn sie noch ge ­ lebt hätte, wenn noch eine Chance b e standen hätte …
    Julian und ein grauhaariger, buckliger Lehrer, den ich im Laufe des Morgens schon einmal gesehen hatte, stürz ­ ten in die Küche. Ihre Stimmen überschlugen sich.
    »Was ist? Was ist los? Was gibt es für Probleme? Die Prü ­ fung ist noch …«
    »Schnell«, keuchte ich mit hilfloser Gebärde, »schneid’ sie los …« Ich musste würgen.
    Der ältere Mann humpelte vor und starrte in den offe ­ nen Schrank. »Gott steh uns bei«, hörte ich ihn sagen.
    An der Küchentür wurden Stimmen laut. Was ist los? Al ­ les in Ordnung?
    »Nein, nein, kommen Sie nicht herein«, brüllte ich zwei ve r blüffte Schüler an, die in die Küche gestürzt kamen. Mit au f gerissenen Augen und Mündern blieben sie reglos ste ­ hen und starrten in den Schrank.
    »Sorg’ dafür, dass alle draußen bleiben«, wies ich Julian kurz und bündig an.
    Er nickte, ging schnurstracks zur Küchentür und drängte die Schüler mit einer Handbewegung hinaus. Dann baute er sich an der Tür auf und sprach leise mit den Leuten, die sich dort versammelt hatten.
    Mit gebrochener Stimme bat mich der ältere Mann, ihm ein Messer zu holen. Ich zog eines aus der Schublade und reichte es ihm. Von der Tür aus beobachtete Julian jede meiner Bewegungen. Ich glaube, mein Gesichtsausdruck machte ihm Sorgen.
    Als der grauhaarige Mann oben auf

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