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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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»Zwanzig Minuten« und zog sich an.
    »Und dann?«
    »Und dann taucht die erste Schicht deiner Wachen auf.«
    »Um Himmels Willen, warum? Ich meine, warum jetzt?«
    Er zählte es an seinen Fingern ab: »Zwei Morde, eine zer ­ brochene Fensterscheibe, anonyme Anrufe, eine Gift ­ schlange, g e folgt vom Biss einer Giftspinne, ein Anschlag auf die Treppe n stufen und ein absichtlich verstopfter Ka ­ min, den ich mir erst jetzt ansehen konnte. Und eine Frau mit zwei Jungen, die entgegen dem guten Rat ihres Orts ­ polizisten nicht ausziehen will.«
    »Arch wird seine Freunde anrufen«, sträubte ich mich schwach, »den Streifenwagen mit seinem Nachtfernglas un ­ ter die Lupe nehmen und so tun, als befänden wir uns mit ­ ten in einem Coup. Deine Polizisten werden glauben, wir sind verrückt geworden.«
    »Du würdest dich wundern, mit wie vielen Verrückten wir es zu tun haben.«
    »Und warum übernimmst du nicht einfach die Wache?« schlug ich vor.
    »Das täte ich gerne.«
    Ich zog einen Bademantel über und ging ans Schlafzim ­ merfenster. Die Kürbislaternen erleuchteten die seidige Nachtluft. Schulz ging hinaus an seinen Wagen. Fünf Mi ­ nuten später tauchte eine Zivilstreife auf. Ich sah Schulz wegfahren und schaute zu, wie die Kürbislaternen flacker ­ ten und allmählich verlöschten. Schließlich schlüpfte ich wieder in mein leeres Bett, das nach Tom Schulz roch. Ich schlief tief und traumlos, bis der Wecker mich aufschreckte.
    Stöhnend glitt ich aus dem Bett und machte mich im Dunkeln an meine Yogaübungen. Mein Yogalehrer hatte mir einmal gesagt, wenn man nur automatisch die Bewe ­ gungen durchführe, sei das kein Yoga. Also leerte ich mei ­ nen Geist und meine Lungen und fing von vorne an, grüßte nach Osten, wo bislang noch keine Sonne zu sehen war, at ­ mete durch und ließ meinen Körper fließend die restlichen Übungen vollziehen, bis ich belebt und bereit war, dem Tag entgegenzutreten, auch wenn er erst viereinhalb Stunden alt war.
    Zu schade, dass sie an der Elk-Park-Schule keinen Yoga ­ lehrer hatten, überlegte ich auf dem Weg nach unten. Wie ließe sich wohl der Konkurrenzdruck in der Klasse mit Yoga vereinbaren? Yoga war durch und durch wettbewerbsfremd, das ganze Streben richtete sich auf den eigenen Körper und orientierte sich nicht fanatisch an den Leistungen anderer. Und so sollte Erziehung eigentlich au s sehen, beschloss ich, während ein nachtschwarzer Strom Espresso in eine mei ­ ner weißen Porzellantassen sprudelte. Sich dehnen und wei ­ ten. Aber mich fragte ja niemand. Mein Blick fiel auf die z u sammengefalteten Seiten, die immer noch auf dem Küchentisch lagen – der Ausdruck von Keiths Computer ­ diskette. Berichtigung: Schulz hatte mich gefragt. Ich setzte mich mit meinem Kaffee hin und fing an zu lesen.
     
    Was bedeutet ein Name?
    Anatomie eines Schwindels
    Als Schüler der Abschlussklasse an der Privatschule Elk Park habe ich in diesem Herbst zehn der besten Colleges und Universitäten unseres Landes besucht. Die Einstufung als »beste« wird gemeinhin von den Medien getroffen und natürlich von den Colleges selbst. Ich habe diese Schulen besucht, weil ich bald diesen Weg der höheren Bildung ein ­ schlagen werde. Es ist ein Weg, auf den ich mich gefreut habe. Warum? Wegen der Dinge, die ich dort zu finden hoffte: 1) b e geisterte Lehrer, 2) eine ansteckende Freude am Lernen, 3) Studie n kollegen, mit denen ich Diskussio ­ nen führen könnte, die mein Denken verändern, 4) die Her ­ ausforderung, Prüfungen abzulegen und Arbeiten zu schreiben, die mich 5) in neue Lernbereiche einführen wür ­ den und mir 6) die Möglichkeit böten, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
    Ich erwartete, all das zu finden, doch was war? Es gab sie nicht. Meine Eltern hätten gut und gerne achtzigtausend Dollar und mehr für einen Schwindel ausgeben können! In der ersten Hochschule, die ich besuchte, nahm ich zwei Tage lang am Unterricht teil. Ich sah die ganze Zeit über nicht einen Professor, obwohl in der Collegebroschüre mehrere Nobelpreisträger in Großaufmachung abgebildet waren. Ich besuchte fünf Seminare. Ich wünschte, ich könnte sagen, womit sie sich beschäftigten, aber sie wur ­ den alle von Studenten der höheren Semester abgehalten, die mit einem so starken ausländischen Akzent sprachen, dass ich nicht verstand, worüber sie sprachen … Als nächstes fuhr ich zu einem reinen Jungencollege. Dort unterrichteten nicht einmal mehr Menschen, es gab nur

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