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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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verhehlen. »Wir lassen es offen. Wir haben hier eine Atmosphäre des Vertrauens.«
    Naja, er hätte mich glatt hereinlegen können. Die Sekretärin ließ wieder den Summer ertönen. Während Perkins in seine Gleichnisse vertieft war, sah ich mich verstohlen in seinem Büro um. An den malvenfarbenen Wänden hingen Diplome und Bilder in Hol z rahmen. Die Hill School. Bachelor of Arts der Columbia Un i versity. Master of Arts, Yale. Ein großes Ölgemälde mit rissigem Firnis zeigte eine Fuchsjagd mit Reitern in roten Jagdröcken, die über einen Zaun setzten. Ein anderes Bild zeigte Big Ben. Als sei das Leben von Merrie Olde Englande im Hochland von Colorado zu finden. Diese Bilder vermittelten jedoch angehenden Schülern und vor allem ihren Eltern eine unterschwellige Botschaft: Möchten Sie diese Ausstattung und alles, was dazu gehört? Dann besuchen Sie diese Schule.
    Der Direktor beendete sein Telefongespräch und verschränkte die Finger hinter seinem silberweißen Haar. »Ich muss noch ein paar andere Dinge mit Ihnen besprechen, Mrs. Korman. Wir müssen den nächsten Studienberatungsabend außerhalb der Schule abhalten. Es würde zu viele Ängste wachrufen, wenn wir ihn wieder in meinem Haus abhalten würden, fürchte ich. Sind Sie flexibel?«
    »Wie ein Gummiband«, erklärte ich, ohne eine Miene zu ve r ziehen.
    »Und denken Sie daran, dass die Hochschuleignungstests am kommenden Samstagmorgen stattfinden? Sie machen einen gesunden Imbiss, etwas mit Vollkorn?«
    Ich nickte. Wie hätte ich das vergessen können? Ich sollte für die Abschlussschüler der Elk-Park-Schule und für die der örtlichen High School, die ebenfalls kamen, eine Art Frühstücksbüfett vo r bereiten, das ihnen vor den Prüfungen gereicht wurde. Auf jeden Fall besser als Ski laufen in Keystone, dachte ich säuerlich.
    »Es ist der Morgen nach Halloween«, überlegte der Direktor, »obwohl ich kaum glaube, dass das etwas ausmacht. Aber es könnte ihnen Angst einjagen«, fügte er mit einer Grimasse hinzu.
    Er wurde allmählich wieder er selbst. Ich wartete. Perkins nahm seine Brille ab und putzte sie sorgfältig.
    Ich sagte: »Also, wenn das alles war …«
    »Nein.«
    Ich wand mich auf meinem Sofa. Er setzte die Brille wieder auf, kniff die Augen zusammen und schürzte nachdenklich die Lippen.
    Perkins sagte: »Ihr Sohn Arch hat ein paar Probleme.«
    Das Klingeln dröhnte mir in den Ohren. Mit bemüht ruhiger Stimme fragte ich: »Welche Art von Problemen?«
    »Schulische wie auch soziale, wie ich höre.« Es sprach für ihn, dass sich ein freundlicher Unterton in seine Stimme schlich. »Arch kommt in Sozialkunde nicht mit. Er schafft die meisten der g e stellten Aufgaben nicht, wenn ich es richtig verstanden habe. Er macht einen recht unglücklichen Eindruck … er schwimmt nicht mit dem Strom des schulischen Lebens. Liest Bücher, die nicht im Lehrplan stehen und will darüber erzählen.«
    »Kommt nicht mit? Sozialkunde?« Die Mutter erfährt es immer als letzte.
    »Wir wollten, dass Sie es wissen, ehe es nächste Woche die Zwischenzeugnisse gibt. In zwei Wochen ist Elternsprechtag. Wenn Sie kommen, können Sie selbst mit Archs Lehrern sprechen.«
    »Kann ich nicht jetzt mit seinen Lehrern sprechen? Wissen Sie, warum das so ist?«
    Er zuckte die Achseln. Seine Geste sagte deutlich: Dafür bin ich nicht zuständig. »Die Lehrer können mit Ihnen sprechen, wenn es ihnen auskommt. Denken Sie daran, Zeugnisse zeigen lediglich, was der junge Arch lernt. Wie bei der Wettervorhersage kann das einen Sturm bedeuten, aber es mag sich auch nur um dunkle Wolken handeln … eine winzige Störung in der Stratosphäre.« Letzteres war begleitet von einem winzigen väterlichen Lächeln.
    »Die Lehrer können mit mir sprechen, wenn es ihnen au s kommt?« wiederholte ich. Wenn man in der staatlichen Schule einen Lehrer sprechen wollte, konnte man das tun, fertig. »Zeugnisse sind wie die Wettervorhersage?« Wut verschleierte meine Stimme. »Wissen Sie, wie diese Schule ist? Wie … wie … Wasser in Flaschen! Sie bezahlen mehr dafür als für das Zeug aus der Leitung, aber es wird weniger kontrolliert! Und das Ergebnis ist äußerst unberechenbar!«
    Perkins wich zurück. Wie konnte ich es wagen, in seinen B e reich metaphorischer Sachkenntnis einzudringen? Ich stand auf und verbeugte mich leicht, meine Art, mich wortlos zu entschuldigen. Die ganze, ärgerliche Geschichte hatte nur einen tröstlichen Aspekt: Es war John Richard, nicht ich, der für die

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