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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Schwimmen denken.
    Ich stellte den Wagen ab, nahm den Pelzmantel und sprang auf die vereiste Fahrbahn. Vor dem Haus des Direktors sah ich zwei Polizisten, die mit Metalldetektoren systematisch den Boden a b suchten. Ich wandte mich ab.
    Jemand hatte fotokopierte Bilder von Keith Andrews an die Flügel der Schultüre geklebt. Jedes war mit einem Trauerflor aus schwarzem Krepppapier umgeben. Von beiden Fotos starrte mich das engelsgleiche Gesicht an, das Arch so unbehaglich ähnlich sah. Ich schloss die Augen und stieß die Türe auf.
    In der mit Teppichboden ausgelegten Eingangshalle standen Schachbretter, die mitten im Spiel verlassen worden waren, auf Tischen, um die sich eilig weggeschobene Stühle kreuz und quer gruppierten. Über Bänke ergossen sich stapelweise Bücher und Papiere. Durch dieses Durcheinander bahnte sich Egon Schlich t maier einen Weg, mein muskulöser Helfer beim Collegedinner. Heute war er auffallend schick in einer äußerst unfaustischen Schaffelljacke. Neben ihm ging der wesentlich weniger elegante Macguire Perkins in einem verblichenen Jeansmantel. Macguires pickeliges Gesicht wirkte verdrossen; Egon Schlichtmaiers Kinde r gesicht sah grimmig drein. Sie kamen von draußen und hatten es wohl eilig.
    »Deinetwegen kommen wir zu spät«, schimpfte Egon.
    »Ach?« gab Macguire zurück.
    »Ah, da sind Sie ja«, trällerte Direktor Perkins mir entgegen. Er kam im Tagestweed, einem finsteren Fischgrätmuster, auf mich zu. »Mit Mrs. Marenskys Mantel. Da wird sie aber froh sein.«
    Ja, nicht wahr. Mr. Perkins führte mich in sein Büro, einen hohen Raum, der malvenfarben gestrichen war, passend zu einem der Farbtöne in dem handgearbeiteten chinesischen Teppich, der den Marmorboden fast völlig bedeckte. Ein Summton aus seiner Sprechanlage lenkte ihn ab. Ich setzte mich vorsichtig auf eines der burgunderroten Ledersofas, das üppig mit Messingknöpfen besetzt war. Es gab einen Seufzer von sich.
    »Du und ich«, flüsterte ich.
    »Also!« erklärte der Direktor so plötzlich, dass ich auffuhr. »Samstag Abend war wirklich tragisch.« Perkins’ Blick durch seine Hornbrille bohrte sich in meinen; uns verband die unvermittelte Intimität von Fremden, die eine Katastrophe zusammengeführt hatte. Wir beide hatten, wenn auch ungewollt, das Bedürfnis, mit den Geschehnissen klarzukommen. Seine übliche gezwungene Leutseligkeit war verschwunden; er konnte seine Besorgnis kaum kaschieren. »Entsetzlich, einfach entsetzlich«, murmelte er. Er sprang ruhelos auf und ging vor den Fenstern auf und ab. Sein dichtes, vorzeitig weiß gewordenes Haar leuchtete im Sonnenlicht. »Es war wie ein …« Doch dieses eine Mal wollten die komplizierten Gleichnisse nicht kommen. »Wie Sie sich vorstellen können«, verhaspelte er sich, »haben bei uns die Telefone nicht mehr aufgehört zu klingeln. Eltern rufen an, um zu erfahren, was passiert ist. Die Presse …« Er gestikulierte mit den Händen und hob ausdrucksvoll die blassen Augenbrauen. »Wir hatten heute morgen eine Sonderkonferenz. Ich musste ihnen sagen, dass Sie die Leiche gefunden haben.«
    Ich seufzte. »Heißt das, die Leute werden mich anrufen, um zu erfahren, was passiert ist?«
    Direktor Perkins fuhr mit dem Finger über einen der Messin g leuchter an der Wand, ehe er zu seinem Schreibtischstuhl im Queen-Anne-Stil hinüberging und sich feierlich niederließ. »Nicht, wenn Sie mir genau erzählen können, was Sie gesehen haben, Mrs. Korman. So kann ich mich um die Leute kümmern, die alle Einze l heiten erfahren wollen.«
    Hmmm. In einer Kleinstadt wollen die Leute immer alle Einzelheiten wissen, weil jeder als erster die ganze Geschichte kennen will. Mit wie vielen Stichen musste George genäht werden, als er beim Bergsteigen abgestürzt ist? Hat Edward sein Haus ve r loren, als er Konkurs angemeldet hat? Haben sie Tanyas Lymp h knoten entfernt? Und so weiter. Seine Bitte überraschte mich also keineswegs. Andererseits war ich nicht zum ersten Mal in die E r mittlungen zu einem Mord verwickelt. Ich hatte von Schulz gelernt, in solchen Situationen so wenig wie möglich zu erzählen. Einze l heiten, an die man sich erinnerte, waren der Polizei vorbehalten, nicht dem Dorfklatsch.
    »Tut mir leid«, sagte ich mit einem angedeuteten Lächeln, »Sie wissen ebenso viel wie ich. Aber lassen Sie mich eine Frage stellen. Wer hatte Schlüssel zu Ihrem Haus und konnte hinein, ehe ich an jenem Abend kam?«
    »Oh.« Perkins machte sich nicht die Mühe, seinen Abscheu zu

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