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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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meteor o logische Analyse von Archs schulischen Fortschritten jährlich neuntausend Dollar zusammenkratzte.

    Als ich aus dem Büro des Direktors kam, bemerkte ich das ultr a dünne, ultraschicke Paar, Stan und Rhoda Marensky, die bei der Sekretärin warteten. Heute kontrastierte Rhodas modisch kurzes, rotes Haar mit einer blondgesträhnten Pelzjacke, eine von jenen, die aussehen, als hätten die Tiere ihre Haare bleichen lassen. Sie hörte auf, einen Artikel zu lesen, der eingerahmt an der Wand hing, und wandte mir ein ausdrucksloses, affektiertes Gesicht zu. Entweder war sie wütend, weil sie erfahren hatte, wer ihren Waschbärpelz mitgenommen hatte, oder sie war noch immer wütend wegen meiner Bemerkung über die Bluter.
    Stan, der weniger wie ein Dressman aussah denn wie ein Pferd in Kleidern (heute einem zerknitterten, grünen Anzug), lief nervös auf und ab. Sein faltiges Gesicht bebte; mit blutunterlaufenen Augen warf er unruhige Blicke durch den Raum. Er sah mich und wandte sich ab. Eindeutig war ich keinen Gruß wert.
    »Ich habe Ihren Mantel zurückgebracht«, verkündete ich laut und vernehmlich, da ich nicht zu den Menschen gehöre, die sich ohne weiteres brüskieren lassen.
    »Hmh«, schnaubte Rhoda. Sie warf ihren Kopf in den Nacken, um an ihrer langen Nase entlang buchstäblich auf mich herabsehen zu können. »Ich hatte schon den Verdacht, dass jemand ihn g e nommen hat. Schwerer Diebstahl in Verbindung mit Mord, warum nicht?«
    Ich spürte, wie zum zweiten Mal innerhalb von zehn Minuten die Wut in mir hochkochte. Ich konnte es gar nicht abwarten, Schulz zu erzählen, in wessen Mantel die Kreditkarte eines anderen gesteckt hatte. Eines Toten. Was die Anspielungen betraf, da würden wir schon sehen. Ich lächelte die Marenskys lediglich hö f lich an. Ich hatte leidvoll gelernt, Feindseligkeiten nicht direkt zu erwidern. Statt dessen säuselte ich: »Wie läuft das Pelzgeschäft?«
    Keine Antwort. Die Sekretärin hörte sogar einen Moment auf, auf ihrer Computertastatur zu tippen, um zu sehen, ob sie etwas verpasst habe. War es möglich, dass Marensky Pelze, ein Familiengeschäft, das seit über dreißig Jahren zu den Institutionen von Denver gehörte, nicht sonderlich gut lief? Die Zeitungen quollen über von trübseligen Analysen der Wirtschaftslage in Colorado. Aber Maria, die Stammkundin bei Marensky war, hätte mir erzählt, wenn der Silberfuchshandel einen Einbruch erlitten hätte. Vielleicht hätte ich fragen sollen, wie es Neiman-Marcus ging.
    Die Klingel läutete zum Ende der zweiten Stunde. Ich wollte Arch gerne zwischen zwei Unterrichtsstunden abfangen, war allerdings entschlossen, wenn hier jemand nachgäbe, sollten es die Marenskys sein. Stan hörte auf, hin- und herzulaufen und stopfte die Hände tief in die Taschen. Er wippte auf den Absätzen seiner ungeputzten italienischen Slipper und sah mich an. »Habe ich Ihren Sohn nicht in der Fußballmannschaft gehabt?«
    »Ja, kurz.«
    »Kleiner Bursche, stimmt’s? Bisschen schüchtern? Was macht er?«
    »Baut Requisiten aus C. S. Lewis-Erzählungen.«
    Stan Marensky sah mich weiterhin an, als verblüffe ich ihn oder als sei ich ihm ein Rätsel. Ein Woge lärmender Schüler quoll in die Eingangshalle. Stan Marensky sagte: »Ich habe gehört, Julian Teller wohnt jetzt bei Ihnen?«
    Was sollte das werden, ein Verhör? Wenn er mir nicht einmal sagen konnte, wie es um den Pelzhandel stand, wieso sollte ich ihm dann erzählen, was in meinem Haus vorging?
    Ich gab lediglich ein »Mmm« von mir. Direktor Perkins rettete uns vor dem Ausbruch offener Feindseligkeiten, indem er plötzlich in seiner Tür erschien. Er sah die Marenskys erwartungsvoll an, die sich in schöner Gemeinsamkeit umdrehten und in seinem Büro verschwanden. Seltsam. Sie brauchten nicht zu zweit zu kommen, um einen alten Mantel abzuholen. Da musste noch etwas anderes im Busch sein. Doch als die Bürotür sich mit leisem Klicken schloss, wusste ich, dass ich nicht in Vertraulichkeiten eingeweiht werden sollte.
    Es läutete zum zweiten Mal. Ich fragte die Sekretärin, wie ich zum Sozialkundeunterricht der siebten Klasse käme und ging nac h denklich einen langen Korridor hinunter. Zwischen den Anschla g tafeln und den Reihen von Metallspinden hingen Bilder des alten Hotels aus der Zeit, ehe es zur Schule wurde. Auf der ersten Fot o grafie war die Empfangshalle in ihrer früheren Pracht zu sehen. Damals war es eine geräumige Halle mit rosafarbenem Colorado-Marmor, in der hier und da

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