Untitled
hatte längst erkannt, daß sie allein den weiteren Fortschritt der Menschheit gewährleisteten.
Der einzelne Mensch durfte nicht auf Kosten der Allgemeinheit geopfert werden.
7.
Die kleine Krankenstation in der siebenunddreißigsten Etage von GOLO-Weiß ähnelte mehr einem Büroraum als einem Untersuchungszimmer. Schwerkranke wurden in die Klinik der dritten Etage gebracht. Dort wurden auch Operationen vorgenommen.
Um bei leichteren Fällen Zeit zu sparen, hatten die Aras fast auf allen Etagen des Stützpunkts kleine Behandlungsräume eingerichtet. Hier konnten sich die Besatzungsmitglieder Medizin holen und untersuchen lassen. Nötigenfalls ordnete der behandelnde Ara eine Überweisung in die Klinik an.
Die Krankenstation in der 37. Etage war ein zehn Meter langer und vier Meter breiter Raum. An den Wänden waren Regale befestigt. Unter einer kleinen Plastikkuppel lagen die Untersuchungsgeräte. Unmittelbar neben der Tür stand eine Liege.
Alas-Ven, der nur selten hierher kam, warf einen Blick auf den großen akonischen Leuchtkalender unmittelbar über der Tür. Die meiste Zeit verbrachte der Arzt in der Klinik von GOLO-Weiß, doch jetzt wurde er in der Etage gebraucht, wo neben den fünf Tefrodern auch die Terraner untergebracht waren.
Alas-Ven wartete darauf, daß die Wächter Tekener, Kennon und Rhodans Frau zur Untersuchung brachten. Der Ara hielt diese Untersuchung für sinnlos, aber er mußte sich dem Willen Baars von Athonir beugen. Wenn die Terraner ebenfalls krank waren, hätten sich längst irgendwelche Anzeichen erkennen lassen. Seit Alas-Ven gehört hatte, daß Rhodans Frau sich innerhalb der Station aufhielt, hatte er gehofft, ihr nicht gegenübertreten zu müssen. Alas-Ven hatte dem alten Akonen verheimlicht, daß Mory Abro für ihn der Inbegriff weiblicher Schönheit war. Früher, als der Ara noch auf Plophos gearbeitet hatte, war er oft mit der Tochter des plophosischen Obmanns Iratio Hondro zusammengetroffen. Sie hatte ihm allerdings nie besondere Beachtung geschenkt.
Alas-Ven wußte, daß Mory ihren Zellaktivator im Alter von 25 Jahren von ihrem Vater übernommen hatte. Damit war der Zellverfall innerhalb ihres Körpers gestoppt worden, und sie würde bis zu einem gewaltsamen Tod immer die gleiche Schönheit verkörpern.
Alas-Ven kannte den explosiven Charakter der jungen Frau. Sie konnte eigensinnig und im nächsten Augenblick wieder anschmiegsam sein. Auf Plophos hatte eine Anzahl einflußreicher und gutaussehender Männer um ihre Gunst geworben, doch sie hatte den Gründer des Solaren Imperiums, den Terraner Perry Rhodan geheiratet. Bösartige Gerüchte behaupteten damals, die Plosphoserin hätte diese Wahl nur getroffen, um ihre Macht zu vergrößern. Alas-Ven wußte, daß das nicht zutraf. Der Ara zuckte zusammen, als an die Tür geklopft wurde.
In mürrischem Ton forderte er den Ankömmling zum Eintreten auf. Der Akone, der hereinkam, war einer der Wächter von Rhodans Frau.
"Führen Sie zunächst die beiden Männer herein", sagte Alas-Ven, als könnte er durch diesen kurzen Aufschub ein Zusammentreffen mit Mory Abro verhindern. Gleich darauf betraten Tekener und Kennon das Behandlungszimmer. Die beiden Terraner traten wie immer erstaunlich selbstbewußt auf. Verstohlen beobachtete Alas-Ven Tekeners von Lashat-Pocken entstelltes Gesicht. Ein Mann, der diese Krankheit überstanden hatte, wußte, was es bedeutete, auf den Tod zu warten. Das mochte der Grund seiner Unerschrockenheit sein. Alas-Ven hielt Tekener für einen rücksichtslosen Draufgänger, dem es nur darum ging, seinen Einfluß und seinen Reichtum zu vergrößern. Außerdem schien dieser Mann ein Organisationstalent zu besitzen, das innerhalb der Galaxis seinesgleichen suchte.
Rabal Tradino war schwerer einzustufen. Alas-Ven, der sich für einen guten Psychologen hielt, wurde aus dem Händler nicht klug. Tradino schien seltsamen Stimmungen unterworfen zu sein; trotz seines Reichtums und seines guten Aussehens machte er auf Alas-Ven keinen glücklichen Eindruck. Vielleicht, überlegte Alas-Ven, war Tradino irgendwann in seinem Leben schwer enttäuscht worden und versuchte nun, die Vergangenheit zu vergessen, indem er sich auf gefährliche Unternehmungen einließ. Dadurch wurde er zu einem idealen Partner Tekeners. Alas-Ven deutete auf die Liege und nickte Tekener zu. "Legen Sie sich hin", ordnete er an. Tekener gehorchte widerspruchslos, Alas-Ven untersuchte ihn kurz. "Wie fühlen Sie sich?" fragte er abschließend.
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