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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Bessing
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großen goldenen J, das auf einer sonnenbeschienenen Fassade montiert war und einen schönen Schatten warf.
    Dazu nur ein Satz: Hier ist es schön: Deine J

Up up and away
    Am Vorabend des Tages, an dem das nächste große Ding passieren sollte, zerstritt ich mich mit Erin. Eigentlich hatten wir vorgehabt, etwas zu Abend zu essen, das heißt: Sie hatte mir vorgeschlagen, dass wir das machen sollten, und mir wiederum hatte die Kraft gefehlt, ihr zu widersprechen. Als sie dann vor der Tür stand, fragte sie während des Begrüßungsküssens: Verrätst du mir, was du genommen hast? Zwar hatte ich zuvor im Badezimmer einigen Aufwand mit Belle de Jour betrieben, um eben nicht leidend auszusehen, aber der Kummer war wohl derart mächtig, dass er sich mit den Mitteln der Kosmetik nicht mehr überdecken ließ, also log ich: Heroin.
    Sieht dir gar nicht ähnlich, sagte sie und schob sich an mir vorbei. Kann es sein, dass du noch dünner geworden bist? Da bereute ich es schon sehr, mich auf diesen gemeinsamen Abend überhaupt eingelassen zu haben. Die letzten Tage waren zwar quälend verlaufen, doch immerhin hatte ich mich unbeobachtet meinem Leiden hingeben dürfen. Da ich das Telefon nicht bedient hatte und das Haus nur bei Dunkelheit verlassen, dürfte es mehrere Tage her gewesen sein, dass ich mit einer Person ganze Sätze gewechselt hatte. Als ich mich Hallo sagen hörte, Heroin und kann sein, war mir meine Stimme fremd. Während Erin Töpfe aus den Schränken nahm, Wasser aufdrehte und eine Dose Tomaten öffnete, fiel es mir schwer, die Unterhaltung mitihr aufrechtzuerhalten. Das tat mir leid, denn bis zu dem Moment, da ich ihr die Tür geöffnet hatte, stellte ich mir den gemeinsamen Abend irgendwie wohltuend vor. Es dauerte eine Weile, da begriff ich, wieso: In meiner Vorstellung hatte eine einfühlsame Erin mir gegenüber Platz genommen und hörte mir aufmerksam zu, während ich ihr detailliert von meinem Kummer mit Julia berichtete. Diese Szene war in meiner Vorstellung von undefinierter Länge, das Gefühl signalisierte das Ausmaß dieser Wohltat jedoch ungefähr über die gesamte Strecke des gemeinsamen Abends mit Erin gebreitet. Meine Blockade kam anscheinend von daher, dass Erin mitnichten auf Julia zu sprechen kam, ja, sie hatte den Namen bislang – wie mir schien: auffällig – ignoriert. Keine Frage, ob ich Nachricht von ihr hatte. Nichts. Als Erin auf ihrem Wecker den Timer für das Nudelwasser einstellte und mich dabei konzentriert nach meiner Meinung zur mittleren Garzeit dieser Nudelsorte befragte, verfestigte sich die Blockade, nun spürte ich Wut angesichts ihrer Ignoranz.
    Wozu soll ich dich provozieren wollen?, fragte sie und zog am Korkenzieher, den sie nicht tief genug in den Flaschenhals eingedreht hatte, brach das obere Stück des Korkens heraus, reichte mir die Flasche und den Apparat: Kannst du jetzt mal?
    Ich versuchte ihr meine Lage zu beschreiben, aber zu meiner anfänglich bemerkten Wortfindungsproblematik kam die starke Irritation der in meiner Gegenwart weintrinkenden Person. Als sie das erste Glas in zwei Schlucken leerte, rang ich mit der Versuchung, sie ebenfalls um eines zu bitten. Meine Eingebung besagte, die dämpfende Wirkung des Rotweins dürfte auch mir Gutes tun. Im Sinne einer Verbreiterung. Mithilfe ein paar Gläsern vom Zwölfprozentigen diesen nunmehr seit Tagen erlittenen Zustand zu unterbrechen, in dem ich mich ganz und gar zugespitzt auf das Vermissen von Julia erlebte. Also fing ich zu trinken an. Bei der Hälfte des zweiten Glases schloss ich einen Pakt mit mir selbst: Auf keinen Fall Kokain – denn mir war klar, wohin das führen würde. Der Alkohol an sich tat mir allerdings gut. Mein Kopf fühlte sich leichter an, so als seien die schwarzen und schweren Dinge fürs Erste in den Keller geräumt, und ich kam endlich wieder in den Genuss friedlicher Weiten.
    Die Nudeln schienen Erin ganz ordentlich geraten. Ich verspürte zwar keinen Appetit, wollte mich aber auch nicht so bald übergeben müssen, also aß ich einen ganzen Teller davon, um eine Grundlage für den Alkohol nachzureichen. In Äthiopien äße man jetzt mit den Händen, fiel Erin ihre schwere silberne Gabel drehend ein. Endlich ein Thema! Was zwischen drei Finger passte, wurde Gursha genannt. So hieß auch das Trinkgeld. Freunde fütterten sich gegenseitig auf diese Weise. So weit kam es aber nicht.
    Erin nahm meine Genesung mit Behagen zur Kenntnis. Im Wesen war sie eine Wiedergängerin Florence

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