Untitled
Ränder. Jetzt ist er alleine, er hat alles gegeben, was er als Mensch und Familienvater geben konnte, niemand kann ihm vorwerfen, er hätte sich geschont, er hat sogar auf die Liebe verzichtet, die als Geschenk zu ihm kam, wenn man möglicherweise nicht mehr in der Lage ist zu lieben. Alleine, vor einem Glas Wein. Wie Don Stefano in seinen letzten Lebenstagen im Garten des römischen Hauses, in der Sonne, die ihr Möglichstes tat, um seinen Blutkreislauf zu erwärmen.
Und die Welt ist ein Kreisen, das wiederkehrt, innen.
Ein Atemzug, und es vollzieht eine Umkehr.
Sicher ist es
Ein Kreisen klarer und dunkler Gedanken, das sich nie unterbricht. Nie kann man einstellen Das Kreisen der Dinge in uns.
Corrado Alvaro gibt uns ein Zeugnis, das sich auf dieselbe Zeit bezieht: »Das Spiel ist gespielt. Was geschrieben ist, ist geschrieben. Ich meine, einen ähnlichen Augenblick bei Pirandello wahrzunehmen.«
Wir könnten wohl hinzufügen: Was gelebt wurde, wurde gelebt. Jetzt beglücken, besänftigen, versöhnen der Wein, die Sonne, die Trägheit des Körpers auf dem Stuhl.
Ich habe immer alles erkannt.
Das schreibt er in einem Artikel, und er meint damit nicht nur die Städte, die Länder, die er gesehen hat, die Männer und Frauen, denen er begegnet ist.
WAS IST DENN WAHR? DOCH NICHTS
… Was ist denn wahr? Doch nichts!
Und doch kann alles wahr sein.
Glaubt es nur einen Augenblick, und danach nicht mehr, und dann wieder, und danach immer oder auch für immer nie mehr.
Die Wahrheit kennt nur Gott.
Die der Menschen gilt nur, wenn sie an die glauben, die s ie fühlen. Heute so u nd morgen anders…
Ich habe noch einmal einen Teil der vorletzten Passage des Märchens zitiert. Hier spricht der echte Sohn beziehungsweise der, der sich am Ende als solcher erkennt.
ICH MUSS UM ENTSCHULDIGUNG
BITTEN
»Ich muß meine Kinder um Entschuldigung bitten, daß ich sie mit mir verwechselt habe. Ich habe sie behandelt, wie ich mich selbst behandelt habe: und ich weiß jetzt - das verstehe ich spät -, daß ich mich immer schlecht behandelt habe.«
Doch diese Worte hat nicht Luigi Pirandello geschrieben. Fausto, sein Sohn hat sie geschrieben und sie seinen eigenen Kindern zugedacht.
DER SARAZENEN-ÖLBAUM
Stefano erzählt, daß sein Vater die vorletzte Nacht seines Lebens äußerst unruhig verbracht hat. Am nächsten Morgen erklärte er seinem Sohn, daß er im Kopf den dritten Akt der Riesen geschrieben habe, den, den er nicht rechtzeitig mehr schreiben konnte.
»Ich erfuhr von ihm an diesem Morgen nur dies: daß er einen Sarazenen-Ölbaum gefunden hatte. ›Es gibt‹, sagte er mir lächelnd, ›einen Sarazenen-Ölbaum, einen großen, in der Mitte der Bühne: damit habe ich alles gelöst.‹ Und weil ich nicht richtig verstanden hatte, fügte er hinzu: ›Um die Plane daran zu spannen‹… Auf diese Weise verstand ich, daß er sich, vielleicht schon seit einigen Tagen, mit der Lösung dieser Detailfrage beschäftigte. Er war sehr zufrieden, daß er ihm eingefallen war.«
Das Schema des dritten Aktes hatte er bereits in Zügen festgelegt, so daß Stefano es abschrieb, und es ist das, an das sich alle Regisseure gehalten haben, die die Ri esen auf die Bühne gebracht haben. In diesem Schema wird die Plane, vor der die Aufführung des Märchens stattfindet, an einem Seil zwischen dem Olivenbaum und der Fassade des Hauses aufgespannt, in dem die Riesen wohnen. Die Aufführung sollte vor den Dienern der Riesen stattfinden, die sich mit einem gigantischen Bankett auf dem Vorplatz beschäftigten. Nun ist klar, daß es für einen Regisseur wie Pirandello ein Leichtes gewesen wäre, etwas auf die Bühne zu stellen, woran er das eine Ende des Seils hätte befestigen können, um die Plane zu halten. Weil die Diener der Riesen Arbeiter für große Arbeiten waren, hätte sich auf dem Vorplatz durchaus ein Kran befinden können, auch Holzstämme für Gerüste oder für das Stützen von Zelten und Beleuchtungskörpern für die Hochzeit der Riesen. Nein, Pirandello denkt an einen Sarazenen-Ölbaum. Und man muß sich immer vergegenwärtigen, daß es auf der Bühne des von Pirandello selbst geschriebenen ersten Akts einen anderen Baum gibt.
Etwas erhöbt, etwa in Bühnenmitte, eine vom Alter ziemlich mitgenommene Zypresse, deren Stamm einer Bohnenstange und deren Wipfel einer Lampenbürste ähneln.
Wenn es nun also im ersten Akt eine Zypresse ist, ein typischer Friedhofsbaum, Baum des Hades (»rechts vom
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