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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Lektorenamt in Deutschland bestätigte und ausdrücklich darauf hinwies, daß der Kursus sich mit Dantes Hölle beschäftigte; seine Tochter Lietta fügte noch hinzu, daß der Vater für die Lektorentätigkeit annähernd viertausend Lire pro Jahr bekam, dazu die Einkünfte aus den Einschreibungen in diesen Kursus und eine Mietbeihilfe. Doch in den peinlich genau geführten Bonner Archiven taucht der Name von Luigi Pirandello niemals unter irgendeiner Funktion des Lehrkörpers auf.
      Vielleicht sprach man ja über eine solche Stelle, was aber ohne Folgen blieb. Wenn Luigi schreibt, er sei ein ganzes Jahr nach der Promotion in Bonn geblieben, handelt es sich um eines seiner Phantasiegebilde, wie das, als er einem Journalisten sagte, er sei von zu Hause geflohen, um in Como weiter zur Schule zu gehen.
    Dagegen ist gesichert, daß er nach einem ganz kurzen Aufenthalt in Wiesbaden im wahrsten Sinn des Wortes nach Sizilien flieht.
      Und Jenny? Was will Jenny eigentlich von ihm? Hat er sie denn nicht in Gedichten genügend besungen?
       Kein Versprechen hat er dir gegeben. Ja und? Soll sie doch in Bonn bleiben, mit den Erinnerungen und dem Hund Mob, den er ihr großzügig geschenkt hat!
      Von Sizilien aus schreibt er ihr von Zeit zu Zeit, dann bricht die Korrespondenz endgültig ab.
    Viele, viele Jahre später will er sie in New York nicht wiedersehen, und zwar unter dem Vorwand, Jenny müsse in seiner Erinnerung unversehrt bleiben, unversehrt, jung und schön. Der wirkliche Grund ist wahrscheinlich eine unerträgliche Verlegenheit angesichts der Erinnerung an den absoluten Egoismus seiner Jugend. Und möglicherweise gibt es einen noch stärkeren Grund. Jenny war in jenen Jahren zu einer Schriftstellerin mit einem gewissen Bekanntheitsgrad geworden. Etwas hatte also in ihr gelegen, das Luigi überhaupt nicht erkannt hatte, für ihn war die junge Frau lediglich ein Geschöpf von einer gewissen Intelligenz, das Klavier spielen, nähen und singen konnte und ihn nachts im kalten Bett wärmte. Etwa also eine gewisse Furcht vor dieser reifen Frau, die längst in der Lage war, andere Worte zu benutzen als die der Jugend?

    RÜCKKEHR UND ABREISE

    Luigi kehrt nach Sizilien zurück, entschlossen, die Verlobung mit Lina aufzulösen, eine Verlobung, die ohnehin schon eine verwesende Leiche ist. Bei seiner Ankunft findet er Lina äußerst verärgert vor: die junge Frau kann zwar kein Deutsch, aber es genügte ihr, den Namen Jenny in der Widmung von Ostern, Gäa. zu lesen, um eine Ahnung von der Beziehung zu bekommen, die der Verlobte in Deutschland gehabt hat. Luigi zieht sich in die Einsamkeit von Caos zurück und nimmt, aus Rache oder um Kraft für die nächste Auseinandersetzung mit der Verlobten zu bekommen, wieder ein bereits mehrmals unterbrochenes Gedicht auf, Belfagor, wild entschlossener, giftender Gegner der Frauen, doch von diesem Gedicht sind nur wenige Seiten erhalten, die anderen hat der Autor selbst vernichtet. Aber Luigi fühlt sich nicht danach, sich Lina von Angesicht zu Angesicht zu stellen. Nachdem er mit Don Stefano darüber gesprochen hat, schickt er ihr, mit Datum vom 15. August 1891, einen ausführlichen Brief (der bereits erwähnt worden ist), den der Vater, wenn er will, der befugten Person zu lesen geben kann. In diesem Brief erklärt er seine Unmöglichkeit, die Cousine zu heiraten. Mehr noch: wie seine Künstlernatur ihn dazu verdamme, unverheiratet zu bleiben.
    Don Stefano, der immer schon gegen die Heirat seines Sohnes mit der Cousine war (und er hatte ja eine bittere Erfahrung mit Beziehungen zu Cousinen), kommt diese Wende gerade recht. Er leitet die ersten Schritte für die Auflösung der Verlobung ein. Doch hier sind wir in Sizilien, nicht in Deutschland, und die Sache ist überaus kompliziert. Luigi reist nach Rom ab und läßt eine Menge Groll, lange Gesichter, Beleidigungen zurück. Doch im Verlauf einiger Monate ist er wieder frei von den beiden jungen Frauen, die, jede auf ihre Weise, versucht hatten, ihn an sich zu binden.
      Im Zug, der ihn in die Hauptstadt Rom bringt, wird Luigi mit seinen blonden Haaren, seinem blonden Spitzbart, seiner Brille mit Goldrand, seinem breitkrempigen Künstlerhut, er, der elegant und schlank ist, mit perfekt gebügelter Hosenfalte, kunstvoll und gekonnt geknoteter Krawatte, unbeschädigten Lacklederstiefeln (dieses Porträt stammt von Lucio D'Ambra), von einigen Reisegefährten für einen deutschen Maler gehalten, der, nach seiner Rundreise auf der

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