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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Vorschlag einer Heirat ihrer beiden Kinder verstanden werden sollte.
      Don Stefano hat nicht nur keinen Vorbehalt, sondern begrüßt den Vorschlag mit einem gewissen Enthusiasmus, weil er möglicherweise die ideale Lösung für Luigis wirtschaftliche Probleme beinhaltet. Antonietta, die Don Stefano weder je gesehen noch kennengelernt hatte, braucht gar nicht erst befragt zu werden, denn sie muß sich ohnehin dem Willen ihres Vaters beugen. Allenfalls kann man sie freundlich über ihre bevorstehende Verlobung mit jemandem in Kenntnis setzen, den sie noch nie hat nennen hören.
    Dagegen verhält sich Don Stefano Luigi gegenüber um
    ständlicher. Er schreibt ihm und sagt, er habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen: es handele sich um die Verlobung mit einer gottesfürchtigen jungen Frau, die man angesichts ihrer Mitgift von rund einhunderttausend Lire auch durchaus als reich ansehen könne. Will sagen, sie besitze bereits zwei der drei »F«, die man von einer Braut verlange: fürchterlich (im Aussehen), finanziell gut gestellt, fromm. Luigi gegenüber erwähnt Don Stefano nichts vom Aussehen der künftigen Frau, auch weil er selber nicht weiß, wie sie denn nun aussieht. Luigi antwortet, daß dieses Geschäft möglich sei und er sich wegen der Häßlichkeit oder Schönheit seiner zukünftigen Frau dem Rad der Fortuna überlasse. Dann spricht Don Stefano in den folgenden Briefen nicht mehr über diese Sache, einerseits aus taktischen Gründen, um den Sohn auf die Folter zu spannen, andererseits, weil Calogero Portolano anfängt, die Mitgift zu drücken, indem er immer wieder Spitzfindigkeiten vorbringt und über Prozente redet. Luigi wird unruhig.
    Über das zur Frage stehende Geschäft… ließ man mich
    folgendes wissen: ein verdienstvolles Mädchen, mit einhunderttausend Lire Mitgift, die in deine Sozialkasse eingezahlt würden, wovon ich ein Drittel des Nettogewinnes erhalten sollte, und dazu jede erdenkliche Zeit für die Verfolgung meiner Ideale. Ich nahm an.
    Endlich nehmen die Verhandlungen die richtige Richtung, und Luigi fährt eilig nach Girgenti. Doch bis zur ersten Begegnung mit der Verlobten muß noch Zeit vergehen, weil Portolano immer wieder neue Fragen aufwirft und damit den Eindruck erweckt, daß ihm der Heiratsvorschlag leid tue, der in der Stadt in ein allertiefstes Geheimnis gehüllt ist. Eines Tages sagte Antonio De Gubernatis während eines Spaziergangs mit Luigi, es gehe das Gerücht um, daß er sich in ein junges Fräulein verknallt habe, die gleich gegenüber von ihm wohne, und er deshalb lange vor ihrem Haus stehen geblieben sei, in der Hoffnung, sie einmal sehen zu können. Lachend erwiderte Luigi, daß sie, wenn die Dinge so stünden, sich nicht mehr auf dem Balkon blicken lasse würde. Dabei verkündete er dem Freund, der es beinahe nicht glauben wollte, daß er sich bald mit Antonietta Portolano verloben werde. Und dann fragte er De Gubernatis, ob er das Mädchen kenne. Auf die verneinende Antwort des Freundes sagte er, daß auch er sie noch nie gesehen habe.
    Eine weitere notwendige Parenthese. Diese arrangierten Ehen, die in unserem besonderen Fall »Schwefelehen« genannt wurden, waren zur damaligen Zeit weit verbreitet, auch als Schutzsystem der verschwägerten Händlerfamilien gegenüber den großen ausländischen Gesellschaften gedacht, die inzwischen entstanden waren und sie einige Jahre später in den Ruin treiben sollten. Obwohl es sich bei diesen Ehen um Schwefel mit seinem luziferischen Gestank handelte, waren diese Ehen oft erfolgreich und in einigen Fällen sogar besser als die Liebesheiraten. Unter den Dokumenten meiner Familie habe ich zahlreiche Blätter gefunden, die mit »Schwefellagerung« bezeichnet waren. Das waren gewissermaßen Zertifikate, die von den Lagerverwaltern für die Eigentümer von Schwefelminen ausgestellt wurden. Auf jedem Lagerungsblatt erklärten die Händler, die ein solches Blatt brauchten, die Menge (im sizilianischen Volumenmaß der »Càntara«) des gekauften und in bar bezahlten Schwefels. Und auf einem dieser Blätter aus dem Mai 1891 stehen die Unterschriften von Stefano Pirandello, Calogero Portolano, Carmelo Camilleri und Giuseppe Fragapane. Der Sohn von Stefano Pirandello wird die Tochter von Calogero Portolano heiraten, der Enkel von Carmelo Camilleri wird die Enkelin von Giuseppe Fragapane heiraten. Ich kann dafür garantieren, daß die Ehe zwischen meinem Vater und meiner Mutter hervorragend war und sie sich aufrichtig liebten.
    Calogero

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