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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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maskierten Nebenmann auf die Füße getreten.
      Aber es gibt nur wenig, worüber man sich erschrecken könnte: hochgewachsen, schlank und elegant wie Luigi war, mit seinem schönen Köhlerbart, seinen lebhaften, tiefen Augen, wird der Domino nur seine natürliche Faszination betont haben. Und dann muß da auch noch eine besondere Haltung gewesen sein, die Luigi allem gegenüber einnahm, was neu, anders und ungewöhnlich für ihn war, eine sehr wache Haltung, die niemals in eine mehr oder weniger oberflächliche Neugier verfällt, eine Fähigkeit, Männer, Frauen, Begebenheiten, Dinge in sich aufzunehmen, die keine Grenze kennt. Eine Haltung, die sich im Lauf der Jahre nicht verändert.
      Eine notwendige Parenthese, um diesen Durst Luigis nach dem anderen, dem Unterschiedlichen zu verdeutlichen. Gegen Ende des Sommers 1928 war Pirandello nach Deutschland gereist. Bis Ende 1930 bleibt er dann in Berlin, in einer Art freiwilligen Exils. Anton Giulio Bragaglia, der zu jener Zeit ebenfalls in Berlin war, erzählt folgendes:
    »Abends sahen wir uns zum Essen im Restaurant Venezia, um uns dann gemeinsam ins Theater zu begeben und danach eines jener sonderbaren Cabarets des Berlin der Nachkriegszeit zu besuchen, in denen eigentümliche menschliche Phänomene gezeigt wurden. Er interessierte sich sehr für dieselben. Da er fließend Deutsch sprach, gelang es ihm, seltene Vertraulichkeiten aus gewissen jungen Männern herauszubekommen, die sich wie Frauen kleideten, mit langen echten gewachsenen Haaren und mit nackten weiblichen Hüften.
      Er wollte darüber schreiben, deshalb erforschte er ihre eigentümliche Psychologie, die er dann in seinen eigenen Zauberspiegeln aufbewahren wollte.«
    Und Corrado Alvaro schreibt zudem noch:
    »Von Pirandello in Berlin bewahre ich ein ganz eigenes Bild auf; mit ihm befand ich mich an einem Abend des vergangenen Winters, mit sooo hohem Schnee, an einem der dreihundert Tische des Zoos, eines der unendlich vielen Tanzlokale der Berliner Kleinbürger. Die Festlichkeiten für das Jahresende standen bevor, und die aufgeheizten Frauen stürzten von einem Saal zum nächsten, um zu tanzen; einige hundert Mädchen, Angestellte und Verkäuferinnen brillierten in ihren modischen Uniformen. Den wunderbaren deutschen Zigarren gelang es nicht, die Luft mit dem überall verbreiteten Optimismus aufzupumpen… Pirandello trug immer seine bis zum Kinn hochgeknöpften Anzugswesten, die am gestärkten Kragen und der Krawatte aufhören, von grauer Farbe. Seine gesammelte, geometrische Gestalt von silberner Farbe hob sich von der roten Wandbespannung und Polsterung ab und wirkte an dem niedrigen Tisch wie eine wertvolle Büste auf einem Pedestal. Seine zusammengelegten Arme folgten der erweiternden Linie seines Kopfes, die mit dem Spitzbart zum Abschluß kam. Irgendwann versuchte ich mir vorzustellen, was ihm in einer Umgebung wie dieser durch den Kopf gehen könnte, und es kam mir vor, als würde er wie ein Puppenspieler zwischen seinen Schauspielern stehen; vor unseren Augen lag eine Szene aus ich weiß nicht was für einem Drama, einer jener Dramenausschnitte, die er so gerne über das tägliche Leben erfindet. Denn eines der Geheimnisse seiner Kunst besteht ja gerade darin: wie er, von regionaler Herkunft, in der Lage ist, die Spektakel des modernen Lebens herüberzubringen, indem er sie auf einen kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner reduziert, und wie aus der bisweilen folkloristischen Realität der Schmetterling seiner Metaphysik aufflattert.«
      Es besteht überhaupt kein Zweifel, daß das, was Bragaglia und Alvaro schreiben, teilweise stimmt, nämlich, daß dieses ganze Interesse den Endzweck des Schreibens hatte, aber ebenso richtig ist es, daß sein Interesse aus einer inneren, menschlichen Notwendigkeit des Erkennens kam, aus seinem unversiegbaren Bedürfnis, von der immer neuen und andersgestaltigen Realität durchdrungen zu werden. So anders wie er selbst.
      »Nachts erschöpfte er sich nie, wurde nie müde. Er brachte fünf oder sechs Päckchen Xanthia-Zigaretten mit und rauchte ununterbrochen.«
      Eine Maske in Blau, mit einem ungeheuer großen Strohhut hängt sich an seinen Arm und läßt ihn nicht mehr los, hält ihn fest an sich, um ihn in diesem Karnevalsgewühl nicht zu verlieren. Die Maske war nicht nur von der eleganten Gestalt des jungen Mannes im Domino fasziniert, sie fühlt sich wie angezogen, angesogen, absorbiert von seinen Augen, die die Teilnehmer an diesem Fest in

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