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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Vervielfachung von Ambiguitäten, von Mißverständnissen, von Eifersüchteleien auf Früheres bei jedem neuen Sonnenaufgang. Und im Juni 1892 veröffentlicht er in dem Zeitschriftenheft ›L'O di Giotto‹ (Das O von Giotto), einer wöchentlichen Beilage zur Tageszeitung La Tribuna, einen Einakter oder besser gesagt: einen Dialog mit dem Titel Perché? (Warum? - der lange vergessen war und erst am 25. Juni 1986 unter meiner Regie im Teatro delle Arti in Rom zur Uraufführung kam) Er behandelt genau dieses Thema der Eifersucht auf Früheres. Die Personen sind Giulia und Enrico, seit kurzem verheiratet, und der Ort der Handlung ist das Wohnzimmer ihres Hauses. Eine Stelle daraus:

    ENRICO: Wer hat mich denn so weit gebracht? Du weißt ja nicht, du weißt ja gar nicht, was ich leide…
    GIULIA: Du willst leiden…
    ENRICO: Ach ja? Jetzt auch noch meine Schuld. GIULIA: Nein. Niemandes Schuld. Die des Zufalls! Welche Schuld habe ich denn, wenn ich dich nicht vorher kennengelernt habe? Wenn ich dich erst spät kennengelernt habe? Aber sprich nur weiter!
    ENRICO: Das weiß ich doch!
    GIULIA: Na und?
    ENRICO: Nichts weiter! Ich mache dir ja keinen Vorwurf, wenn Du nicht verstehst… Ich mache dir keinen Vorwurf!
    GIULIA: Warum sollten wir dann aber so leben? Unglücklich aus keinem Grund!
    ENRICO: Aus keinem Grund…
    GIULIA: Warum hast du mich dann geheiratet, wenn du ernsthaft glaubst, einen Grund zu haben, so zu leben? Warum?
    ENRICO: Es wäre völlig sinnlos, wenn ich es dir sagte. Du siehst mich in diesem Zustand - und glaubst mir nicht! Du glaubst, ich würde dich nicht lieben und hätte keine Wertschätzung für dich… Falsch! Das Gegenteil ist der Fall. Ich leide, weil ich dich liebe und schätze. Ein Wahnsinn, ja, ja! Wer sagt etwas anderes? Aber wenn ich doch sogar frage, schau: warum bist du mir überlassen worden, mir, dem Letztbesten? Ich denke, du könntest lieben…
    GIULIA: Lieben…
    ENRICO: Lieben, ja - sag nicht jetzt!
    GIULIA: Doch niemanden wie dich!
    ENRICO: Ich weiß! Einen schon, allerdings, den hast du geliebt… wenigstens - die anderen Trottel möglicherweise nicht, das glaub' ich dir. Aber wieso haben dir nicht die Lippen gebrannt, wenn du Ich liebe dich zu bestimmten Blödmännern gesagt hast!…
    Diese Gedanken Enricos sind wohl auch Luigi durch den
    Kopf gegangen, als er siebzehnjährig mit seiner schönen Verlobten Lina durch Palermo spazieren ging, die vier Jahre älter war als er, mithin eine ausgewachsene Frau, und sich von dem einen oder anderen ihrer früheren Verehrer beobachtet fühlte und in ihren Blicken etwas Höhnisches zu erkennen glaubte, bisweilen sogar Mitleid…
      Nein, nein, dann ist eine arrangierte Ehe, eine Vernunftehe hundertmal besser.
    »Wer hinausgeht, kommt heraus«, sagt man in Sizilien. Wem es gelingt, den Kreis der Rückständigkeit, der Konventionen, des Zögerns, der Gewohnheiten, der überaus strengen, wenn auch nie geschriebenen und den Sizilianer einengenden Gesetze zu durchbrechen, der ist, allein aufgrund der Tatsache, daß er die Fesseln der Einschränkungen abgeworfen hat, dazu ausersehen, außerhalb der Insel Erfolg zu haben. Dieses Sprichwort scheint sich im Fall Pirandellos nicht zu bewahrheiten. Er hat Freundschaft mit wichtigen Literaten geschlossen, er geht ins Café Aragno, doch am Ende ist er nicht in der Lage, ohne die Hilfe von zu Hause auszukommen. Daher schickt er der Familie einen chiffrierten Brief:
       Ich habe keinerlei Willen mehr, und eigentlich möchte ich mich völlig dem der anderen überlassen. Dies sage ich euch mit allem Ernst… Macht mit mir, was ihr wollt.
    Wenn man den Code dechiffriert, bedeutet das, daß seine Verwandten nicht mehr länger seine vorherigen, entschlossenen Äußerungen zur Ehelosigkeit beachten sollen, daß er also für vernünftige Vorschläge zugänglich ist, sofern sie seinen weiteren Aufenthalt in Rom nicht in Frage stellen und es ihm ermöglichen, Schriftsteller zu bleiben.

    DAS GESCHÄFT

    Ungefähr um die gleiche Zeit hat auch Don Stefano eine
    chiffrierte Botschaft erhalten. Ein Schwefelhändler, Calogero Portolano, mit dem Don Stefano sowohl freundschaftliche als auch geschäftliche Beziehungen unterhielt, muß sich für eine bestimmte Zeit von Girgenti wegbegeben und übergibt ihm zwei Umschläge, von denen der eine siebzigtausend Lire enthält und die Aufschrift »Aussteuer meiner Tochter Antonietta«. Eine Botschaft, die in Wirklichkeit keine Dechiffrierung nötig hatte, weil sie explizit als

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