Untitled
ihren Haltungen, Handlungen, Bewegungen, in ihrem Lachen, Verhalten und Leben beobachten, suchen und beinahe verschlingen.
Um Mitternacht, der Stunde, in der man gewöhnlich die Masken abnimmt, war ich äußerst erstaunt, in meiner diabolischen Unbekannten eine der leuchtendsten Schön heiten zu erkennen, die ich je gesehen habe.
Am nächsten Tag stattet er ihr, wie es Brauch ist, einen Besuch ab. Im Gespräch mit ihr tischt er die Geschichte auf, er würde sich für Malerei interessieren. Jenny, die mit Nachnamen Schulz-Lander heißt, verlangt ein Porträt von ihm. Luigi verspricht es und geht eilig Pinsel und Farben kaufen. Schon bei dieser ersten Begegnung wird Jenny ihm mit Sicherheit zu verstehen gegeben haben, daß sie sich gleich beim ersten Anblick in ihn verliebt hatte. Luigi ist darüber geschmeichelt, doch so weit wir wissen, gibt er nicht sehr viel zu erkennen. Und tatsächlich begibt er sich einige Tage darauf überstürzt nach Köln, wo der Karneval legendär ist.
Jahre später wird er genau hier in Köln, in den letzten Karnevalstagen eine Novelle ansiedeln, Der Sonnen aufgang, in der die Hauptfigur, Gosto Bombichi, unvorsichtigerweise eine Maske heiratet, die ihn provoziert hat, und am Ende über seinen Selbstmord nachdenkt.
Jedenfalls, der unbeschwerte Aufenthalt in Köln wird verdunkelt durch das Eintreffen eines Telegramms des Hausherren, Herrn Mohr, in welchem er ihm mitteilt, daß eine diebische Hausangestellte das Geld eingesteckt habe, das Luigi in Bonn zurückgelassen hatte. Den gesamten Monatsbetrag, der in einem Beutel war, den seine Verlobte, Lina, gestickt hatte. Luigi, der von dem Vorfall nichts wußte, hatte in Köln die zweihundert Lire verpraßt, die er für eine durch Ernesto Monaci in Italien veröffentlichte Übersetzung erhalten hatte. Als Luigi eilig nach Bonn zurückkehrt, entdeckt er, daß ihm auch ein paar Anzüge und eine schöne goldene Uhr fehlen. Und so bricht wenigstens für diesen Monat, ausgerechnet während der Ausgelassenheit des Karnevals, eine graue Fastenzeit über ihn herein.
Die Freundschaft mit Jenny wird enger, auch wenn sie noch nichts Intimes hat. Doch Luigi ist gezwungen, sie zu verlassen, wieder geht es ihm schlecht, und Jennys Gesellschaft genügt ihm nicht. Er fühlt das Bedürfnis, einige Monate nach Sizilien zurückzukehren. Zuerst macht er Halt in Bologna, läßt sich von dem berühmten Murri untersuchen, der ihn anweist, das Studium für eine gewisse Zeit zu unterbrechen. Luigi gehorcht ihm und verbringt vier Monate im Landhaus in Caos.
Als er sich wieder besser fühlt, kehrt er nach Bonn zurück, als das Semester bereits zu Ende ging, und ich hatte gerade noch Zeit, mein Studienbuch unterschreiben zu lassen.
Aber es fällt ihm nicht leicht, das Studium wieder aufzunehmen, er ermüdet leicht. Da überzeugt ihn Jenny, in ihre Wohnung zu ziehen, zumal ihre Mutter gelegentlich Studenten als zahlende Gäste aufnimmt. Auch in der Breite Straße 37, der Wohnung von Jenny, hat er zwei Zimmer, eines zum Schlafen und eines zum Studieren. Außerdem kümmert man sich dort besser um ihn.
Zu Jenny läßt Luigi nicht nur seine Habe transportieren, er bringt auch einen von ihm aufgelesenen streunenden Hund mit, Mob, der, eben weil er weiß, wie die Dinge im Leben laufen, gleich bereit ist, den Erstbesten als sein Herrchen anzuerkennen, der ihm ein Stück Brot gibt. Luigis Leben verläuft nun in ruhigeren, familiäreren Bahnen.
In dieser Umgebung, in der er Gastfreundschaft, Sorge, Ermunterung und Liebe gefunden hat, ist Luigi endlich auch in der Lage, seine Dissertation zu Ende zu bringen.
EIN ALTAR IM HERZEN
Während seines Aufenthalts in Bonn, erreicht Luigi ein Telegramm von zu Hause, in dem seine Eltern ihm zu seiner Überraschung ihre Bereitwilligkeit mitteilen, die Druckkosten für die Veröffentlichung der Gedichtsammlung Ostern, Gäa zu übernehmen. Luigi ist überrascht und tief bewegt. An Lina, seine Schwester, schreibt er:
Unser angebeteter Papa hat mir das Geschenk machen
wollen, auf seine Kosten meinen Gedichtband Ostern, Gäa zu veröffentlichen. Als mich diese Nachricht per Telegramm erreichte, befand ich mich in außerordentlich trauriger Stimmung, so daß ich zu Tränen gerührt war. Wieviel Großzügigkeit und wieviel Feinsinn! Oh, unsere Eltern, meine Lieben, sind doch wirklich die wunderbarsten Eltern der Welt! Sie verdienen es, auf Knien angebetet zu werden.
Was Papa für mich getan hat ist so viel und
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