Untitled
richtige für die Aufgabe ist, die sie übernehmen soll. Aber, fügt er hinzu, ich werde eine richtige Frau aus ihr machen.
Und so schreibt er an seine Schwester Lina:
Bisher stellt sie mich von ihrem äußeren Erscheinungsbild zufrieden, sie kommt mir sympathisch vor, wenn nicht gar insgesamt schön.
Was die Moral angeht, stelle ich fest, daß sie sehr gütig ist und von unserem Schlag: wenig erfahren, doch sie hat Haltung und klugen Anstand.
Dann folgen noch weitere Begegnungen zwischen Luigi und Antonietta, mit geringeren Vorsichtsmaßnahmen nach außen und größeren Vorsichtsmaßnahmen nach innen. Das heißt, die beiden Verlobten bleiben nie alleine, sie können niemals ein vertrauliches Wort wechseln, bei jeder Begegnung muß ein Vertreter der Portolanos und einer der Pirandellos anwesend sein.
Calogero Portolanos ausdrücklicher Befehl lautet: Antonietta darf niemals den Blick vom Boden aufrichten und den künftigen Gatten ansehen.
In eineinhalb Monaten hat er mich meine Verlobte nur zweimal und dann nur flüchtig sehen lassen.
Nach zwei Monaten kehrt Luigi nach Rom zurück, findet eine Wohnung in der Via Firenze und richtet sie ein: hier wird er mit seiner Frau wohnen. Die Sache scheint beschlossen. Doch Calogero Portolano hat eine gewisse Veränderung bei seiner Tochter beobachtet. Irgendwann stellt er zu seinem Entsetzen fest, daß Antonietta von ihrem Verlobten völlig »eingenommen« ist. Und das kann er auf keinen Fall zulassen. Eine Gattin muß unterwürfig und ergeben sein, bereit zur Erfüllung der ehelichen Pflicht - aber verliebt in ihren Mann? Das kommt überhaupt nicht in Frage! Zumal Luigi ihn durchaus nicht beeindruckt hat, im Gegenteil, er war ihm gleich auf Anhieb unsympathisch, und wie sollte es auch anders sein, denn dieser Mann schleppt schließlich seine Tochter ins Bett!
Er fängt an, viele Zweifel an dieser Ehe zu äußern, wenn er Gelegenheit hat, mit Don Stefano darüber zu reden: Antonietta sei ja noch viel zu jung, um zu heiraten, und dann überzeuge ihn der Umstand, daß sie in Rom leben wird, überhaupt nicht. Wäre es nicht besser, Luigi würde nach Girgenti umziehen?
Er weiß, daß Luigi dies niemals akzeptieren würde, und daher beharrt er auf diesem Vorschlag, bis dieser schließlich zu einer unabdingbaren Forderung für die Eheschließung wird. Und so kommt es zu dem, womit Portolano gerechnet hat: da Luigi sich weigert, seinen Hausstand in Girgenti zu gründen, betrachtet Portolano die Verlobung als aufgelöst und den Mitgiftsvertrag als null und nichtig. Und damit auch wirklich keine Meinungsänderung mehr möglich ist, erklärt er Antonietta seinen Willen, sie mit einem girgentanischen Rechtsanwalt zu verheiraten.
Luigi ist wütend, er sieht die Möglichkeit, die Ketten abzustreifen, die ihm immer noch nicht erlauben, im umfassenden Sinn ein vertauschter Sohn zu sein, sich in Luft auflösen. Er hatte eine Wohnung mit sieben Zimmern gemietet, war dabei, sie einzurichten, das alles mit dem Geld, das Don Stefano ihm gegeben hatte, jetzt ist er gezwungen, die Wohnung aufzugeben, wodurch er die Kaution und die vorausbezahlten Monate verliert.
Und er muß die gekauften Möbel verhökern. Nicht weniger wütend als er ist Don Stefano:
»Allein der Gedanke, daß ich mit diesem lächerlichen Irren irgend etwas Gemeinsames zu tun haben konnte, widert mich an.«
Portolano hat aber die Reaktion seiner Tochter falsch eingeschätzt. Zum ersten Mal in ihrem Leben weigert sich Antonietta, den Anweisungen ihres Vaters Folge zu leisten. Nein, verehrter Herr, entweder heiratet sie Luigi oder sie wird Nonne. Und nichts bringt sie von ihrem Vorsatz ab. Calogero Portolano muß nachgeben: über Enzo, Luigis jüngeren Bruder, fleht er Luigi an, nach Sizilien zurückzukommen.
Mir widerfährt aber auch wirklich alles! Kommentiert Luigi in einem Brief an Lina.
Auch Don Stefano schaltet sich ein, Portolanos Geld ist in diesem Augenblick für ihn sehr wichtig. Luigi ist gezwungen, eine Verlängerung der Verlobungszeit auf sich zu nehmen. Natürlich bestehen die Regeln während der Zusammenkünfte eisern weiter: sie können nicht miteinander reden. Doch Luigi umgeht dieses Hindernis, indem er Antonietta schreibt. Er schreibt ihr auch dann weiter, als er gezwungen ist, nach Rom zurückzukehren, um eine neue Wohnung zu finden, auch weil sich die vorige als zu klein für all die in Sizilien gekauften Möbel erweist. Die Korrespondenz geht nur in
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