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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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verlangte.
    Und um noch einmal auf mehrdeutige Sätze zurückzukommen. Der Wahnsinn meiner Frau bin ich. Gewiß, die Bedeutung springt beim ersten Lesen deutlich hervor und soll besagen, daß das Objekt von Antoniettas Wahnsinn Luigi ist, der sich wiederum bemüht, den Satz, der ihm aus der Feder geflossen ist, gewissermaßen als unbewußten Fehler zu erklären und den Freund an sein tägliches Opfer erinnert, das er ihrem Wahnsinn darbringt, nämlich daß er ausgegrenzt ist aus der menschlichen Gemeinschaft. Doch anders als bei der Doppeldeutigkeit des Grabsteins, scheint es hier um eine unbewußte Doppeldeutigkeit zu gehen. Der mit diesem genauen Satz angefangene Gedanke ändert gleich darauf die Richtung, entschließt sich einen anderen Weg zu gehen, der weit von einer möglichen zweiten Lösung wegführt, ja sie sogar unmöglich macht. Der Wahnsinn meiner Frau bin ich: ein schrecklicher Satz, der halb in der Luft hängt.

    DER STECHENDE VERDACHT

    Antonietta, die darauf brennt, ihrer Vernunft zu folgen, macht sich wieder einmal auf den Weg nach Girgenti, in das abseits gelegene Haus von Bonamorone, wo ihr Vater nun nicht mehr lebt. Sie nimmt Lietta und Fausto mit, während Stefano in Rom bei seinem Vater bleibt. Sie bleiben einige Monate dort, dann läßt Antonietta ihren Mann wissen, daß sie zurückkommen möchte. Luigi macht sich auf, um sie in Bonamorone abzuholen, nur hat Antonietta inzwischen ihre Meinung geändert, jetzt will sie bleiben. Die Sache ist durchaus nicht einfach: während die Kinder für die Schule wieder nach Rom zurück müssen, gibt es auch für Antoniettas Aufenthalt einige Probleme. Denn ihre Brüder können sie nicht ständig versorgen, weil sie wegen ihrer Geschäfte in Girgenti leben müssen und nicht in einem einsamen Haus auf dem Land. Luigi und die Portolano-Brüder treffen eine Übereinkunft, sie siedeln Antonietta in ein abseits gelegenes Haus in Girgenti um und nehmen eine Krankenschwester, die ihr ununterbrochene Anwesenheit gewährleisten kann. Eines Abends beim Essen aber springt Antonietta unversehens vom Stuhl auf, nutzt die Verdutztheit der Krankenschwester aus, läuft in ihr Zimmer, schließt sich dort ein, reißt das Fenster weit auf und beginnt, verzweifelt zu schreien. Die Krankenschwester versucht, die Türe einzurammen, aber es gelingt ihr nicht. Nun liegt das Haus zwar isoliert, doch in der Nähe kommt immer jemand vorbei, Bauern, die von der Feldarbeit zurückkommen, Tagelöhner, vorüberziehende Girgentaner. So kommen also durch das ständige, verzweifelte Schreien Leute herbeigelaufen, die glauben, etwas Schlimmes sei passiert. Sie versuchen auf alle nur mögliche Weise, die Wahnsinnige zu beruhigen. Was dann passierte, ist nicht ganz klar, das einzig Sichere ist, daß Luigi, sobald er informiert ist, von Rom herbeieilt, eine Verfügung des Polizeipräsidenten vorfindet, mit der ihm die Pflicht auferlegt wurde, seine Frau in eine Irrenanstalt einsperren zu lassen. Antonietta, die verstanden hat, klammert sich an Luigi, fleht ihn an, sich dieser Verfügung zu widersetzen. Luigi braucht nicht erst Antoniettas Verzweiflung zu sehen, um dem Polizeipräsidenten Nein zu sagen, er würde sie nicht einmal im Traum einschließen lassen, es wäre gegen seine ureigensten Grundüberzeugungen. Auf der Rückreise läßt er sie von einem hochangesehenen Arzt untersuchen: dessen Antwort gibt keinen Anlaß zur Hoffnung, auch er rät zur Einlieferung in eine geschlossene Anstalt. Doch Luigi nimmt die gesamte Verantwortung auf sich und bringt Antonietta nach Hause zurück.
      Natürlich reicht ihm das Geld für die Krankheit seiner Frau nicht aus. An Nino Martoglio schreibt er am 27. Mai 1913:
      … Samstag brauche ich wenigstens 500 Lire. Könnte ich die von der »Cines« bekommen? Ich weiß, daß Lucio Dir von meiner Absicht erzählt hat, Dir einige bis in alle Einzelheiten ausgearbeitete und drehbuchmäßig durch gestaltete Filmthemen vorzuschlagen. Ich habe eines Im Zeichen - sehr schön - fast fertig; weitere könnte ich in ein paar Tagen fertigstellen, und ich wäre auch bereit, mich durch Vertrag zu verpflichten, zu einem angemessenen Betrag für jeden Film, wenn ich nur gleich in Form eines Vorschusses diese 500 Lire bekomme.
    Martoglio, der künstlerische Leiter der Cines (später ist er in der gleichen Position bei der Morgana Film, mit der er Sperduti nel buio (Verloren im Dunkel) produziert und inszeniert, dieses Meisterwerk des Realismus ante litteram), ist im

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