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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Augenblick nicht in der Lage, ihm eine Antwort zu geben. Luigi fährt noch einmal ein derartiges Geschütz am 5. Februar des folgenden Jahres auf.
       Könnte nicht auch ich irgend etwas tun? Ich hätte unendlich viele Themen jeder Art, Du weißt es! Und ich müßte in diesem Augenblick viel, viel, viel verdienen: Du weißt es! Ich bin verzweifelt wegen der 500 Lire, die ich so dringend benötige, und ich weiß nicht, wie und wo ich sie finden kann. Könntest du nicht dafür sorgen, daß ich sie als Vorschuß bekomme, der mich verpflichtet, Dir eine Arbeit zu liefern, was ich sofort auf Anfrage könnte?… aber ich brauche auf der Stelle diese 500 Lire.
       Ich bitte Dich, tu' alles, daß ich sie bekomme: ich werde Dir unendlich dankbar sein.
    Und noch einmal fünf Tage später:
       Danke toto corde für das, was Du für mich getan hast… Alles geht gut; nur… Du verstehst mich, ich brauche unbedingt und sehr dringend einen Vorschuß von 500 Lire, wie wir vereinbart haben… mir steht das Wasser bis zum Hals, wie Du siehst!
      Pirandello sieht sich gezwungen, sich an Sabatino Lopez zu wenden, den Präsidenten der Autorenschutzvereinigung, der ihm ein Darlehen von tausend Lire gewährt.
    Jedenfalls werden in diesen Jahren, dank des Einsatzes von Ojetti und Martoglio, ein paar Theaterstücke Luigis, Der Biß (La morsa), Zitronen aus Sizilien (Lumìe di Sicilia), Die Pflicht des Arztes (Il dovere del medico), mit Erfolg in Rom aufgeführt. Auf der Stelle verändert Antoniettas Eifersucht ihr Ziel: jetzt sind es nicht mehr die Studentinnen, die ihren Mann belagern, sondern die Schauspielerinnen, die für eine wie sie, die von den Schwestern erzogen wurde, die absolute Verkörperung des Bösen darstellen müssen. Nur um sie ruhig zu halten, geht Luigi nicht zu den Proben, es sei denn heimlich oder unter demütigenden Vorwänden. Um die Wohnung zu verlassen, folgt er einer bestimmten Prozedur, die darin besteht, daß er Antonietta den Grund für sein Weggehen mitteilt, die ungefähre Zeit kalkuliert, die er benötigt, um das zu tun, was er ihr gesagt hat, und sich dann zum festgelegten Zeitpunkt wieder zu Hause präsentiert. Manchmal muß er sich gleich nach seiner Rückkehr erschöpft in einen Sessel werfen. Er hat schneller laufen müssen als ein Hundertmeterläufer, aber wenigstens kann seine Frau ihm keine Szenen machen.
      Doch da beginnt ein anderer Verdacht in Antonietta zu bohren. Sie fängt an, Lietta, ihre Tochter, schief anzusehen und sie schlecht zu behandeln. Und dabei liegt die ganze Last der Haushaltsführung und der Krankenpflege auf den Schultern dieses armen Mädchens, das, wenn es ein bißchen Freizeit hat, sogar als Sekretärin für ihren Vater arbeitet. Luigi vergöttert sie, er ist voll zärtlicher Rührung für ihre hingeopferte Jugend.
      Eines Tages weigert Antonietta sich, das zu essen, was ihre Tochter für sie gekocht hat, sofern Lietta in ihrem Beisein nicht zuerst probiert. Sie befürchtet, vergiftet zu werden, sie argwöhnt eine Übereinkunft zwischen Vater und Tochter, um sie umzubringen und sich in den Besitz des wenigen Geldes zu bringen, das sie hat. Dann, eines Tages, platzt es aus Antonietta heraus. In einem Brief vom 15. April 1916 beschreibt Luigi das, was vorgefallen war, auf folgende Weise:
    Die unglückselige Frau, die meine Frau ist, ist, nachdem sie seit ihrer Rückkehr aus Sizilien die arme Lietta gemartert hat, eben jetzt, gepackt von einer ihrer schrecklichsten Krisen, mit unerhörter Bösartigkeit über sie hergefallen. Und mein armes Kind, so von dem Schrecken ergriffen, hat sich in einem Augenblick der Verzweiflung in seinem Zimmer eingesperrt und versucht, sich umzubringen.
      Liettas Grauen muß ungeheuer gewesen sein, als sie sich von ihrer Mutter die Anschuldigung anhörte, sie habe eine inzestuöse Beziehung mit ihrem Vater: Grauen, gewiß, für eine ebenso schreckliche wie unbegründete Beschuldigung, aber noch mehr und noch verwirrender wegen des brodelnden Vipernnestes, zu dem Antoniettas krankes Gehirn geworden war. Lietta ist erschüttert und aufgewühlt, sie findet einen Revolver im Haus und schießt auf sich. Doch die Waffe versagt. Daraufhin verläßt sie die Wohnung und will sich in den Tiber werfen, aber sie weiß nicht, wie man zum Tiber gelangt, denn ihr Leben war bis dahin das einer Klausur und der Aufopferung. Sie läuft mit starrköpfiger Verzweiflung durch Straßen und Gassen, bis ein Freund des Vaters sie trifft, ihre tiefe Verwirrung

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