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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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werfen.
      In einem langen und hysterischen Brief an ihre Mutter vom 19. August 1962 berichtete Margaret, daß sie und Ralph ohne Sünde leben, ohne ›den Fluch der Unzucht‹. Sie drängte Harold und Judith Alison, ihren ›Abgrund des Bösen‹ zu schließen und ihnen nachzueifern. ›Es ist‹, erklärte Margaret gegen Ende des Briefes, ›der einzige Weg, wie du & dieser Mann den kommenden Regen des Blutes abwenden könnten. Ralph & ich werden, wie Maria & Joseph, das Fleisch des anderen weder erkennen noch beflecken. Unsere Nachkommen werden göttlichen Ursprungs sein.‹
      Wenn wir zurückrechnen, ergibt sich natürlich, daß Carrie noch im gleichen Jahr gezeugt wurde...«

    Die Mädchen zogen sich schweigend für den Gymnastikunterricht am Montagmorgen an. Es gab keine kleinen Neckereien, keine schrillen Schreie. Und niemand wunderte sich, als Miß Desjardin die Tür zum Duschraum aufriß und eintrat. Ihr Silberpfeifchen hing zwischen ihren kleinen Brüsten, und wenn sie die Shorts vom Freitag anhatte, so sah man keine Spur mehr von Carries blutigen Fingerabdrücken.
      Die Mädchen zogen sich weiterhin schweigend an, niemand blickte auf.
      »Seid ihr nicht der Haufen, der zur Prüfungsfeier geht? Wann ist das? In einem Monat? Und der Frühlingsball noch früher. Die meisten von euch haben schon ihre Verabredungen und ihre Ballkleider, nehme ich an. Sue, du gehst mit Tommy Ross. Helen mit Roy Evarts. Chris, ich nehme an, du kannst dir’s aussuchen. Wer ist der Glückliche?«
      »Billy Nolan«, sagte Chris Hargensen übellaunig.
      »Nun, hat der aber ein Glück«, bemerkte Miß Desjardin. »Was gibst du ihm denn als Partygeschenk, Chris — eine blutige Monatsbinde? Oder wie wär’s mit gebrauchtem Toilettenpapier? Soviel ich weiß, scheinen diese Dinge dir seit neuestem besonders zu liegen.«
      Chris wurde rot. »Ich gehe. Das brauche ich mir nicht anzuhören.«
      Das ganze Wochenende hatte Miß Desjardin Carries Bild nicht loswerden können, Carrie, wie sie schrie und quäkte, einen nassen Tampon in ihrem klebrigen Haar — und ihre eigene falsche, unschöne Reaktion.
      Und jetzt, als Chris versuchte, an ihr vorbeizustürmen, holte sie aus und schleuderte sie gegen eine Reihe olivfarbener Schränke neben der Tür. Chris’ Augen wurden weit vor ungläubigem Entsetzen. Dann verzerrte sich ihr Gesicht vor Wut. »Sie können uns nicht schlagen!« schrie sie. »Dafür werden Sie entlassen! Sie Hexe!«
      Die anderen Mädchen zuckten zusammen, hielten den Atem an und starrten zu Boden. Alles geriet aus den Fugen. Sue sah aus den Augenwinkeln, daß Mary und Donna Thibodeau einander an den Händen hielten. »Das macht mir wirklich nichts aus, Hargensen«, sagte Miß Desjardin. »Wenn ihr glaubt, daß ich gerade als Lehrer hier auftauche, irrt ihr euch gewaltig. Ich wollte euch nur zu verstehen geben, daß ihr am Freitag was Beschissenes gemacht habt. Was wirklich Beschissenes.« Chris Hargensen blickte höhnisch zu Boden. Die übrigen Mädchen sahen überall hin, nur nicht zu ihrer Gymnastiklehrerin. Sue merkte, daß sie zu den Duschen — dem Schauplatz des Verbrechens —, hinsah, und zwang ihren Blick rasch in eine andere Richtung. Keine von ihnen hatte jemals zuvor eine Lehrkraft etwas ›beschissen‹ nennen hören.
      »Hat jemand von euch mal daran gedacht, daß Carrie White Gefühle hat? Hat jemand von euch überhaupt mal nachgedacht? Sue? Fern? Helen? Jessica? Irgendeine von euch? Ihr findet, sie ist scheußlich. Nun, ihr seid alle scheußlich. Das habe ich am Freitagmorgen gesehen.«
      Chris Hargensen murmelte vor sich hin, daß ihr Vater Anwalt sei.
      »Halt den Mund!« brüllte Miß Desjardin sie an. Chris fuhr so plötzlich zurück, daß ihr Kopf gegen einen Schrank hinter ihr knallte. Sie jammerte und rieb sich den Kopf.
      »Noch eine Bemerkung von dir, und ich schmeiß dich durch den ganzen Raum«, sagte Miß Desjardin sanft. »Willst du’s drauf ankommen lassen?«
      Chris, die offensichtlich der Meinung war, es mit einer Verrückten zu tun zu haben, schwieg.
      Miß Desjardin stützte ihre Hände in die Hüften. »Die Direktion hat über die Bestrafung von euch Mädchen entschieden. Mein Vorschlag ging nicht durch, das muß ich leider sagen. Ich habe drei Tage Suspendierung vom Unterricht und Entzug eurer Ballkarten vorgeschlagen.«
      Einige Mädchen sahen einander an und murmelten unglücklich vor sich hin.
      »Das hätte euch tief getroffen«, fuhr Miß Desjardin

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