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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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eine Sitzung des Schulkomitees würde dem vorausgehen. Aber ja, das Gericht wäre die letzte Instanz. Unangenehm für Sie.«
      Wieder eine Büroklammer.
      »Wegen körperlicher und seelischer Mißhandlung, ist das richtig?«
      »Vollkommen.«
      »Mr. Hargenson, sind Sie sich darüber im klaren, daß Ihre Tochter und etwa zehn ihrer Mitschülerinnen Monatsbinden nach einem Mädchen geworfen haben, das die erste Menstruation bekam? Ein Mädchen, das unter dem schockhaften Eindruck stand, es würde verbluten?«
      Ein leises Anzeichen von Unmut kräuselte Mr. Hargensens Gesichtzüge, als habe jemand in einem weit entfernten Raum gesprochen. »Ich glaube kaum, daß eine derartige Behauptung hier zur Debatte steht. Ich spreche von Dingen, die danach erfolgten —«
      »Das ist gleichgültig«, sagte Grayle. »Es ist vollkommen gleichgültig, wovon Sie sprechen. Dieses Mädchen, Carietta White, wurde ›ein blöder Pudding‹ genannt, und aufgefordert ›es zuzustopfen‹, außerdem quälte man sie mit obszönen Gesten. Sie war diese Woche überhaupt noch nicht in der Schule. Kommt Ihnen das nicht wie körperliche und seelische Mißhandlung vor? Mir schon.«
      »Ich habe nicht die Absicht«, sagte Hargensen, »hier zu sitzen und mir eine Aufzählung von Halbwahrheiten oder Ihre Standard-Strafpredigt anzuhören, Mr. Grayle. Ich kenne meine Tochter gut genug, um —«
      »Hier.« Grayle griff in einen Korb neben seiner Schreibunterlage und schob ein Bündel rosaroter Karten über den Schreibtisch. »Ich bezweifle sehr, ob Sie die Tochter, deren Werdegang in diesen Karten festgehalten ist, auch nur halb so gut kennen, wie Sie glauben. Und wenn ja, dann müßte Ihnen eigentlich klar sein, daß es höchste Zeit war für eine Lektion. Es ist an der Zeit, daß Sie sie an die Kandare nehmen, ehe sie noch größeren Schaden anrichtet.«
      »Sie sind —«
      »Vier Jahre Ewen-Schule«, fuhr Grayle fort. »Aufnahmeprüfung nicht bestanden im Juni neunundsiebzig; Wiederholung im nächsten Monat. IQ getestet, hundert-undvierzig. Normaler Durchschnitt: dreiundachtzig. Trotzdem sehe ich, sie wurde bei Oberlin aufgenommen. Ich nehme an, jemand — vermutlich Sie, Mr. Hargensen — hat da seine ziemlich guten Verbindungen spielen lassen. Vierundsiebzig Arreste. Zwanzig davon wegen Belästigung mißgebildeter Schüler, möchte ich hinzufügen. Soviel ich weiß, nennt sich Chris’ Bande die ›Mortimer-Gang‹. Sie finden das alles sehr lustig. Sie riß bei einundfünzig dieser Arreste aus. In der Chamberlain Junior High eine Suspendierung, weil sie einem Mädchen einen Feuerwerkskörper in den Schuh gesteckt hatte... die Notiz auf der Karte weist darauf hin, daß dieser kleine Scherz einem kleinen Mädchen namens Irma Swope beinahe zwei Zehen gekostet hätte. Das Swope-Mädchen hat eine Hasenscharte, soviel ich weiß. Ich spreche von Ihrer Tochter, Mr. Hargensen. Sagt Ihnen das was?«
      »Ja«, antwortete Mr. Hargensen und erhob sich. Eine leichte Röte hatte sein Gesicht überzogen. »Es sagt mir, daß ich Sie vor Gericht wiedersehe. Und wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie von Glück reden, wenn Sie noch einen Job bekommen, bei dem Sie Lexika von Tür zu Tür verkaufen müssen.«
      Auch Grayle erhob sich voller Wut. Die beiden Männer musterten sich über den Schreibtisch hinweg.
      »Dann also vor Gericht«, sagte Grayle.
      Er bemerkte ein überraschtes Aufflackern in Mr. Hargensens Augen, kreuzte die Finger und nahm einen Anlauf, um wenigstens Mß Desjardins Posten zu retten und vielleicht diesen eingebildeten Esel ein bißchen zu demütigen.
      »Sie haben offensichtlich in diesem Fall nicht alle Folgen von in loco parentis bedacht, Mr. Hargensen. Derselbe Schirm, der Ihre Tochter schützt, schützt auch Carrie White. Und in derselben Minute, in der Sie wegen körperlicher und seelischer Mißhandlung klagen, werden wir eine Gegenklage gegen Ihre Tochter wegen der gleichen Vergehen anstrengen.«
      Hargensens Mund klappte auf und wieder zu. »Sie kommen mit einem so billigen Taschenspielertrick nicht durch... Sie... Sie...«
      »Winkeladvokat? War es das, wonach Sie suchten?« Grayle lächelte grimmig. »Ich nehme an, Sie kennen den Weg hinaus, Mr. Hargensen. Die Strafen gegen Ihre Tochter bleiben bestehen. Sie haben natürlich das Recht, die Angelegenheit weiterzuverfolgen.«
      Hargensen durchquerte das Zimmer, blieb stehen, als wollte er noch etwas sagen, dann ging er hinaus, wobei er sich

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