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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Frauenblutes.
      Eine Stunde, nachdem Carrie zu schreien begonnen hatte, ließ Momma sie heraus. Carrie schleppte sich halb wahnsinnig ins Badezimmer.
      Erst jetzt, drei Stunden danach, als sie mit gebeugtem Kopf über der Nähmaschine saß, fiel ihr wieder die Angst in Mommas Augen ein, und sie glaubte den Grund dafür zu kennen.
      Momma hatte sie schon früher lange Zeit im Schrankraum eingesperrt, manchmal einen ganzen Tag lang ohne Unterbrechung — als sie diesen Neunundvierzig-Cent-Ring bei Shubers gestohlen hatte, damals, als sie das Bild von Flash Bobby Pickett unter Carries Kissen gefunden hatte —, und Carrie war einmal ohnmächtig geworden vor Hunger und von dem Geruch ihrer eigenen Ausscheidungen. Und sie hatte niemals, niemals widersprochen wie heute. Heute hatte sie sogar das FWort gesagt. Trotzdem hatte Momma sie herausgelassen, beinahe unmittelbar nach ihrem Zusammenbruch.
      Da. Das Kleid war fertig. Sie nahm ihre Füße vom Pedal und hielt es hoch, um es anzusehen. Es war lang. Und scheußlich. Sie haßte es.
      Sie wußte, weshalb Momma sie herausgelassen hatte.
      Sie legte sich das Kleid über den Arm. Sie blickte auf die Nähmaschine hinunter. Ganz plötzlich bewegte sich das Pedal von selbst. Die Nadel ging auf und ab, fing das Licht im Stahl ein. Die Garnrolle wirbelte herum und knarrte. Das Schwungrad drehte sich.
      Mommas Kopf fuhr hoch, die Augen weit aufgerissen. Das an einem Ende ihrer Stickerei festgesteckte Muster, wunderbar verschlungen und doch zugleich peinlich genau, geriet plötzlich durcheinander.
      »Nur damit der Faden klarkommt«, sagte Carrie leise.
      »Geh zu Bett«, sagte Momma kurz, und die Angst war wieder in ihren Augen.
      »Ja,
      (sie hatte Angst ich würde die Schrankraumtür aus den Angeln schlagen)
      Momma.«
      (und ich denke ich könnte ich denke ich könnte ja ich denke ich könnte es)

    Aus: Als der Schatten explodierte (S. 58):
      »Margaret White ist geboren und aufgewachsen in Motton, einer kleinen Stadt, die an Chamberlain grenzt und wo die Leute ihre Kinder nach Chamberlain in die Junior und Senior High School schicken. Ihre Eltern waren recht gut situiert; sie besaßen ein gut besuchtes Nachtlokal am Rand von Motton. Es hieß ›Das Fröhliche Rasthaus‹. Margarets Vater, John Brigham, wurde im Sommer 1959 bei einer Schießerei getötet.
      Margaret Brigham, damals beinahe dreißig, begann an den Betstunden der Fundamentalistensekte teilzunehmen. Ihre Mutter hatte sich mit einem neuen Mann angefreundet (Harold Alison, den sie später heiratete), und sie beide wollten Margaret aus dem Haus haben — sie glaubte, ihre Mutter und Harold Alison lebten in Sünde miteinander, und sie machte aus ihren Ansichten kein Hehl. Judith Brigham fürchtete, daß ihre Tochter für den Rest ihres Lebens eine alte Jungfer bleiben würde. In der etwas deutlicheren Ausdrucksweise ihres zukünftigen Stiefvaters: Margaret hatte ›ein Gesicht wie das Hinterteil eines Benzinfasses und einen Körper, der dazu paßte.‹
      Margaret weigerte sich bis 1960, das Haus zu verlassen. Dann lernte sie bei einer Erweckungsversammlung Ralph White kennen. Im September des Jahres verließ sie das Haus der Brighams in Motton und übersiedelte in eine kleine Wohnung im Zentrum von Chamberlain.
      Die Bekanntschaft von Margaret Brigham und Ralph White gipfelte in der Hochzeit am 23. März 1962. Am 3. April 1962 wurde Margaret White überraschend ins Krankenhaus von Westover eingeliefert.
      ›Sie wollte uns einfach nicht sagen, was los war‹, sagte Harold Alison. ›Das eine Mal, als wir sie besuchten, sagte sie uns, wir lebten in Ehebruch, obwohl wir verheiratet waren, und wir würden zur Hölle fahren. Sie sagte, Gott habe ein unsichtbares Mal auf unsere Stirnen gedrückt, aber sie könnte es sehen. Hat sich so verrückt aufgeführt wie ‘ne Fledermaus in einem Hühnerstall, ehrlich. Ihre Mom versuchte, nett zu ihr zu sein, versuchte herauszubekommen, was eigentlich mit ihr los war. Sie wurde hysterisch und faselte was von ‘nem Engel mit ‘nem Flammenschwert, der auf den Parkplätzen von Wirtshäusern die Verworfenen tötet. Da sind wir gegangen.‹
      Judith Alison hatte jedoch zumindest den Verdacht, was mit ihrer Tochter los sein könnte. Sie glaubte, Margaret habe eine Fehlgeburt gehabt.
      Wenn ja, war das Baby unehelich empfangen worden. Eine Bestätigung dieser Tatsache würde ein interessantes Licht auf den Charakter von Carries Mutter

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