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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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jemals erfahren sollt. Wie lange kann’s meine alte Tickmaschine noch machen? Ihr werdet’s schon noch merken, wenn ich die Farm kauf und diese Stadtfatzken das hier alles in einen Parkplatz verwandeln. Das macht zehn Cent.«
      Sie schob ihm das Geldstück über den Tisch.
      »Fünfzig Millionen Volt direkt rein in den alten Kasten«, verkündete Hubie düster und starrte hinab auf die kleine Erhöhung in seiner Brusttasche.
      Sue ging hinüber und setzte sich auf den freien Platz neben Chris. Sie sah ausgesprochen hübsch aus. Ihr schwarzes Haar wurde von einem grünen Band zusammengehalten, eine eng anliegende Bluse betonte ihre kleinen, festen Brüste.
      »Wie geht’s, Chris?«
      »Verdammt gut«, sagte Chris ein bißchen zu schnell. »Hast du das Neueste gehört? Ich darf nicht zum Ball. Ich wette, der Schleimscheißer Grayle verliert seinen Job deswegen.«
      Sue hatte das Neueste gehört. Wie alle anderen in Ewen auch.
      »Daddy wird’s ihnen schon zeigen«, fuhr Chris fort.
      Über die Schulter rief sie: »Billllyyy! Komm her und sag hallo zu Sue.«
      Er ließ seine Zeitschrift sinken und schlenderte herüber, die Daumen in seinen Gürtel gehakt, die Finger lässig herabbaumelnd, daß sie sich fast in der Beingabel seiner prallen Jeans trafen.
      Sue erschien alles plötzlich so unwirklich, daß sie sich nur mühsam beherrschte, um nicht haltlos zu kichern.
      »Hallo, Sue«, sagte Billy. Er schlüpfte neben Chris und begann sofort ihre Schulter zu kneten. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Ebensogut hätte er ein Stück Fleisch bearbeiten können.
      »Ich denke, wir werden die Abschlußfeier sowieso auffliegen lassen«, meinte Chris. »Als Protest oder so.«
      »Stimmt das?« Sue war richtig erschrocken.
      »Nein«, gab Chris zu. »Ich weiß nicht.« Ihr Gesicht verzerrte sich urplötzlich, als sei ein Tornado darüber hinweggegangen. »Diese gottverdammte Carrie White! Ich wollte, sie würde zum Teufel gehen!«
      »Du kommst drüber weg«, sagte Sue.
      »Wenn ihr anderen nur mitgemacht hättet... Jesus, Sue, warum habt ihr nicht? Wir hätten sie alle fertigmachen können. Ich hätte euch nie für solche Kriecher gehalten.«
      Sue spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. »Was mit den anderen ist, weiß ich nicht, aber ich bin vor niemandem gekrochen. Ich habe die Strafe angenommen, weil ich fand, ich habe sie verdient. Wir haben uns abscheulich benommen. Ende der Durchsage.«
      »Scheißdreck. Diese beschissene Carrie rennt herum und sagt, alle außer ihr und ihrer Momma mit dem Heiligenschein fahren zur Hölle, und da setzt du dich noch für sie ein? Wir hätten ihr die Fetzen alle in den Hals stopfen sollen.«
      »Sicher. Ja. Bis dann also, Chris.« Sue verließ fluchtartig die Nische.
      Diesmal wechselte Chris die Farbe. Das Blut stieg ihr schlagartig in die Wangen, als habe sich eine rote Wolke darübergelegt.
      »Spiel dich hier bloß nicht als Jungfrau von Orleans auf! Wenn ich mich recht erinnere, hast du ganz schön mitgemacht.«
      »Ja«, sagte Sue und zitterte, »aber ich habe aufgehört.«
      »Oh, wie edelmütig von dir!« höhnte Chris. »O mein Engelchen! Nimm bloß deinen Saft mit. Ich hab’ Angst, ich könnte ihn berühren und mich in Gold verwandeln.«
      Sue nahm ihr Getränk nicht mit. Sie drehte sich um und lief, halb stolpernd, hinaus. Die Entrüstung in ihr war sehr groß, viel zu groß für Tränen oder Zorn. Sie war ein mittelmäßiges Mädchen, und es war das erstemal, daß sie gekämpft hatte, daß sie sich richtig gestritten hatte, seit sie ein kleines Kind war und man ihr die Zöpfe abgeschnitten hatte.
      Und es war das erstemal, daß sie eine Lehrkraft verteidigt hatte.
      Und natürlich hatte Chris sie genau am richtigen Fleck getroffen, genau da, wo sie am verwundbarsten war: Sie war eine Heuchlerin, da gab es gar keinen Zweifel. Tief in ihrem Inneren wußte sie, daß es überhaupt nichts mit Edelmut oder sonst einer heldenhaften Haltung zu tun hatte, daß sie die Gymnastikstunden von Miß Desjardin standhaft besuchte. Sie wollte einfach auf gar keinen Fall ihren letzten Frühlingsball aufs Spiel setzen. Unter keiner Bedingung.
      Tommy war nirgends in Sicht.
      Sie ging zur Schule zurück, ihr Magen krampfte sich unglücklich zusammen. Kleines Fräulein Edelmut. Suzy Liebenswürdig. Das reizende Mädchen, das es nur mit dem Jungen tut, den es heiraten wird — natürlich mit der Sonntagsausgabe der

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