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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Zeitung als Unterlage. Zwei Kinder.
      Frühlingsball. Blaues Kleid. Das Korsett den ganzen Nachmit tag über im Eisschrank. Tommy in einem weißen Dinnerjakkett, Fliege, schwarze Schuhe, schwarze Hosen. Eltern machen Fotos neben dem Wohnzimmersofa, mit Kodak-Blitzlichtapparaten und Polaroid Großformat. Girlanden am Schuleingang. Mortimer-Gang, bitte bleib weg. Eintritt nur für angehende Country-Club-Mitglieder und zukünftige Bewohner von Sauberstadt.
    Endlich kamen ihr die Tränen, und sie begann zu rennen.

    Aus: Als der Schatten explodierte (S. 62):
      »Der folgende Auszug ist einem Brief von Christine Hargensen an Donna Kellogg entnommen. Das Kellogg-Mädchen übersiedelte im Lauf des Jahres 1978 von Chamberlain nach Providence, Rhode Island. Sie war offensichtlich eine von Chris Hargensens besten Freundinnen und Vertrauten. Der Brief trägt den Poststempel vom 17. Mai 1979:
      ›Ich darf also nicht zur Abschlußfeier, und mein dämlicher Vater sagt, er wird ihnen nicht geben, was sie verdienen. Aber so kommen die nicht davon. Ich weiß noch nicht genau, was ich tun werde, aber ich garantiere dir, die werden sich noch wundern, und zwar gewaltig...‹«

    Es war der siebzehnte. Der siebzehnte Mai. Sie kreuzte sich diesen Tag im Kalender an, sobald sie in ihr langes weißes Nachthemd geschlüpft war. Sie strich jeden Tag, der vorüber war, mit einem dicken schwarzen Filzstift an. Vermutlich war das sehr unhöflich dem Leben gegenüber. Das war ihr aber völlig gleichgültig. Das einzige, was sie wirklich kümmerte, war, daß Momma sie zwingen würde, morgen wieder zur Schule zu gehen, und daß sie denen wieder gegenübertreten mußte.
      Sie setzte sich in den kleinen Schaukelstuhl aus Boston (bezahlt von ihrem eigenen Geld) neben dem Fenster, schloß die Augen und verbannte sie alle und alles Unangenehme aus ihrem Gedächtnis. Es war, als würde man einen Fußboden wischen. Heb den Teppich deines Unterbewußtseins hoch und fege allen Dreck darunter. Auf Wiedersehen.
      Sie öffnete die Augen. Sie sah die Haarbürste auf ihrem Schreibsekretär.
      Zucken.
      Sie hob die Haarbürste in die Höhe. Sie war schwer. So, als ob
    man eine Kugelstange mit ganz schwachen Armen hochzuheben versucht. Oh. Mist.
      Die Haarbürste schlitterte bis zum Ende des Tisches, schlitterte darüber hinaus, wo sie durch die Schwerkraft eigentlich hätte zu Boden fallen müssen, und dann baumelte sie, als hinge sie an einem unsichtbaren Strick. Carries Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. Das Blut pochte in ihren Schläfen. Ein Arzt hätte sich vielleicht dafür interessiert, was in diesem Augenblick in ihrem Körper vor sich ging. Es ergab keinen Sinn. Die Atmung war auf sechzehn Züge in der Minute gesunken. Blutdruck 190/100. Puls bis 140 — höher als bei Astronauten unter der schweren Belastung des Starts. Temperatur nur 34,6. Ihr Körper schien Energie zu verbrennen, die aus dem Nichts kam und ins Nichts verschwand. Ein Elektroenzephalogramm hätte Alpha-Wellen angezeigt, die schon keine Wellen mehr waren, sondern eine Sturmflut.
      Vorsichtig ließ sie die Haarbürste wieder hinunter. Gut. Vergangene Nacht hatte sie sie fallen lassen.
      Wieder schloß sie die Augen und schaukelte.
      Die Körperfunktionen begannen sich zu normalisieren. Die Atmung beschleunigte sich, bis sie beinahe keuchte. Der Schaukelstuhl quiekte leise. Nicht unangenehm. Beruhigend. Schaukel, Schaukel. Mach die Gedanken frei.
      »Carrie?« Die leicht verstörte Stimme ihrer Mutter drang nach oben.
      (sie bekommt Störungen wie ein Radio wenn man am Knopf dreht gut gut)
      »Hast du deine Gebete gesprochen, Carrie?«
      »Ich spreche sie gerade«, rief sie zurück.
      Ja. Sie sprach sie gerade, schon richtig.
      Sie betrachtete ihr kleines Bett.
      Zucken.
      Wahnsinniges Gewicht. Riesig. Untragbar.
      Das Bett zitterte, und dann hob sich das Ende vielleicht fünf Zentimeter hoch.
      Mit einem Krachen fiel es wieder zurück. Carrie wartete mit einem kleinen Lächeln um ihre Lippen darauf, daß Momma verärgert nach oben rufen würde. Sie tat’s nicht. Also stand Carrie auf, ging zu ihrem Bett und schlüpfte zwischen die kühlen Laken. Sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich schwindlig wie immer nach diesen Übungen. Ihr Herz klopfte wie rasend.
      Sie drehte das Licht ab und legte sich zurück. Kein Kissen. Momma erlaubte ihr kein Kissen.
      Sie dachte an kleine Teufelchen und Kobolde und Hexen
      (bin

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