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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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denken:
      (ich Sue Snell)
      Nur, es war gar nicht nötig, an ihren Namen zu denken. Der Gedanke an ihre eigene Person bedurfte weder der Worte noch der Bilder. Die Erkenntnis brachte plötzlich alles ganz nahe, verdichtete alles, machte es wirklich, und Erbarmen für Carrie brach durch die Stumpfheit ihres Schocks.
      Und Carrie, mit schwindendem, wirrem Vorwurf:
      (du hast mich zum Narren gehalten ihr alle habt mich zum Narren gehalten)
      (Carrie ich weiß nicht einmal was passiert ist Tommy)
      (ihr habt mich zum Narren gehalten das ist passiert ein Trick Trick Trick o schmutziger Trick)
      Die Mischung aus Vorstellung und Gefühl war verblüffend, unbeschreiblich. Blut. Traurigkeit. Angst. Der letzte schmutzige Trick in einer langen Reihe schmutziger Tricks: sie rasten vorbei in einem verwirrenden Durcheinander, so daß sich Sues Gedanken hoffnungslos, hilflos verhaspelten. Sie teilten die entsetzliche Totalität vollkommenen Wissens miteinander.
      (Carrie nicht nicht nicht tut mir weh)
      Jetzt Mädchen, die Monatsbinden warfen, Tampons, lachten, sangen, Sues Gesicht spiegelte sich in ihren Gedanken: häßlich,
    verzerrt, nur ein Mund, grausam schön.
    (sieh die abscheulichen Tricks sieh mein ganzes Leben
    ein einziger langer schmutziger Trick)
    (schau Carrie schau in mich hinein)
    Und Carrie sah in sie hinein.
      Diese Erfahrung war erschreckend. Ihre Gedanken und ihr Nervensystem waren zu einem offenen Buch geworden, zu einer ganzen Bibliothek. Jemand rannte auf der verzweifelten Suche nach etwas durch sie hindurch, Finger blätterten leichthin über Buchseiten, zogen einige Bücher heraus, prüften sie, steckten sie zurück, ließen andere fallen, daß die Seiten wie wild flatterten
      (das bin ich als Kind haßte ihn Daddy o Mommy
      weiche Lippen o Zähne Bobby hat mich gestoßen mein Knie Auto ich möchte mit dem Auto fahren wir besuchen Tante Cessily Mommy komm schnell ich habe Pipi gemacht)
      im Wind der Erinnerung und immer weiter und weiter, endlich erreichte sie ein Regal mit der Aufschrift TOMMY, darüber stand BALL. Bücher wurden aufgeschlagen, Blitzlichter der Erfahrung, Randbemerkungen in sämtlichen Hieroglyphen der Gemütsbewegung.
      Schauen. Mehr finden, als Sue selbst erwartete — Liebe zu Tommy, Eifersucht, Egoismus, die Notwendigkeit, ihm im Fall von Carrie ihren Willen aufzudrängen, Abscheu vor Carrie
      (sie könnte sich mehr pflegen sie sieht aus wie eine
      VERDAMMTE KRÖTE)
      Haß auf Miß Desjardin, Haß auf sich selbst.
      Aber keine böse Absicht, was Carrie selbst betraf, kein Plan, sie vor alle hinzustellen und sie dann zu demütigen.
      Das fiebrige Gefühl, in den geheimsten Gängen ihrer Gedanken vergewaltigt worden zu sein, verflog. Sie spürte, wie Carrie sich zurückzog, wie sie schwach wurde.
      (warum hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen)
      (Carrie ich)
      (Momma wäre noch am Leben ich habe meine Momma getötet ich will sie haben o es tut so weh meine Schulter tut weh o o o ich will meine Momma)
      (Carrie ich)
      Und es gab keine Möglichkeit, diesen Gedanken zu Ende zu denken, nichts, womit sie ihn hätte beenden können. Sue wurde plötzlich von der Angst überwältigt, und sie konnte ihr keinen Namen geben: diese blutende Jammergestalt auf dem ölverschmierten Asphalt schien plötzlich bedeutungslos geworden zu sein und scheußlich in ihren Schmerzen und in ihrem Tod.
      (o Momma ich habe Angst MOMMA)
      Sie versuchte sich loszulösen, ihre Gedanken zu befreien, Carrie zumindest die Wohltat eines intimen Todes zu gewähren, aber sie konnte nicht. Sie fühlte, daß sie selbst im Sterben lag, und wollte die Vorschau auf ihr eigenes mögliches Ende nicht sehen.
      (Carrie laß mich LOS)
      (Momma Momma Momma oooooooooo OOOOOOOO)
      Der geistige Schrei steigerte sich zu einem erschütternden, unerträglichen Crescendo, und dann erstarb er plötzlich. Einen Augenblick lang war es Sue, als sehe sie eine Kerzenflamme in rasender Eile in einem langen, schwarzen Tunnel verschwinden.
      (sie stirbt o mein Gott ich spüre wie sie stirbt)
      Und dann war das Licht weg, und der letzte bewußte Gedanke war
      (Momma es tut mir leid)
      und er brach unvermittelt ab, und Sue spürte nur noch die leere, idiotische Frequenz ihrer Nervenenden, die Stunden brauchen würden, um abzusterben.
      Sie taumelte davon, streckte die Arme von sich wie eine Blinde, stolperte über die Einfassung des Parkplatzes und

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